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Die Hexe von Hitchwick

Die Hexe von Hitchwick

Titel: Die Hexe von Hitchwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Gaede
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umklammerte Morgan die Mitte des Pflocks, die Rechte lag auf seinem abgerundeten Ende. Während sie auf die Hexe zueilte, zog sie den Pflock über ihre Schulter um genug Schwung zu haben. Ihre Füße stoppten, mit ihrer gesamten Kraft trieb sie das Holz durch den schwarzen Umhang in den Rücken der Hexe hinein. Er drang in sie ein, durch sie hindurch, sie schrie auf und im selben Augenblick stürzte Mrs. Cooper nach vorne. Die Spitze des Pflocks ragte aus der Hexe heraus, drückte sich in Mrs. Coopers Fleisch und durchbrach ihre Rippen. Der Umhang stob in alle Richtungen, die Seelen versuchten sich zu befreien, das Rot der lodernden Haut explodierte in seiner Intensität.
Mit einem letzten, alle Kraft raubenden Ruck zerrte Mrs. Cooper die Hexe mit sich in den Kreis des Pentagramms. Morgan streckte die Hände aus, wollte die alte Dame packen und wegziehen, doch ein weiterer markerschütternder Schrei lähmte sie, nötigte sie dazu ihre Hände gegen die Ohren zu pressen.
Ein weißer Blitz schoss die Linien des Pentagramms entlang, sprang auf die Zeichen über, brachte sie zum Leuchten. Der Boden verlor seine feste Form, unendliche Dunkelheit öffnete sich unter den Zeichen. Verzweifelt wand sich die Hexe in Mrs. Coopers Armen. Das weiße Glühen züngelte an ihnen hinauf, berührte den Umhang, der in einer lichten Explosion in seine Atome zersprengt wurde. Die menschliche Form der Hexe verzog sich, verlor sich in dem roten Brennen ihrer Haut.
Ein Lächeln huschte über Mrs. Cooper Lippen, dann schloss sie die Augen. Die Zeichen unter ihren Füßen verschwommen, lösten sich auf, das Glühen erstarb. Die Dunkelheit schnellte hervor, verschlang alles in seiner Mitte und zog es mit sich hinab.
Morgan ließ die Arme sinken, starrte auf das schwarze Etwas und war schon im Begriff sich danach zu bücken, als die Schwärze erzitterte und sich nach außen wölbte, gleich einer riesigen Blase. Ein merkwürdig schluckendes Geräusch ertönte und dann erschien an der Oberfläche der Pflock.
Ohne zu überlegen, ohne sich dieses Mal zurückzuhalten, beugte sich Morgan nach vorn und ergriff ihn. Kaum hatte sich der Pflock einige Zentimeter vom Boden entfernt, kräuselten erneut einige Wellen die Oberfläche der Dunkelheit. Sie erhob sich, bildete eine Säule, veränderte ihre Form, zerfloss ein wenig und formte sich neu. Morgan stolperte zurück, befürchtete das Schlimmste und hoffte gleichzeitig auf das Beste.
Die schwarze Masse bildete die Form eines Menschen heraus, riss auf und glitt an einer jungen Frau hinab.
Morgan traute ihren Augen nicht.
Leonie ?
Unwillkürlich drehte sie sich um. Erleichtert, erbost und verwirrt zugleich, stellte sie fest, dass Leonie noch immer beim Eingang des Gewölbekellers stand.
Morgan hatte ihr gesagt, sie solle verschwinden, warum hatte sie das nicht getan? Auf der anderen Seite war sie froh, sie einigermaßen wohlauf zu sehen und vor allem nicht nackt. Morgan blickte wieder zu der Gestalt im Pentagramm.
Es war keine junge Frau, es war ein Mädchen, kaum älter als Leonie und sie sah auch kaum anders aus. Ihr Haar war von derselben dunkelbraunen Farbe, wie das von Leonie, nur fielen sie ihr in langen Strähnen über ihre nackten Schultern, während Leonies gerade eben die Schultern berührten. Ihre lange, schmale Nase glich der Leonies bis aufs Äußerste. Nur die Augen der nackten Gestalt waren schmaler und von einem sanften Grün, anstatt Haselnussbraun. Vor Morgan stand also kein Leonie-Doppelgänger aus einer anderen Dimension, sie unterschieden sich, doch die Ähnlichkeit war verblüffend.
Vorsichtig trat sie aus dem Kreis, legte sich die Hände auf die Arme und rieb sie fröstelnd. Morgan steckte den Pflock in die Schnalle an ihrem Gürtel, eilte zu ihrer Jacke, warf einen kurzen Blick auf die immer noch zusammengekauerte Victoria McFare und schritt dann zügig zurück zu der frierenden Nackten. Etwas zögerlich legte sie dem Mädchen die Jacke um die Schultern. Ihre Haut war schneeweiß, was die dunkle Jacke noch verstärkte. Eine Gänsehaut zog sich über ihren gesamten Körper.
„Wer bist du?“, fragte Morgan.
„Mein Name ist Eve Smith und Ihr seid Morgan, nehme ich an.“
Ein Nicken war alles, was Morgan zustande brachte.

Eine Gedanken lähmende Verwirrung breitete sich in Morgans Kopf aus. Sie hatte es in mehreren Büchern und alten Aufzeichnungen nachgeschlagen, alle waren sich einig, Menschen, die so lange im anderen Reich existiert hatten, konnten nicht

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