Die Hexe
kletterte Cortes aus dem dornigen Gestrüpp und griff sich besorgt ins Haar, das die Hitzewelle des Kampfzaubers versengt hatte. »Gibt’s hier irgendwo einen Swimmingpool?«
»Ich fürchte, wir haben ein Problem«, murmelte Jana, während sie auf den Monitor des Superhirns blickte.
Jetzt reicht’s aber!
Nach der fünften Runde um den Park hatte Bjana es satt, auf der Flucht vor den Schwarzen Morjanen ständig im Kreis zu laufen. Sie waren schließlich nicht durch den eisigen Fluss geschwommen, um mit ihren aggressiven Schwestern Fangen zu spielen.
»Da lang!«, kommandierte Bjana und schlug einen Haken nach innen.
Jamana nickte kurz mit dem gehörnten Schädel und nahm ebenfalls Kurs auf die Villa, die zwischen den Bäumen hindurchschimmerte.
»Und, wie viele waren es?«, erkundigte sich Cortes, nachdem die Meute der Wandelwesen durch das geschlossene Fenster des Wintergartens ins Haus gestürmt war.
Es war ein Ding der Unmöglichkeit, die rasenden Bestien zu zählen, zumal sich die Söldner in die Nische eines Kellerfensters verkrochen hatten.
»Sieben Stück«, referierte Jana die Informationen des Superhirns . »Und jetzt sind sie dabei, das Haus aufzuräumen. «
»Warum hatten sie es denn gar so eilig?« Cortes lud rasch seine Maschinenpistole nach. »Doch nicht wegen Artjom?«
Jana schüttelte den Kopf: »Fünf Schwarze Morjanen, die offenbar die Villa bewachen, verfolgen zwei Weiße.«
»Was haben die denn hier verloren?«, wunderte sich Cortes, dem die massenhafte Migration der Wandelwesen nicht ganz geheuer war.
»Ich versuche gerade, Karas Privatgemächer zu lokalisieren«, sagte Jana, nachdem sie mit dem Superhirn das Haus gescannt hatte. »Im Augenblick sind in zwei Räumen magische Felder messbar. Der eine befindet sich im Keller, dort ist offenbar ein mächtiges Artefakt aktiv. Der zweite muss hier ganz in der Nähe sein, er ist mit Schutzzaubern abgeschirmt.«
»Den nehmen wir uns mal vor«, entschied Cortes. »Kara hat das Schwarze Buch bestimmt in ihren Privaträumen versteckt.«
Der plötzlichen Übermacht der Wandelwesen fühlten sich die Rothauben nicht gewachsen. Verängstigt drängten sie sich am Grund des Granattrichters zusammen und rechneten mit dem Schlimmsten. Doch zu ihrem größten Erstaunen geschah nichts, abgesehen davon, dass zwei von den Monstern in die Grube sprangen und sie böse anfauchten. Doch schon im nächsten Moment trollten sie sich wieder, als hätten sie Angst vor der eigenen Courage bekommen. Dann herrschte die Ruhe nach dem Sturm.
Als Erster fasste sich der Anführer Säbel ein Herz. Vorsichtig steckte der Einäugige den Kopf über den Kraterrand und prüfte spähend, horchend und sogar schnüffelnd die Lage.
Die Lichtung war verwaist. Kein Gebrüll, keine durch die Gegend sausenden Wandelwesen, keine fliegenden Pflastersteine – es roch nicht einmal mehr nach Pfirsichen. Die Morjanen waren verschwunden. Nur hinter einem mächtigen, umgestürzten Baum war ein leises Stöhnen zu hören. Das war die Schwarze Morjane, die von Sargnagels Basiliskenauge außer Gefecht gesetzt worden war. Die arme Bestie würde wohl noch eine Weile brauchen, um sich wieder aufzurappeln.
»Wir haben sie verjagt!«, triumphierte Säbel, kletterte aus dem Granattrichter und blickte sich bester Laune nach seinen Untergebenen um. »Vorwärts, jetzt können wir die Villa plündern!«
»Vielleicht sollten wir doch lieber hierbleiben?«, schlug Amboss vor, dem immer noch die Knie schlotterten und der Schweiß aus dem Kopftuch rann. »Womöglich locken uns die Monster in eine Falle.«
»Wer aus religiösen, philosophischen, ethischen oder moralischen Gründen die Teilnahme an einem Raubzug verweigert, verliert automatisch seinen Anteil an der Beute«, zitierte Säbel auswendig eine der wenigen Doktrinen aus dem Kodex der Rothauben. »Ich gehe jedenfalls, ihr könnt machen, was ihr wollt.«
Die Kämpfer sahen einander unentschlossen an und kletterten dann einer nach dem anderen aus der Grube.
»Ist das hier?«
»Ja.« Inga sah Antoine de Coulier misslaunig an. »Das ist Karas Villa.«
»Coole Hütte«, lobte der Tschud. »Und keine schlechte Gegend – mitten im Silberhain . Hier muss ich mir auch mal ein Häuschen zulegen …«
Eine knatternde Maschinengewehrsalve riss den Magister der Drachenloge aus seinen Träumereien. Die Ritter griffen zu ihren Waffen und Antoine packte die junge Frau rabiat am Kinn.
»Wer könnte das sein?«
»Woher soll ich das
Weitere Kostenlose Bücher