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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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sich nachdenklich das makellos glatt rasierte Kinn: »Hast du dir schon einen Wagen gekauft?«
    »Nein, ich fahre immer noch mit deinem Land Cruiser herum.«
    »Dann mache ich dir einen Vorschlag. Leg noch eine Kleinigkeit drauf, sagen wir: fünftausend, dann überlasse ich dir den Jeep.«
    »Aber der Wagen hat schon etliche Kilometer auf dem Buckel. Außerdem sind die Sitzbezüge mit Morjanenblut versaut.«
    »Das ist dein Problem. Bist du einverstanden oder nicht?«
    »Zweitausend.«
    »Dreitausend und das Geschäft ist perfekt.«
    »Abgemacht!«
    »Dann lasst uns jetzt endlich zur Sache kommen.«
    Doch vorläufig wurde daraus nichts, denn ein ohrenbetäubender, vielkehliger Aufschrei kündete vom Ende des Rennens. Ein Aufschrei der Enttäuschung, denn weder Silber des Ostens noch Schwarzer Wind noch der klare Favorit Buddhas Schmetterling war als Erster ins Ziel gekommen, sondern ein wenig bekannter Wasserbüffel, der auf den schönen Namen Frühlingsblume hörte. Die Verlierer drängten zum Tresen, um ihren Frust herunterzuspülen, und schauten neidisch dabei zu, wie zwei zufrieden grinsende Schatyren einem großgewachsenen Nawen freudig die Hand schüttelten und dann geschäftig ihren Gewinn abholten.
    »Domingo hat mitgemacht«, sagte Jana schmunzelnd. »Seltsam, dass die Buchmacher Wetteinsätze von ihm überhaupt annehmen.«
    »Sie haben eine Abmachung mit ihm«, erläuterte Cortes. »Er wettet nur selten, setzt erst kurz vor dem Start und immer bei verschiedenen Buchmachern.«
    Der schlaksige Naw Domingo, der meist Jeans und Sweatshirt trug, war ein begnadeter, auf Prognosen spezialisierter Magier und bildete zusammen mit dem Schatyren Tamir Cannabis das legendäre, auch als »die Vegasianer« bekannte Analytikerduo des Dunklen Hofs, das aufs Engste mit Santiago zusammenarbeitete. An den Wetten beteiligte er sich nicht aus Leidenschaft, sondern nur zu Trainingszwecken, um für seine Prognosen in Form zu bleiben, und die Buchmacher ließen ihn gewähren.
    »Cortes, alter Betrüger, dass du dich überhaupt hierher traust?!« Nur wenige Bewohner der Verborgenen Stadt konnten es sich herausnehmen, ein Gespräch der Söldner auf so dreiste Weise zu stören. Jegor Bessjajew, der Vizepräsident der T-Grad-Com, gehörte zu diesen Privilegierten. »Ich dachte, du wärst vor Scham im Boden versunken und würdest dich für die nächsten zehn Jahre nicht mehr blickenlassen in der Verborgenen Stadt.« Der hochaufgeschossene Typ mit der Brille setzte sich ungefragt zu den Söldnern an den Tisch. »Wie hast du mir das nur antun können, Cortes? Du hattest doch ein starkes Blatt, das habe ich gespürt. Warum um alles in der Welt bist du ausgestiegen?«
    »Ich habe keinen Vierling zusammengebracht«, antwortete Cortes ungerührt.
    »Er hat keinen Vierling zusammengebracht!« Jegor schlug die Hände zusammen. »Ist ja rührend! Warum hast du dann nicht mit deinem Drilling geblufft? Bidjar hatte nur eine Straße, der hätte garantiert weggeschmissen! «
    »Ich hatte aber keinen Drilling«, entgegnete Cortes lapidar.
    »Du hast auf sechzigtausend erhöht und hattest nicht mal einen Drilling?« Bessjajew schüttelte den Kopf. »Mit was hast du überhaupt gespielt?«
    »Ich hatte zwei Zehner.«
    Der Vizepräsident seufzte und winkte ab.
    »Weißt du eigentlich, wie viele Leute auf uns gewettet hatten? Ach, was kümmern mich die Leute! Aber weißt du, wie viel wir verloren haben?«
    »Ungefähr hundertzwanzigtausend.«
    »Hundertfünfzigtausend! Die ganze Verborgene Stadt lacht über uns!«
    »Beim nächsten Mal gewinnen wir .«
    »Bei welchem nächsten Mal?!«, erkundigte sich Jegor alarmiert.
    »Gestern hat mich Karim angerufen. Wie du dir vorstellen kannst, war er bestens gelaunt.« Cortes trank einen Schluck Wein. »Er hat uns eine Revanche angeboten. «
    »Wieso das? Hat er seinen Gewinn schon ausgegeben? «
    »Quatsch. Das Spiel hat ihm einfach Spaß gemacht.«
    »Der wollte sich nur über dich lustig machen.«
    »Ich habe angenommen.«
    Bessjajew starrte den Söldner fassungslos an.
    »Weißt du Cortes, die Hacker, die Gottes Server geknackt haben, und sich unbegrenzt Geld und ewiges Leben verschaffen können, gibt es leider nur im Witz. Ich gehöre leider nicht zu diesen Leuten.«
    »Wir spielen mit doppeltem Einsatz, ohne Joker und nur zwei Karten werden ausgetauscht.« Die braunen Augen des Söldners begannen herausfordernd zu funkeln. »Machst du mit?«
    Jegor setzte seine Brille ab und putzte zerstreut die

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