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Die Hexe von Hitchwick

Die Hexe von Hitchwick

Titel: Die Hexe von Hitchwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Gaede
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und das schert sich ein Scheiß um Kugeln", konterte Sug und deutete in Richtung Kirche.
Hinter dem Zaun, der das Kirchengelände umgab, herrschte eine andere Zeitzone. Die Dunkelheit war dort bereits hereingebrochen, tauchte die Grabsteine in ein graues, schattenhaftes Zwielicht, das sämtliche Konturen verwischte. Allein die Kirche hob sich drohend von dem restlichen, grauen Dunkel ab.
„Taschenspielertricks", sagte Morgan wenig überzeugend.
Natürlich erzeugte dieser Anblick, dieser Blick in das scheinbare Schattenreich, Angst. Er war schon beängstigend gewesen, als sie aus dem Wagen gestiegen und auf die Kirche zugegangen waren. Aber was sollten sie tun? Weglaufen? Wohl kaum.
Das war die Realität, kein Actionfilm. Es würde ihnen überhaupt nichts nützen, wenn sie sich bis unter die Zähne mit Reliquien bewaffneten. Sie hatten nur jeweils zwei Arme und zwei Hände. Weniger war manchmal mehr, vor allem, wenn man seine volle Konzentration brauchte.
    „Taschenspielertrick s, du meinst also, dass wir völlig entspannt zur Kirche spazieren können?“, fragte Sug mit einer gehörigen Portion Sarkasmus in der Stimme.
„Das könnten wir vielleicht, wenn ich dieses Tor aufbekommen würde“, entgegnete Morgan, die sich, entnervt von der Diskussion, dem Zaun mit seinem verrosteten Tor bereits genähert hatte und rüttelnd versuchte es zu öffnen.
Das Tor war nicht abgeschlossen, etwas anderes sorgte dafür, dass es sich nicht öffnen ließ. Morgans Bemühungen wurden rabiater, ihre Gefühle übernahmen die Steuerung ihrer Handlungen, schwemmten eine gewaltige Menge Aggressionen an das Ufer des Bewusstseins. All der Frust und unterschwellige Ärger der letzten Tage und Wochen drohte sich Bahn zu brechen.
„Morgan! Morgan, was treibst du da? Hat bei magisch verschlossenen Türen, Kisten, Schlössern je rohe Gewalt geholfen? Nein hat sie nicht, also was machst du da?“, fragte Sug voller Entsetzen über Morgans Handlung.
Es war eher die Stimme als die Worte, die Morgans Gemüt beruhigte, sie innehalten ließ. Sug hatte völlig recht, was machte sie da bloß?
So würde das in hundert Jahren nichts werden, nicht dass sie es so lange versuchen wollte.
Morgan sammelte sich einen Moment, atmete tief durch und ließ alle störenden Emotionen abklingen, dann griff sie in ihre Hosentasche und holte eine kleine Ampulle hervor. Es machte ein leises Plop-Geräusch, als der winzige Korken den Flaschenhals verließ. Morgan hielt Zeige- und Mittelfinger auf die Öffnung, drehte die Ampulle, so wie man es bei Parfum machte, doch anstatt sich mit der klaren Flüssigkeit zu besprenkeln, schnippte sie diese dem Tor entgegen. Schon bei ihrem ersten Besuch hatte das Tor laut geknirscht und geknarrt, jetzt schien es zu schreien, als erzeugte das Aufschwingen Schmerzen.
„Ich glaube, das war das erste Weihwasser, was diese heilige Stätte je gesehen oder gespürt hat“, sagte Morgan, zog die Pistole und schritt durch das offene Tor.
Ein Schaudern durchzog Sug, als sie dicht hinter Morgan das Kirchengelände betrat. Zwar hatte Morgan wahrscheinlich recht und es handelte sich nur um Taschenspielertricks, dadurch wurde der Gang trotzdem nicht angenehmer. Die Dunkelheit, das widerstrebende Tor, alles Anzeichen, dass sie ferngehalten werden sollten. Die Kirche war auf Abschreckung eingestellt, nicht auf Angriff. Der Ort stand weder unter göttlichem Schutz, so wie sie es erst vermutet und gehofft hatte, noch unter dämonischem, was eine Erleichterung darstellte für Sugs Gemüt und ihr Vorhaben.
„Du solltest vorgehen, sie macht es nämlich schon wieder“, sagte Morgan und deutete auf die sich entfernende Kirche.
Sug trat an Morgan vorbei, zog den Ärmel ihres rechten Arms etwas nach oben und entblößte einen Rosenkranz aus siebenundvierzig schwarzen Perlen und einem aus zwei Fingerknochen geformten Kreuz, der um ihr Handgelenk geschlungen war. Das bloße Erscheinen dieses Rosenkranzes brachte die Kirche in die Normalität zurück, sie wich nicht mehr fort, sie schien für einen kurzen Augenblick auf sie zuzukommen. Ein Wimpernschlag nur und schon war es vorbei, die Kirche stand fest auf dem Fundament, auf dem sie gebaut worden war, nur noch wenige Schritte von den beiden Frauen entfernt.
Der Ort unternahm einen letzten Versuch der Abschreckung gegen die unerwünschten Eindringlinge. Die massive Kirchenpforte mit ihren schrecklichen Abbildungen erwachte zum Leben.
Schwarze Wellen einer teerartigen Substanz zogen über die

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