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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Schaufenster, dann noch einer. Klirrend zerbarst die Scheibe, die Alarmanlage eines am Bürgersteig geparkten Autos heulte auf und die Passanten in der Nähe verzogen sich eilig in die Seitenstraßen, um den tobenden Glatzen nicht ins Gehege zu kommen.
    »Wir sind weiß! Wir sind weiß!!«
    »Wir säubern die Stadt!«
    »Tod den Schwarzen!«
     
    »Was ist denn da draußen los?«, fragte Frau Wald und blickte besorgt zur Straße hinaus.
    »Keine Ahnung.«
    Yussur sah von seinem Monitor auf und fuhr zusammen: Der erste Stein krachte gegen das Schaufenster.
    »Vandalen!«, kreischte die Rittergattin und flüchtete in den Nebenraum des Geschäfts.
    Die Schaufensterscheibe zerbarst und Scherben regneten mit ohrenbetäubendem Klirren zu Boden. Kurz darauf flogen Molotowcocktails in den Verkaufsraum und Flammen schlugen hoch. Yussur griff hastig zum Feuerlöscher.
     
    Burchans Schatztruhe brannte und die zerstörungswütigen Skinheads verwüsteten den Verkaufsraum. In ihr animalisches Gebrüll mischten sich die Sirenen herannahender Polizeistreifen.
    Zorro grinste, zündete sich eine Zigarette an und ging in aller Ruhe zu seinem Jeep. Edik würde zufrieden sein.

KAPITEL ZWEI
    »Wer schützt uns vor den Jugendbanden? Dutzende friedlicher Passanten wurden gestern Abend Zeugen eines barbarischen Überfalls, den Skinheads in der Innenstadt verübten. Die Polizei hat bei der Gelegenheit wieder einmal ihre Hilflosigkeit unter Beweis gestellt und viele Bürger stellen sich inzwischen ernsthaft die Frage: Brauchen wir eine solche Polizei überhaupt?«
     
    MOSKOWSKI KOMSOMOLEZ
     
     
    »Humo-Bande läuft Amok! Gestern Abend hat eine Grup-
pe aggressiver Halbstarker die bekannte Artefakthand-
lung Burchans Schatztruhe verwüstet. Die herbeigeeilten
Polizeikräfte konnten die jugendlichen Gewalttäter zwar
vertreiben, nahmen jedoch keine Verhaftungen vor –
ob aus Unfähigkeit, oder weil sie es nicht für nötig hiel-
ten, das sei einmal dahingestellt. Auf dem Schaden bleibt
jedenfalls der ehrbare Geschäftseigentümer Burchan
Turtschi sitzen. Sein Enkel, der zum Zeitpunkt des Über-
falls den Laden hütete, landete mit schweren Verbren-
nungen in der Krankenstation der Moskauer Eremitage.
Dieser bedauerliche Vorfall wirft die Frage auf, ob es
nicht grob fahrlässig ist, sich in solchen Fällen auf die
Humo-Polizei zu verlassen. Wäre es nicht vielmehr an der
Zeit, den Schutz von Einrichtungen der Verborgenen
Stadt selbst in die Hand zu nehmen?«
    T-GRAD-COM
     
     
    Städtisches Mietshaus
Moskau, Schirokaja-Straße
Donnerstag, 28. September, 09.09 Uhr
     
    »Wow!« Antoine de Coulier, der Magister der Drachenloge, rollte sich auf den Rücken und streckte glückselig die Arme zur Seite. »Beim Dolch des Schlafenden, Inga, du bist wirklich eine Granate im Bett!«
    »Und du warst heute ein richtiges Tier, Toni«, erwiderte lächelnd seine Gespielin, eine blutjunge Frau mit schulterlangem rotblondem Haar.
    Die beiden Liebenden gaben ein bemerkenswert ungleiches Paar: Im Kontrast zu dem hünenhaften, üppig behaarten Ritter, der schon von Kindesbeinen an mit zweigriffigen Schwertern hantierte, wirkte die zierliche Inga mit ihren kleinen Brüsten und ihrem schmalen Gesicht wie ein kleines Mädchen. Ihr fragiles Äußeres indes trog: Hinter ihren dunklen, fast schwarzen Augen verbarg sich ein reicher Erfahrungsschatz und Antoine staunte stets aufs Neue, mit welcher Raffinesse das kleine Energiebündel in der Horizontalen zu Werke ging.
    »Du hast mich völlig ausgepowert, Süßer.« Die junge Frau stützte sich mit dem Ellbogen auf dem mächtigen Brustkorb ihres Liebhabers ab und strich sich das glatte Haar hinter die Ohren zurück, was ihr endgültig das Aussehen einer Einserschülerin verlieh.
    »Hm«, grunzte Antoine selbstzufrieden. »Heut war ich gut drauf.«
    »Bist du doch immer, Toni«, gurrte Inga und kraulte dem Ritter den Bart.
    Wie alle Tschuden hatte Antoine eine immens hohe Meinung von sich und Inga versäumte es nicht, seiner Eitelkeit von Zeit zu Zeit ausgiebig zu schmeicheln.
    Mit seinen kümmerlichen magischen Fähigkeiten konnte de Coulier zwar nicht hausieren gehen, doch mit Heldenmut und Machtbewusstsein hatte die Natur ihn reichlich bedacht. Dank dieser Eigenschaften firmierte Antoine seit über fünfzehn Jahren als Magister der Drachenloge und angesichts dessen, dass die Drachenritter als Speerspitze des Ordens galten, konnte er sich darauf durchaus etwas einbilden.
    Zerstreut streichelte de

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