Die Hexe
betagter Hilfsarbeiter – lagen verängstigt hinter dem Ladentisch und winselten, während der Uibuj sich einen Spaß daraus machte, sie mit dem Lauf seiner Pumpgun in die Rippen zu puffen.
An der Ladentür hing das Schild Mittagspause und der Bedenkenträger Spreißel schleppte im Schweiße seines Angesichts kistenweise Schnaps und Bier zum Lieferwagen. Peitsche lächelte zufrieden und streichelte zärtlich über seine Brusttasche, in die er die Scheine aus der Ladenkasse gestopft hatte.
»Uibuj!«
Spreißels spitzer Ruf riss Peitsche aus seiner kontemplativen Stimmung. Der ängstliche Kämpfer stand mit erhobenen Händen in der Tür des Nebenraums.
»Was soll das, spinnst du?«, erkundigte sich der Uibuj.
Anstatt zu antworten, klapperte Spreißel mit den Zähnen und deutete mit einer Kopfbewegung hinter sich.
»Lass doch den Unsinn!«
In diesem Moment stürmten zwei breitschultrige, rothaarige Männer aus dem Nebenraum.
»Die Ritter!«
»Knarre wegwerfen, du Missgeburt!«
»Dir gebe ich gleich eine Missgeburt!«, bellte Peitsche und schoss.
»Wie wir soeben erfahren, hat vor etwa einer Stunde eine Patrouille des Großmagisters einen Trupp Rothauben beim Überfall auf ein Humo-Geschäft erwischt. In der Folge kam es zu einem Schusswechsel, bei dem drei Rothauben ums Leben kamen. Die Führung des Grünen Hofs hat bemerkenswert dünnhäutig auf den Vorfall reagiert. Ein Pressesprecher des Herrscherhauses Lud verlautbarte, der Grüne Hof werte die Tötung seiner Vasallen als feindseligen Akt. Darüber hinaus erneuerte er die Forderung nach Rückgabe des Armreifs der Fate Mara …«
T-GRAD-COM
Moskauer Polizeipräsidium
Moskau, Petrowka-Straße
Samstag, 30. September, 13:54 Uhr
Kornilow legte eine Akte beiseite, die mit dem Fall überhaupt nichts zu tun hatte, zündete sich eine Zigarette an und richtete den Blick auf Professor Serebrjanz, der ihm schon seit einigen Minuten gegenübersaß.
»Entschuldigen Sie, ich habe viel zu tun.«
»Macht nichts«, erwiderte Serebrjanz und lächelte höflich. »Mein Anwalt ist sowieso noch nicht hier.«
»Das sehe ich.« Andrej blies den Rauch seiner Zigarette beiläufig in das Gesicht des Professors. »Erlauben Sie mir trotzdem eine Frage?«
»Nicht fürs Protokoll?«
»Sie müssen ja nicht antworten.«
»Also bitte, fragen Sie.«
»Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, kostete alles, was sie am Leibe trugen, etwa so viel wie jetzt ihre Krawatte. Und das ist noch gar nicht lange her.« Kornilow pochte mit dem Feuerzeug auf den Tisch. »Erstaunlich, oder?«
»Meine Honorare sind gestiegen.«
»Ihre derzeitige Popularität geht mit einer Reihe von Verbrechen einher, die in letzter Zeit in der Stadt verübt wurden. Das ist doch auffallend, finden Sie nicht?«
»Früher oder später musste so etwas passieren«, entgegnete Serebrjanz achselzuckend. »Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich diese tragischen Ereignisse vorausgesehen habe, und ich muss mir nicht vorwerfen lassen, dass ich zufällig davon profitiere.«
»Sie sollten mich nicht für dumm verkaufen, Lew Moisejewitsch«, sagte Andrej milde. »In meinem Beruf gewöhnt man sich ab, an solche Zufälle zu glauben. Aber ich muss sagen, die Sache ist wirklich klug eingefädelt. Die geistigen Brandstifter machen sich die Hände nicht schmutzig und die Täter haben ein reines Gewissen. So sind alle zufrieden.«
»Wie viel zahlen Ihnen die Humanoiden?«, fragte Serebrjanz mit unverhohlener Verachtung. »Wie viele Silberlinge hat man Ihnen dafür geboten, dass Sie ihr eigenes Volk verraten?«
»Lew Moisejewitsch«, erwiderte der Major betont jovial, »Sie sind doch ein vernünftiger Mensch. Woher haben Sie nur diesen Hang zu absurden Verschwörungstheorien? «
»Dem Menschen gebührt die uneingeschränkte Vorrangstellung! «
Offenbar ahnte der Professor, dass Kornilow von der Existenz der Verborgenen Stadt wusste. Andrej nahm deshalb kein Blatt vor den Mund.
»Es rüttelt doch niemand an dieser Vorrangstellung der Menschheit. Wir können völlig unbehelligt leben und unsere Gesellschaft entwickeln. Der Planet gehört uns und die Verborgene Stadt hat sich damit abgefunden. «
»Die Humanoiden lauern auf ihre Chance!«
»Mag sein, dass sie auf Fehler unsererseits warten«, räumte Kornilow ein. »Aber man kann nun wirklich nicht davon sprechen, dass sie einen Kreuzzug gegen die Menschheit führen.«
»Warum wollen Sie denn unbedingt alles beim Alten belassen?«
»Jeder normale
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