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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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straffen Schenkel.
    »Meine kleine Hexe«, flüsterte er. »Meine raffinierte Zauberin.«
    »Ganz recht«, bestätigte Kara.
    »Wer weiß, vielleicht hast du mich wirklich behext?«
    Sie grinste listig und öffnete ihre veilchenblauen, von langen Wimpern umrahmten Augen: »Dann kämest du gar nicht auf diesen Gedanken.«
    Kara entspannte sich und kostete seine Zärtlichkeiten in vollen Zügen aus. Tatsächlich hatte sie bei Edik keinerlei magische Tricks angewandt, obwohl sie durchaus in der Lage war, Männer durch einen Liebeszauber hörig zu machen. Auf diese heimtückische Kunst verstand sie sich mindestens so gut wie die Priesterinnen des Grünen Hofs. Schon beim ersten Treffen mit Edik hatte sich herausgestellt, dass ihr reifer, weicher Körper ihn heftig erregte. Er stand auf die feinen Fältchen um ihre Augen und auf die üppigen Rundungen ihrer Schenkel und Brüste. Kara gefiel ihm so, wie sie war, ganz ohne jede Hexerei. Auch der große Altersunterschied störte ihn nicht im Geringsten. Manchmal kicherte Kara in sich hinein und fragte sich, wie Edik wohl reagieren würde, wenn er erführe, wie groß dieser Altersunterschied tatsächlich war.
    »Meine Zauberin«, flötete er abermals. »Am liebsten würde ich mit dir von hier weggehen …«
    »Und mich in einem kleinen Haus einsperren?«
    »Warum in einem kleinen?«, entgegnete Edik und hob den Kopf. »Du musst nur Ja sagen, dann lasse ich hier alles liegen und stehen!«
    Aus dem Munde eines ausgekochten Kriminellen muteten solcherlei romantische Anwandlungen befremdlich an. Edik war kein dahergelaufener Kleinganove, sondern die rechte Hand von Chamberlain, dem Boss der mächtigsten Mafiagruppierung der Stadt. Obwohl Kara genau wusste, dass Edik sich heftig in sie verliebt hatte, machte sie dieses Angebot im ersten Moment sprachlos.
    »Sag Ja, such dir irgendeinen schönen Ort aus und dort werden wir dann leben. Wir bauen uns ein schönes, großes Haus und …«
    »Und dir wird die halbe Unterwelt im Nacken sitzen«, unterbrach ihn Kara. »Deine lieben Kollegen werden alles daransetzen, dich auf den rechten Weg zurückzubringen oder dich zu töten. Und die Polizei wird ein paar nützliche Informationen von dir wollen als Gegenleistung dafür, dass sie dich in Ruhe lässt.« Kara seufzte. »Man muss verdammt mächtig sein, um tun und lassen zu können, wozu man Lust hat. Ich möchte nicht in ständiger Angst leben.«
    Sie klemmte sich ein Kissen unter den Rücken, setzte sich auf und streckte die Beine aus. Edik legte den Kopf auf ihre weichen Schenkel.
    »Wir könnten doch einfach von der Bildfläche verschwinden. «
    »Ich will aber nicht verschwinden«, erwiderte Kara und kraulte zärtlich das spärliche Haar ihres Liebhabers. »Ich möchte selbst entscheiden, wo ich hingehe und wo nicht, und die Macht haben, so zu leben, wie ich will.«
    »Und dann?«
    »Was und dann?«
    »Was passiert, wenn du diese Macht hast?«
    »Dann bekommen wir unser großes Haus und müssen uns vor niemandem verstecken. Wir werden unser Haus dort bauen, wo wir wollen, und nicht dort, wo man uns nicht findet. Dann gehen unsere Träume in Erfüllung.«
    Edik presste sich noch heftiger an ihre Schenkel und sog den Rosenduft ein, den sie verströmten. Kara liebte diesen Duft und rieb ihren Körper regelmäßig mit Rosenöl ein. Ihre Haut war zart und straff. Edik wunderte sich stets aufs Neue darüber, wie eine Vierzigjährige sich so gut in Schuss halten konnte.
    »Und der Schlüssel dazu liegt in der Verborgenen Stadt?«, fragte er.
    »Ja. Wenn wir es schaffen, die Verborgene Stadt für unsere Zwecke einzuspannen, winkt uns eine goldene Zukunft. Du hast überhaupt keine Vorstellung davon, über welche Macht diese Völker verfügen.«
    »Sie werden aber keine Lust haben, nach unserer Pfeife zu tanzen«, gab Edik zu bedenken und wirkte dabei ziemlich verzagt.
    Jeder Mensch, egal wie sehr er in sich ruht und welche Heldentaten er schon vollbracht hat, erlebt hin und wieder Momente der Schwäche und des Zweifels. Und dies galt selbstverständlich auch für einen Banditen mit Universitätsabschluss, der unvermittelt vor der Aufgabe stand, sich mit einem mächtigen und zutiefst mysteriösen Gegner anzulegen. Der kleine Edik gegen die geheimnisvolle Verborgene Stadt!
    Beinahe gerührt schmunzelte Kara über den Kleinmut ihres Liebhabers, der sein Gesicht in ihrem Schoß vergrub wie ein schutzbedürftiges Kind, und wiederholte gebetsmühlenartig das, was sie ihm schon so oft eingetrichtert

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