Die Hexe von Hitchwick
Flügeltür hinweg, ließen die Gestalten der Darstellungen hervortreten.
Sug schluckte schwer, dann streckte sie die rechte Hand aus, gleich einer Geste des Einhaltgebietens. Noch bevor ihre flache Hand, an deren Gelenk der Rosenkranz baumelte, die schaurige, schwarze Masse von einer Tür berührte, bog sie sich nach innen. Die Gestalten verzerrten ihre kleinen Gesichter zu Grimassen der Qual, sie schrien stumm und wanden sich im zähen Schwarz. Die Pforte bog sich immer stärker und wich dann gänzlich zurück, indem sie mit voller Kraft aufschlug.
Die Pistole im Anschlag schritt Morgan an Sug vorbei als Erste in die Kirche hinein. Nun hatte die draußen herrschende Dunkelheit etwas Gutes, ihre Augen waren bereits auf schlechte Lichtverhältnisse eingestellt. Kein Blinzeln, keine Gewöhnungsphase, das Kircheninnere zeigte sich direkt in seiner vollständigen nicht vorhandenen Pracht und als Bonus offenbarte es auch gleich noch Pfarrer Higgins. Er war in seiner Bewegung, die stark nach Flucht aussah, hinter dem Altar erstarrt. Morgan konnte nicht sagen, ob der Schock über das Zusammenbrechen der Abschreckungsmaßnahmen, oder die Pistole in ihrer Hand, ihn zur Salzsäule hatte erstarren lassen. Sie hoffte auf die Waffe in ihrer Hand, seine Angst würde einiges leichter machen.
„Herr Pfarrer, wie schön Sie wiederzusehen. Ich will hoffen, es geht Ihnen gut. Naja, wie ich sehen kann, ist es Ihnen zumindest besser ergangen als Jasmine, Sie machen mir immerhin keinen schattenhaften Eindruck.“
Higgins funkelte Morgan bösartig an. Seine Gedanken standen ihm ins Gesicht geschrieben. Der erste Impuls wollte ihn dazu bringen, sich dumm zu stellen, zu behaupten, er wüsste nicht, wovon sie sprach, doch das kam ihm nicht nur aussichtslos vor, sondern auch albern.
Das Versteckspiel hatte ein Ende.
Schon bevor er die beiden Weibsbilder live erlebt hatte, bereits bei dem ersten Bericht eines seiner treuen Schäfchen, war ihm klar gewesen, dass sie Ärger bedeuteten. Sie würden keine Unannehmlichkeiten bereiten, so wie die Reporter oder Polizisten, sondern richtigen Ärger, wahrhaftige Probleme. Probleme, die sie zuvor noch nie gehabt hatten, nicht einmal mit den Abgesandten von Lilith. Es gab Regeln, an die sich die Unterwelt hielt, es gab andere, an die sie sich nicht hielt, doch von jenen war hier nicht die Rede. Die Menschen stellten hingegen ihre eigenen Regeln auf, änderten bestehende oder hielten sich einfach nicht an sie. Zu diesem Schlag gehörten auch diese nervenden Eindringlinge, vor allem die Blonde mit dem Engelsgesicht.
„Es verwehrt sich mir nicht der Eindruck, dass es eilt ein paar Antworten von Ihnen zu erhalten. Wären Sie also so freundlich und würden sprechen?!“
„Danke der Nachfrage, es geht mir gut.“
Erneut stieg die Wut in Morgan hoch. Das war nicht gut, sie spürte bereits das leichte Zittern ihrer Glieder. Das konnte sie jetzt gar nicht gebrauchen. Wenn man eine Waffe auf jemanden richtete, dann brauchte man eine ruhige Hand und einen klaren Kopf.
Sug legte ihre Hand auf Morgans Schulter, drückte sie leicht, sagte ihr damit, sie würde jetzt übernehmen.
„Mir scheint, die Pistole macht nicht so richtig Eindruck auf Sie, vielleicht sollte ich Sie daran erinnern, dass Kugeln tödlich sein können“, sagte Sug ruhig und mit einem freundlichen Lächeln, von der Art der Mildtätigkeit.
„Und wir wissen ja, dass Sie dem Sterben lieber aus dem Weg gehen. Wie lange wandeln Sie schon auf dieser Welt umher? 200 oder 300 Jahre? Wie viele Mädchen hat ihr recht ansehnliches, jugendliches Aussehen gekostet?“, legte Morgan nach.
Higgins Augen wanderten von einer zur anderen, er schätzte die Gefahr ab. Konnte er es wagen zu schweigen, um die Luft noch etwas emotionaler aufzuladen?
Gefühle führten zu Fehlern.
„Wie gesagt, die Pistole animiert Sie scheinbar nicht mit uns zu kooperieren, möglicherweise aber dieses hübsche, kleine Schmuckstück an meinem Handgelenk. Der Rosenkranz von St. George. Er ist nicht nur hübsch und ausgesprochen modisch, er hat es auch in sich. Zauber, erzeugt von Dämonen-Kraft, lässt er einfach verpuffen. Ihre ach so hart erarbeitete Jugend wird gleich abbröckeln“, Sugs Erklärung folgte ein Schlenker ihres Arms und ein Schritt auf den Altar zu.
Seine hellen, strahlenden Augen verengten sich, Wut funkelte in ihnen und zu Sugs Befriedigung, verstehende Angst. Er hatte von dem Rosenkranz gehört, vielleicht davon gelesen, es war nicht von Bedeutung,
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