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Die Hexe von Paris

Titel: Die Hexe von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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Sylvie hatte sich eine Schürze umgebunden und schürte rings um die schwelenden Kleider das Feuer.
    »Ja, aber ich habe anscheinend so viele«, murmelte ich.
    »Schön, jetzt ist er gewiß zu etwas nütze«, erklärte La Trianon. »Genug von diesem und jenem, um unser Geschäft für lange Zeit zu beleben, von der Verschönerung unseres Salons gar nicht zu reden.«
    »Meine Liebe«, sagte La Dodée begütigend, indes sie ihren Arm um mich legte, »vielleicht möchtet Ihr Kaffee und wartet doch lieber draußen im Salon. Ihr seht blaß aus.«
    »Ach ja, es wäre mir wirklich lieber«, antwortete ich erschöpft.
    »Ich trage die Tasse für Madame«, erklärte Gilles, »da sie nur einen gesunden Arm hat.« Mustafa bemächtigte sich meiner Schleppe, als hätte er die ganze Zeit nichts anderes im Sinn gehabt. Im Gehen sah ich aus dem Augenwinkel La Trianon auf einem Schleifstein eine Anzahl Messer wetzen. Ich konnte ihre Stimme hören; sie summte.
    Während des langen Schweigens sah ich Gilles auf seinem Platz in der Ecke den schwarzen Salon in Augenschein nehmen. Betrübt beäugte er das Bildnis des Teufels im Alkoven, das zum Teil von dem halb zugezogenen Vorhang verdeckt war. Er schüttelte den Kopf, richtete den Blick zur Decke, dann auf mich, die ich in dem kleinen Lehnstuhl nahe dem Fenster saß. Tasse und Untertasse, die ich auf meinen zitternden Knien abgestellt hatte, klapperten leise.
    »Der Fluß wäre eine sauberere Lösung«, meinte Gilles nachdenklich und blickte auf die Spitzen seiner abgetragenen Schuhe.
    »Ich wollte nicht, daß du die Gefahr auf dich nimmst«, entgegnete ich. Der Kaffee bereitete mir Magenschmerzen.
    »Diese Arbeit macht ihnen anscheinend Freude«, sagte Gilles nach abermaligem langem Schweigen. Er stand auf und ging leise umher, betrachtete die astrologischen Karten, befingerte den aus einem Katzenschädel gefertigten Kerzenleuchter, entfernte einen kleinen schwarzen Wachstropfen vom Tisch. Mustafas kluge Äuglein glitzerten belustigt.
    »Du arbeitest offensichtlich noch nicht lange bei Hexen, Gilles. Ich dagegen – ich habe alle Sorten erlebt. Zwerge haben eine umfassendere Lebenserfahrung als galériens. Du kannst nicht leugnen, daß diese Damen einer gewissen Faszination nicht entbehren. Jede Arbeit gelingt besser, wenn sie mit Freude verrichtet wird.«
    »Wenn sie fertig sind, werden sie dann die Reste verbrennen?« fragte Gilles, indes seine Finger an den Knöpfen seines Wamses zupften.
    »O nein«, antwortete ich. »Sie wünschen sich schon so lange ein Skelett für den Salon. Das ist mir eingefallen, als Onkel uns – äh, solches Ungemach bereitete. Sie werden es dort drüben aufstellen, an dem freien Platz neben dem Vorhang, der vor das Bild gezogen ist.«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Gilles mit unglücklicher Miene.
    »Du mußt zugeben, es ist brillant. Vor aller Augen verborgen. Unsere Gebieterin ist eine außerordentlich kluge Frau. Und für dies alles reinigen sie obendrein noch den Teppich.« Aus Mustafas Stimme klang Bewunderung.
    »Ich vermute, das macht die Bildung«, murmelte Gilles.
    »Ja, und ein großer Kreis von Bekannten«, sagte Mustafa. »Marquise, Euer Verstand ist ohnegleichen. Ich bin zeit meines Lebens der Eure.«
    »Danke, Mustafa. Deine Dienste sind gleichermaßen geschätzt.«
    »Madame«, warf Gilles ein, »darf ich es wagen, Euch eine Frage zu stellen?« Ich nickte stumm. »Ihr seid keine von denen – eine Hexe, nein?«
    »Nein, Gilles. Ich hoffe, du bist darüber nicht enttäuscht. Ich kann nur wahrsagen. Ich habe noch nie jemanden eingekocht, und ich habe nicht die leiseste Ahnung von Giftmischerei. Ich gelte in ihren Kreisen als Versagerin. Es gebricht mir an Charakter, sagen sie.« Gilles wirkte erleichtert.
    Die Glocke an der Eingangstüre schlug an, und gleich darauf stand La Voisin in ihrem Umhang und einem schwarzen Filzhut über der Spitzenhaube vor uns. Sie wirkte geschäftig. Eine Hausfrau beim Einkaufen. Wie um das Trugbild zu vervollständigen, folgte ihr Margot mit einem Korb am Arm. Nur die roten Stiefel, die unter La Voisins grünem Unterkleid hervorlugten, verliehen dem Bild bourgeoiser Tüchtigkeit eine grelle Note.
    »So, so, der Geruch des Wohlstands! Und du sitzest hier im Salon und trinkst Kaffee, statt mitzuhelfen. Ah, Philosophen! Immer eine scharfe Zunge, aber eine zarte Haut! Meine Liebe, du solltest feiern, genießen, nicht bloß untätig herumsitzen. Heute hat sich deine Rache erfüllt! Eine Bestattung am anderen Ende der

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