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Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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mein Sudhaus im Haus zur guten Stund verschlossen und versiegelt vorgefunden und von meiner Magd dieses Schreiben erhalten. Könnt Ihr mir sagen, wer solche Lüge über mich in die Welt gesetzt hat? Selbstverständlich habe ich das Bierbrauen rechtmäßig erlernt, und zwar beim Schneckenwirt. Ihr könnt –»
    «Seid Ihr nicht Michael Bantzers Witwe?», unterbrach sie der Schreiber und sah sie über den Rand seiner Brille prüfend an.
    Als Catharina nickte, fuhr er wohlwollend fort: «Ihr könnt Euch sicher nicht erinnern, aber ich war einmal bei Euch zu Gast, als Euer verstorbener Mann – Gott hab ihn selig – in den Magistrat gewählt wurde. Ein ebenso vergnügliches wie vorzügliches Mahl war das! Dass ich nicht selbst darauf gekommen bin, dass Ihr das seid! Aber wie ich sehe, wohnt Ihr jetzt in einem anderen Haus.»
    «Ganz recht. Und dort hab ich die Arbeit wieder aufgenommen, die ich vor meiner Heirat im Schneckenwirtshaus erlernt habe, nämlich das Bierbrauen. Braucht Ihr hierüber schriftliche Zeugnisse?»
    «Nein, nein, Bantzerin, nicht nötig. Ich denke, das geht jetzt alles in Ordnung. Da ist wohl einer unserer Bürger ein bisschen übereifrig gewesen.»
    «Darf ich wissen, wer dieser Bürger ist?»
    «Das zu sagen ist mir leider nicht erlaubt.»
    Catharina war enttäuscht.
    «Könnt Ihr mir wenigstens sagen, was dieser Mensch mir im Einzelnen vorgeworfen hat?»
    «Ja, also dass Ihr – wartet einen Augenblick, ich suche eben das Protokoll heraus. Wo habe ich es nur abgelegt? Ach ja, hier ist es.»
    Er rückte seine Brille zurecht und begann vorzulesen.
    «Ich, Hartmann äh – Sowieso äh – zeige hiermit an, dass die Bürgerin Catharina Stadellmenin, wohnhaft im Haus zur guten Stund –»
    Catharina hörte nicht weiter zu. Also hatte sie mit ihrem Verdacht Recht gehabt: Hartmann Siferlin steckte dahinter.
    Nachdem Waldvogel das Schreiben beiseite gelegt hatte, sagte er freundlich: «Macht Euch keine Sorgen. Ich gebe Euch einen Büttel mit, der das Sudhaus wieder öffnet, und gleich heute noch werde ich Euch eine neue Lizenz ausstellen. Wo, habt Ihr gesagt, habt Ihr das Bierbrauen gelernt? Im Schneckenwirtshaus?»
    Catharina nickte und bedankte sich.
    Zu Hause machte sie sich gleich an die Arbeit und weichte frische Braugerste ein. Zum Glück war Anselm fleißig gewesen und hatte genug Bier hergestellt. Nicht auszudenken, wenn sie durch diesen dummen Zwischenfall den «Storchen» als Kunden verloren hätte. Neugierig füllte sie sich einen halben Krug von Anselms Bier ab und lächelte, nachdem sie gekostet hatte. Nicht schlecht. Sie musste ihn fragen, wie er diesen würzigen Geschmack zustande gebracht hatte.
    Dann besprach sie sich mit Barbara und Elsbeth wegen Siferlin.
    «Ihr solltet besser herausfinden, was Siferlin gegen Euch hat», sagte Barbara. «Sonst ist das womöglich nicht das letzte Mal, dass er Euch Steine in den Weg wirft.»
    «Hattet Ihr in letzter Zeit einmal Streit mit ihm?», fragte Elsbeth.
    Catharina erzählte den beiden, ohne auf Einzelheiten einzugehen, von den gefälschten Büchern.
    «Habt Ihr ihn denn deshalb nicht angezeigt?», fragte Barbara erstaunt.
    Ein leichte Röte stieg in Catharinas Wangen. «Er hat gedroht, dass er im Falle einer Anzeige mein Verhältnis mit Benedikt öffentlich machen würde.»
    «Verdammter Heuchler», zischte Barbara.
    «Es ist doch seltsam», sagte Elsbeth nachdenklich. «Schließlich habt Ihr Euer Schweigen über seine Betrügerei gehalten, und jeder normale Mensch, der so viel Dreck am Stecken hat wie Siferlin, würde Euch jetzt in Ruhe lassen.»
    «Ich verstehe es auch nicht. Vom ersten Moment an, als ich in das Bantzer’sche Haus zog, hatte ich den Eindruck, dass er mich verachtet – ja, mehr noch: Er hasst mich.» Sie stand auf. «Ich werde ihn zur Rede stellen.»
    Am frühen Abend suchte sie Siferlin auf. Wie bei ihrem letzten Gespräch setzte er sich in den Lehnstuhl, schlug die Spinnenbeine übereinander und sah sie aus seinen Fischaugen abschätzend an.
    «Eine Frage nur», sagte Catharina und gab sich Mühe, Siferlins stechendem Blick nicht auszuweichen. «Warum macht Ihr mir das Leben schwer?»
    Siferlin lachte meckernd. «Ich bewundere Euren Scharfsinn. So wie damals bei den Geschäftsbüchern habt Ihr also nicht Ruhe gegeben, bis Ihr herausgefunden habt, wer Euch angezeigt hat. Für eine Frau seid Ihr sehr klug, zu klug.»
    »Ihr habt meine Frage nicht beantwortet.»
    «Ich sehe keinen Anlass, Euch andere Gründe für meine

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