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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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warst glücklich. «
    »Du bist die erste Schwarze Morjane, die erfahren hat, was Liebe ist.«
    »Wir mussten dich einfach sehen.«
    Endlich lächelte Tapira. Sie spürte Karas Anwesenheit nicht. Offenbar ließ die Zauberin sie für eine Weile in Ruhe. Die ihr auferlegten Verbote und Anweisungen galten zwar weiterhin, doch Tapira hatte das Gefühl, sich frei unterhalten zu können.
    Das Verhältnis zwischen Schwarzen und Weißen Morjanen war nicht immer ungetrübt. Häufig blickten die von Anfang an freien Weißen Morjanen auf ihre durch den Armreif versklavten Schwestern herab. Dennoch standen die Wandelwesen sich sehr nahe. Die einen wie die anderen waren von der genialen Fate Mara erschaffen worden und beide wurden von den übrigen Bewohnern der Verborgenen Stadt wegen ihrer bedrohlichen zweiten Natur nicht sonderlich geschätzt.
    »Wie geht’s deinem Baby?«
    »In einem Monat kommt es zur Welt.«
    »Ich bin sicher, dass du ihm eine gute Mutter sein wirst.« Bjana fasste Tapira zärtlich an der Hand. »Würdest du uns erlauben, dir zu helfen?«
    »Helfen wobei?«
    »Wir glauben, dass dich jemand kontrolliert, Schwester«, sagte Jamana leise.
    »Das stimmt nicht.«
    »Wenn du einverstanden bist, würden wir da gern auf Nummer sicher gehen.«
     
    Wie ein stiller Beobachter funkelte der Armreif der Fate Mara auf dem Tisch, während Kara fieberhaft am Computer arbeitete. Die Zauberin war völlig versunken in ihre Studien und auf dem Bildschirm erschienen immer neue DNA-Ketten. Unterdessen geschahen zum wiederholten Mal Dinge, die in ihrem minuziös ausgetüftelten Plan nicht vorgesehen waren.
    Kara hatte die Morjanen eingehend studiert, kannte ihr Genom in- und auswendig, wusste genauestens über ihre Stärken und Schwächen Bescheid und hatte ihr Verhalten in den verschiedensten Situationen analysiert. Doch ein kleines Detail war der Zauberin entgangen: Die Verbindung zwischen den Morjanen ging wesentlich tiefer, als sie gedacht hätte.
    »Hast du das schon mal gemacht?«, fragte Bjana.
    »Nein«, gestand Tapira verunsichert. »Ist es auch sicher nicht gefährlich für das Kind?«
    »Keinesfalls.« Die Weiße Morjane nahm die Brille ab. »Fass mich an den Händen, Schwester, und schau mir in die Augen.«
    »Aber wenn ich die Kampfmontur anlege, greife ich dich bestimmt an«, gab Tapira zu bedenken. »Ich habe mich dann nicht mehr unter Kontrolle.«
    »So weit wird es nicht kommen«, beruhigte sie Bjana. »Sobald wir die Kampfmonturen anlegen, wird Jamana ein Basiliskenauge aktivieren.«
    »Und wozu soll das gut sein?«
    »Vertrau mir einfach.«
    Tapira atmete tief durch und fasste die Weiße Morjane bei den Händen.
    »Ganz ruhig.«
    Die zierliche schwarzhaarige Tapira schaute in Bjanas blaue, schielende Augen. Jamana stand daneben und hielt an einer dünnen Goldkette einen großen blauen Kristall.
    »Schau genau in meine Pupillen«, befahl Bjana fordernd und doch sanft.
    »Eins«, zählte Jamana.
    »Eins«, wiederholte Tapira.
    »Zwei …«
    Während ihr Blick in Bjanas himmelblauen Augen versank, spürte Tapira, wie sie allmählich in Trance fiel. Die Macht des Armreifs konnte die Hypnose zwar nicht brechen, doch das hatten die Weißen Morjanen auch gar nicht vor. Es ging ihnen vielmehr darum, in das Gedächtnis ihrer schwarzen Schwester vorzudringen.
    »Acht. Irgendetwas stimmt nicht!«
    Tapira wurde von einer seltsamen Unruhe erfasst. Jamana hatte sie darauf vorbereitet, trotzdem fühlte sie sich bedroht.
    »Neun. Vorsicht!«
    Sie hatte es doch gewusst!
    »Attacke!«
    Beide Morjanen, die Weiße und die Schwarze, reagierten blitzschnell. Noch während sie in Bjanas Augen schaute, spürte Tapira, wie ihr Körper sich veränderte, wie das in ihr schlummernde Monster sich nach außen stülpte, wie ihre zarten Hände sich in scharfkrallige Klauen verwandelten, wie ihr Haar verschwand und aus ihrem Kopf mächtige Hörner sprossen. In der Zelle verbreitete sich der Duft reifer Pfirsiche.
    Mit Bjana geschah dasselbe wie mit Tapira, nur dass Weiße Morjanen in Kampfmontur nicht ganz so grauenhaft aussehen wie Schwarze.
    Ein infernalisches Gebrüll erschütterte den Raum, als die von Mordlust geblendete Tapira den blauäugigen Feind vor sich erblickte. Doch im selben Moment leuchtete das Basiliskenauge auf und sein mächtiger Impuls erfasste die Morjanen. Jamana wurde gegen die Wand geschleudert. Tapira fuhr ein unerträglicher Schmerz in die Glieder, doch im letzen Moment, bevor sie das Bewusstsein verlor, bemerkte sie,

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