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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Stammesgenossen und kletterte aus der Deckung. »Vorwärts, Leute, jetzt räumen wir die hübsche Villa hier aus!«
    Aus dem Park drang abermals Morjanengebrüll, und als der Einäugige den Kraterrand erreichte, bohrte sich ein schwerer Pflasterstein in seine Magengrube. Zum Glück für die Rothauben wussten die Morjanen nicht, dass ihre Gegner nur noch ein Basiliskenauge übrig hatten, und zogen es deshalb vor, die Eindringlinge mit Wurfgeschossen zu bekämpfen.
    Mit einem erstickten Uff rollte Säbel auf den Grund des Granattrichters zurück, während seine Untergebenen mit wütenden Salven die Gebüsche entlaubten, hinter denen sie die Monster vermuteten. Doch keiner der Kämpfer ließ es sich einfallen, den schützenden Krater zu verlassen, denn nun hagelte es förmlich Pflastersteine und Holzprügel.
    Der Einäugige schraubte nachdenklich den Verschluss seines Flachmanns ab und nahm seufzend einen kräftigen Schluck. Dieser verdammte Cortes! Von wegen – ein oder zwei Morjanen. Hier wimmelte es nur so von den Bestien!
    Säbel fühlte sich betrogen.
    Es war ein beeindruckender Anblick: Vier gebogene Hörner und zwei Krokodilschwänze glitten lautlos durch die eisigen Fluten der Moskwa und dann kletterten zwei Weiße Morjanen in Kampfmontur an Land. Auf ihren schuppigen, muskulösen Körpern glänzten die Wassertropfen in der Herbstsonne. Bjana schwang sich sofort in den nächsten Baum und verschwand im Laubwerk, während Jamana noch am Ufer verharrte und sich bibbernd das kalte Wasser vom Körper schüttelte.
    »Mach schon!«
    Die junge Morjane blickte auf, um nach ihrer Freundin zu sehen, doch in diesem Moment raschelte etwas im Hintergrund.
    »Bist du das?«
    Als Antwort ertönte ein leises Knurren.
    »Bjana?«
    Die Gerufene sprang plötzlich auf den Boden herab und rannte wie von der Tarantel gestochen davon.
    »Mir nach!«
    Für Bjanas überstürzte Flucht gab es einen triftigen Grund, der gut vier Zentner wog und den Duft reifer Pfirsiche verströmte.
    Im Prinzip konnten es Weiße Morjanen mit Schwarzen im Nahkampf durchaus aufnehmen, zumal die gefährlichste Waffe der Schwarzen, ihr Gift, auf die Weißen praktisch keine Wirkung zeigte. Doch Bjana und Jamana waren nicht hergekommen, um gegen ihre Verwandten zu kämpfen, und hatten sich im Vorfeld darauf verständigt, Auseinandersetzungen mit den aggressiven Parkwächterinnen aus dem Weg zu gehen.
    Jamana lief ihrer Freundin hinterher, und während sie behände über Stock und Stein sprang, spürte sie den heißen Atem der Schwarzen Morjane in ihrem Nacken.
     
    Dieser gemeine Kerl! Larissa rannte zu Tode beleidigt ins Haus und schlug die Tür hinter sich zu. Wie konnte ich nur so dumm sein, einem Söldner zu vertrauen?! Denen geht es doch immer nur ums Geld! Dafür gehen sie über Leichen!
    »Larissa, bist du allein?«
    Die Blondine hob den Kopf. Auf dem Treppenabsatz des ersten Stocks standen die bewaffneten Zwillinge.
    »Ja, allein.«
    »Was ist draußen passiert? Was ist mit Arnold und Gleb?«
    »Larissa!«
    Jemand rüttelte wie verrückt an der Eingangstür.
    »Das sind die Söldner!«, rief die junge Frau zu den Zwillingen hinauf. »Sie haben das Haus umstellt! Wahrscheinlich haben sie Arnold und Gleb getötet! Wo ist Kara?«
    »Sie müsste im Labor sein!«
    »Ich gehe zu ihr.«
    Während Larissa zur Kellertür lief, eröffneten die Zwillinge das Feuer auf die Eingangstür.
     
    Um den Park einmal zu umrunden, brauchte Kara vierzig bis fünfzig Minuten. Bei schönem Wetter schlenderte die Zauberin gern über den asphaltierten Weg, der sich an der Mauer entlang durch den Park schlängelte, strich mit der Hand durchs tief hängende Laub altehrwürdiger Bäume und fütterte die Tiere des Parks: possierliche Eichhörnchen, die atemberaubend durchs Geäst turnten, und dümmliche Tauben, die gierig ins Leere pickten, auch wenn schon lange kein Futter mehr da war.
    Die mit der Bewachung der Villa betrauten Magier brauchten für ihren allabendlichen Rundgang etwa dreißig Minuten. Selbst ein gut gedopter Ben Johnson hätte für dieselbe Strecke zu seinen besten Zeiten mindestens fünf Minuten gebraucht. Die von einer Schwarzen Morjane verfolgten Freundinnen Bjana und Jamana legten die Hälfte der Distanz in exakt dreiundvierzig Sekunden zurück.
    Die Weißen Morjanen flogen geradezu durch den Park, um ihre schwarze Schwester endlich abzuschütteln. Bei ihrer rasenden Flucht fiel ihnen nicht weiter auf, dass sie plötzlich über entwurzelte Bäume sprangen und

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