Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Die Hexe von Freiburg (German Edition)

Titel: Die Hexe von Freiburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
Vom Netzwerk:
einen Moment auf den Stufen dort ausruhen, bevor wir ins Haus gehen.»
    Sie setzten sich auf die Steintreppe beim Hauptbad, und Sofie versuchte, tief und ruhig durchzuatmen. Da spürte Catharina, dass hinter ihrem Rücken sie jemand beobachtete. Sie drehte sich um. Oben auf dem Hügel stand unter einer Baumgruppe die halbwüchsige Tochter ihrer neuen Zimmergenossin und unterhielt sich mit einem hoch gewachsenen, hageren Mann, der im Halbdunkel des Schattens nur schemenhaft zu erkennen war. Dann verabschiedeten sich die beiden. Das Mädchen kam den Hügel herunter, während der Mann in die andere Richtung davonging. Als er eilig über die helle Wiese schritt, konnte man deutlich sehen, wie er hinkte. Catharina sprang auf und erstarrte: Hatte sie richtig gesehen? Das war doch Siferlin, ganz bestimmt war er es. Ihr Herz klopfte. Michael hatte ihn geschickt, um auszukundschaften, was sie trieb! Sie trat dem Mädchen in den Weg und hielt es am Arm fest.
    «Mit wem hast du dich da unterhalten?»
    «Lasst mich los.» Das Mädchen schüttelte ihre Hand ab. «Ich wüsste nicht, was Euch das angeht.»
    Catharina riss sich zusammen. «Entschuldige bitte. Ich dachte eben nur, das sei ein Onkel von mir gewesen, der hier in der Nähe wohnt», log sie.
    «Onkel», kicherte das Mädchen. «Dann hättet Ihr aber einen aufdringlichen Onkel. Nein, das war der Kammerdiener eines badischen Edelmanns, der heute Mittag abgereist ist. Jetzt hat er es ziemlich eilig, seinem Herrn hinterherzukommen. Dem Himmel sei Dank – so ein brünstiger Bock.» Sie schritt davon, wobei sie übertrieben mit der Hüfte schwang.
    Nachdenklich setzte sich Catharina wieder neben Sofie. Da stimmte doch etwas nicht. Sie hatte hier nie einen hageren Mann mit verwachsenem Rücken gesehen.
    «Was ist los?», fragte Sofie.
    «Ich dachte, der Mann, den wir eben gesehen haben, sei der Kompagnon meines Mannes gewesen. Aber ich habe mich wohl geirrt.»
    «Bestimmt. Was sollte der hier schon wollen. Und wenn er es gewesen wäre, hätte er dich doch begrüßt.»
    «Nein, das hätte er bestimmt nicht. Ich denke oft, dass dieser Mann, Siferlin heißt er, hinter mir herschnüffelt.»
    «Und jetzt glaubst du, dass dein Mann ihn hierher geschickt hat?»
    Catharina nickte.
    «Aber Catharina, warum sollte Michael so etwas Unsinniges tun?»
    «Ach, Sofie, wenn du wüsstest.» Zögernd erzählte sie Sofie, wie schlecht ihr Verhältnis zu Michael geworden war, dass sie längst nicht mehr zusammen schliefen und er eine Geliebte hatte. Zum ersten Mal offenbarte sie jemandem, wie es um ihre Ehe stand, und es war ihr eine unendliche Erleichterung, davon zu sprechen.
    Tröstend nahm Sofie ihre Hand. «Das tut mir Leid für dich. Wir haben zu Hause oft über dich und Michael gesprochen und immer gehofft, dass ihr euch gut versteht und ein zufriedenes Leben führt.» Sie zögerte. «Ich weiß, dass viele Paare sich belügen und betrügen, das siehst du ja hier jeden Tag. Ich weiß auch, dass ich Christoph nicht immer das geben kann, was ein Mann von seiner Frau erwartet, aber trotzdem: Wenn Christoph eine andere Frau lieben würde – ich könnte das nicht ertragen.»
    Bei Sofies letztem Satz zuckte Catharina zusammen.
    In dieser Nacht hatte sie einen schrecklichen Traum. Sie lag allein in ihrer Kammer im Gasthaus, als es klopfte. Da niemand eintrat, öffnete sie die Tür und sah im dunklen Flur Siferlin stehen. Mit seiner Fistelstimme verkündete er, dass er jetzt im Besitz aller Vollmachten sei, auch was ihr Privatleben betreffe. Da erst sah Catharina, dass Siferlin splitternackt war. Sie wollte fliehen, doch er drängte sie in die Kammer zurück und verriegelte die Tür. Dann riss er ihre Kleider vom Leib und band sie mit einem Strick auf das Bett. Sie konnte kaum den Kopf heben, so brutal hatte er sie gefesselt. Zitternd vor Angst hörte sie seine Schritte und das leise Knacken von trockenem Laub und Zweigen. «Du hast mich getötet, jetzt wirst du dafür büßen.» Das war gar nicht Siferlins Stimme, das war Johann. Grinsend beugte er sich über ihr Gesicht, und sie konnte deutlich die klaffende Wunde oberhalb seiner Schläfe sehen, durch die hell die Schädeldecke schimmerte. Der Kopf verschwand. Sie hörte, wie das Knistern lauter wurde, und bemerkte entsetzt die Flammen, die an den Bettpfosten heraufzüngelten. Mit letzter Kraft schrie sie um Hilfe.
    «Bindet mich los! Bindet mich los!»
    «Beruhige dich, Catharina, es ist alles in Ordnung.»
    Schweißnass erwachte sie und sah

Weitere Kostenlose Bücher