Die Hexe von Hitchwick
süffisant lächelnden Mann an der Tür.
„Und das sagt wer?“
„Die Vorschriften sagen das und Sergeant Morgan Danby.“
„Ich dachte mir schon, dass Sie noch vorbeikommen würden, aber müssten sie nicht zu zweit sein?“
„Meine Kollegin kommt gleich nach. Wäre es vielleicht möglich mit Mrs. Smith zu sprechen?“
„Wohl eher nicht, außer Sie wollen sie auf der Arbeit anrufen. Ich denke allerdings, dass Sie alles, was Sie meiner Frau sagen wollen, auch mir sagen können.“
„Sie sind also Mr. Smith“, sagte Morgan und tadelte sich, dass sie nicht selbst darauf gekommen war.
„Wie unhöflich von mir. John Smith. Kommen Sie doch bitte rein“, sagte er, schüttelte ihr mit festem Druck die Hand und winkte sie dann an sich vorbei ins Haus.
11. Kapitel
Einen Tee oder ein anderes warmes Getränk hatte Morgan bereits dankend abgelehnt. Das Platznehmen auch noch auszuschlagen, wäre ihr überaus unhöflich vorgekommen, obwohl ihr die Zeit im Nacken saß und sie sich nur darauf konzentrierte, das Haus leer zu bekommen. Wie schon bei ihrem ersten Besuch saß sie in dem heimelich gestalteten Wintergarten, der mit Sicherheit ein wunderbarer Ort zum Lesen, Plausch halten und Tee trinken war, wenn man alles ausblendete, was in dem Haus und in Hitchwick vor sich ging.
„Hören Sie, ich kann verstehen, dass Sie sich ungern für einige Zeit vor ihre eigene Tür setzen lassen. Es tut mir wirklich leid Ihnen solche Unannehmlichkeiten zu bereiten, doch ich muss drauf bestehen, dass Sie das Haus wieder verlassen. Spätestens im Laufe des morgigen Tages gehört Ihnen ihr Haus wieder ganz allein“, wirklich ganz allein , fügte sie in Gedanken hinzu.
„Als mir meine Frau berichtet hat, was geschehen war, habe ich mich sofort auf den Heimweg gemacht. Und ich muss sagen, ich war sehr überrascht, dass man meine Familie, wie drückten Sie es noch aus, vor die Tür gesetzt hat, obwohl niemand von der Spurensicherung hier war und auch kein leuchtendes Band das Haus absperrte, oder gar die Tür mit einem dieser kleinen Aufkleber versiegelt worden war.“
„Der polizeiliche Alltag unterscheidet sich sehr von dem, was man im Fernsehen sieht. Versiegelt werden Türen normalerweise dann, wenn ein Mord geschehen ist. Und auf das Absperrband wurde auf mein Drängen hin verzichtet. Ich dachte mir, es wäre ihnen sicher lieber, wenn sie nicht sofort zum Dorfthema Nr. 1 werden“, erklärte Morgan und wünschte sich, sie hätte den Tee doch angenommen.
Ihr Mund wurde immer trockener und sie befürchtete, bald keinen Ton mehr rauszubringen. Sie war es gewohnt spontan zu lügen, mit der Zeit im Nacken und diesem merkwürdigen Gefühl im Magen fiel es ihr jedoch sehr schwer, die Nicht-Wahrheit als Realität auszugeben. Das flaue Gefühl im Magen war aufgekommen, als sie Mr. Smith erblickt hatte. Zuerst hielt sie es für Überraschung, immerhin hatte sie nicht damit gerechnet, dass er hier sein würde. Allmählich keimte die Einsicht in ihr auf, dass es weniger damit zu tun hatte als viel mehr mit ihm selbst. Was auch immer er beruflich machte, die Leute tanzten nach seiner Pfeife, alles an ihm strahlte Autorität aus. Mit Sicherheit bekam er selten Gegenwind, nicht weil er besonders breit wirkte oder seine Größe die Norm sprengte. Er wirkte nicht wie ein gewalttätiger Schläger, seine Statur war eher normal und seine Miene glich nicht der eines Psychopathen, doch seine gerade Haltung, seine ruhige, feste Stimme und sein gerader, durchdringender Blick erzeugten Respekt. Hier saß ein Alphatier vor Morgan. Das stellte in doppelter Hinsicht ein Problem dar. Zum einen war Morgan so gepolt, Autorität nicht ohne Weiteres anzuerkennen, und zum anderen ließen sich solche Leute nicht einfach aus ihrem Revier verjagen.
„Nun, dann bin ich Ihnen wohl zu Dank verpflichtet, dass Sie weder mein Haus komplett auf den Kopf gestellt, noch ganz Hitchwick in Aufruhe gebracht haben. Und auch, wenn ich mit der Arbeit der Polizei nicht so vertraut bin, wie Sie , so sieht es nicht so aus, als müsste hier noch viel gemacht werden.“
Er weiß es , schoss es Morgan durch den Kopf. Er weiß, dass ich nicht bei der Polizei bin.
„Ihre Frau ist auf der Arbeit, sagten Sie? Wo ist ihre Tochter Leonie. Ist sie mit ihrer Mutter zurückgekommen?“
„Sie war sehr erschöpft, was ja auch kein Wunder ist. Leonie liegt in ihrem Bett und schläft friedlich“, erwiderte er mit einem kalten Lächeln.
„Ich müsste sie trotzdem stören. Es gibt
Weitere Kostenlose Bücher