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Die Hexe von Paris

Titel: Die Hexe von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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einer Gruppe Damen und Herren von Stand. Welch ein Spaß, Zeuge von Pradons Triumph zu werden. Und nicht zuletzt, aufrichtige Seelen kommen einander im gemeinsamen Genuß hoher Kunst näher. Gebt mir Hoffnung, Marquise, daß ich, indem ich für Eure Kurzweil Sorge trage, mich Eurer Gunst erfreuen darf.« Ich öffnete meinen Fächer leicht und bewegte ihn träge. Vielleicht, bedeutete das.
    »Madame Montvoisin hat sich freundlicherweise erboten, meinen lieben Freund Vicomte de Cousserans zu begleiten.« La Voisins neuester Liebhaber.
    »Wer bin ich, mich der Aussicht auf einen so köstlichen Abend zu verschließen?«
    La Voisins Augen glitzerten. Lamotte und d'Urbec waren besiegt. Sie hatte ihr Vorhaben in die Wege geleitet.
    »Sagt mir, Madame«, fragte ich obenhin, als bedeute es mir nichts, »weshalb begünstigt Ihr Pradon, wenn man allgemein Racine zuneigt und er Madame de Montespan zur Gönnerin hat?« Ihr Gesicht färbte sich dunkel in unvergessenem Haß.
    »Hierin stehe ich zu den Mancinis. Seine Mätresse, die Schauspielerin La du Parc, war von Kind an meine Freundin. Er hat sie aus Neid vergiftet. Ihre Kinder werden im Palais Soissons großgezogen. Ich besuche sie noch gelegentlich, doch dank der Großzügigkeit der Comtesse fehlt es ihnen an nichts. Die Mancinis haben ein langes Gedächtnis, ich aber auch.« Sie rauschte davon, um den Tanz zu überwachen, der soeben begonnen hatte.
    Als ich die anmutig gleitenden Gestalten vor dem großen Wandbehang, auf dem die Reue der Magdalena dargestellt war, betrachtete, sprach Brissac leise in mein Ohr: »Ihr tanzt nicht, nicht wahr, Madame?«
    »Nein, Monsieur, ein altes Gebrechen –«
    »Nun denn, Terpsichores Verlust ist mein Gewinn. Ich werde Euch eins von den köstlichen kleinen Törtchen besorgen, und wir werden über Philosophie diskutieren.« Der vertrauliche Tonfall erschreckte mich. Sie hat ihm geraten, wie er sich mir nähern soll. Sie hat ihm versichert, daß er am Ende siegen wird. Gelächter und Musik schrillten in meinen Ohren, als er sich mit mir auf eine kleine Chaiselongue setzte und seinem Günstling Monsieur de Vandeuil gebot, sich durch die Menge zum Tisch mit den Erfrischungen zu schlängeln.
    Hinter mir lachte wieder die maskierte Dame. »Mein Lieber, sie ist absolut hingerissen von ihm!« Der Kavalier mit dem sternenförmigen Schönheitspflästerchen stimmte in ihr Gelächter ein. Brissac schwieg, verdrehte jedoch amüsiert die Augen. Er saß so dicht bei mir, daß es widerwärtig war.
    »Er soll im Kerker seines guten Aussehens ganz und gar verlustig gegangen sein«, setzte der Mann mit den Diamantohrringen hinzu, »aber was eine Frau will, das bekommt sie. Sie hat mit ihren Lotteriegewinnen der letzten Woche alle seine Schulden bezahlt.« Brissac warf mir einen verschwörerischen Blick zu, als wolle er sagen, seht Ihr, das tut eine Dame von Welt für einen charmanten Herrn. Seine Hand begab sich auf die Suche nach meiner, worauf ich meinen Fächer öffnete und damit wedelte, als hätte ich Brissacs Absicht gar nicht bemerkt.
    »Sie sollte sich rasch mit ihm verlustieren, bevor ihr Gemahl zurückkehrt. Er hat geschworen, dem nächsten Mann, den er bei ihr im Bette findet, die Ohren abzuschneiden.« Die Dame lachte wieder.
    »Höchst ungeschlacht, meine Liebe. Aber so interessant«, rief der Mann mit den Ohrringen. Monsieur de Vandeuil erschien mit einem Teller voll Küchlein und kandierten Früchten. Sie muß ihm auch von meiner Vorliebe für Naschwerk erzählt haben, dachte ich, als Brissac mir eigenhändig eine kandierte Kirsche reichte.
    »Mich dünkt, wir sitzen hier im Klatschwinkel«, erklärte Brissac und wies in die Richtung, aus der das Gespräch zu vernehmen war.
    » – und was sie an einem Mitgiftjäger wie Saint-Laurent findet, ist mir unbegreiflich«, erklärte die Dame. Mein Magen fühlte sich plötzlich an wie Blei. Saint-Laurent. Ich konnte schwören, Saint-Laurent verstanden zu haben. Onkel war frei.
    »Warum zögert Ihr, meine liebe Marquise?«
    »Oh, eine plötzliche Schwäche. Die Hitze. Wir sind so nahe beim Feuer. Sagt mir, wie weit sind Eure Erforschungen der – äh – okkulten Wissenschaften gediehen?«
    »Durch einen ganz außerordentlichen Zufall hat mir Comte de Bachimont eine vollkommen neue Methode zur Herbeirufung von Nebiros offenbart, um verborgene Schätze aufzuspüren.«
    »Nebiros? Aber er bekleidet nur den Rang eines Feldmarschalls. Ihr solltet nur mit Höllengeistern von höherem Stande verkehren.

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