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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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beschwichtigte die Frau. »Mein Mann, der Ritter Wald, sagt immer, dass die Schatyren schon als professionelle Verkäufer geboren werden und in jedem Alter tüchtige Geschäftsleute sind.« Die dicke Rittergattin kramte in ihrer Handtasche und zog eine filigrane schwarze Statuette hervor, die eine Stechmücke darstellte. »Ich würde gern meinen Moskitokönig neu einstellen lassen. Die Mistviecher sind wirklich eine Plage.«
    »Funktioniert er nicht mehr richtig?«, erkundigte sich Burchans Enkel.
    »Doch, aber die Reichweite ist zu gering. Im Moment beträgt sie dreißig Meter, es müssten aber fünfzig Meter sein, damit mein Mann, der Ritter Wald, in seiner geliebten Laube ungestört lesen kann. Wäre das möglich?«
    »Wenn man will, ist alles möglich.« Yussur nahm die Figur in die Hände und begutachtete sie. Der Prägung nach zu schließen war sie in den Meisterwerkstätten des Grünen Hofs angefertigt worden. »Sollen wir das Artefakt gleich neu aufladen?«
    »Wird es sich bis nächsten Sommer nicht entladen?«
    Die Ehefrauen der Ordensritter waren in Magie nicht sonderlich bewandert und Yussur schüttelte vehement den Kopf.
    »Keinesfalls. Magische Energie wird immer nur bei Aktivierung des Artefakts verbraucht.«
    »Gut. Dann lade es gleich auf.«
    Der junge Schatyr stellte die Statuette auf eine schwarze Platte, die über Kabel mit einem Computer verbunden war, und setzte sich vor den Bildschirm.
    »Die Umprogrammierung wird etwa zehn Minuten in Anspruch nehmen, das Aufladen weitere fünf. Übrigens, bei vergrößerter Reichweite erhöht sich auch der Energieverbrauch. Wenn Sie möchten, kann ich leistungsstärkere Akkus einbauen, das ist überhaupt nicht teuer.«
    »Ich sehe schon, dein Großvater wusste, was er tut, als er dir den Laden anvertraut hat«, sagte Frau Wald schmunzelnd. »Ich bin einverstanden mit deinem Vorschlag. «
    Während Yussur sich am Computer zu schaffen machte, sah sich Frau Wald zerstreut um. Sie kam häufig in Burchans Schatztruhe – die Artefakthandlung erfreute sich großer Beliebtheit in der Verborgenen Stadt – und bewunderte jedes Mal die liebevolle Ausgestaltung des Verkaufsraums. Offiziell firmierte das Geschäft als Souvenirladen und deshalb kam der knausrige Burchan nicht darum herum, zwei ganze Regale mit allem möglichen Plunder vollzustellen: geschmacklosen Matrjoschkas, weißblauer Gscheler Keramik, bunt bemaltem Chochloma-Holzgeschirr, kitschigen Ansteckern und Ansichtskarten von Moskau. Die biederen Souvenirs wurden an Touristen verkauft, die sich zufällig in das Geschäft verirrten.
    Der wesentlich interessantere Teil des Sortiments lagerte in den übrigen Regalen und war ausschließlich Bewohnern der Verborgenen Stadt vorbehalten: kunstvolle Statuetten, Figuren und sonstige Kleinodien aus Marmor, Gips oder Elfenbein, die mit Gold und Edelsteinen verziert waren. Die teils winzigen, teils bis zu einem Meter großen Objekte stellten Menschen, Tiere, Häuschen, komplizierte abstrakte Formen oder auch einfache, mit schnörkeligen Runen beschriftete Pyramiden dar. Bei all diesen Dingen handelte es sich um Artefakte, also magische Gegenstände, die ganz bestimmten Zwecken dienten. Der Moskitokönig zum Beispiel verscheuchte sämtliche Insekten aus seinem Wirkungskreis.
    »Möchten Sie vielleicht ein Basiliskenauge erwerben? « Yussur wies mit einer Kopfbewegung auf einen großen blauen Kristall, der in einer separaten Vitrine lag. »Es ist sehr gefragt, nachdem in diesem Monat bereits zweimal Humos von einer schwarzen Morjane angegriffen wurden. Allein in dieser Woche habe ich fünfzehn Stück davon verkauft.«
    »Ach, lass mal«, winkte Frau Wald ab. »Im Winter sind die Schwarzen Morjanen ja gar nicht aktiv.«
    »Sie lassen aber doch auch ihren Moskitokönig neu einstellen, obwohl die nächsten Stechmücken erst in einem halben Jahr zu erwarten sind«, entgegnete der clevere Verkäufer.
    »Jaja, ich richte den Schlitten immer schon im Sommer her, wie mein Mann, der Ritter Wald, immer zu sagen pflegt …«
     
    »Der Laden hier ist es!«, brüllte der breitschultrige Anführer und zeigte mit dem Finger auf das Schild mit der Aufschrift Burchans Schatztruhe . »Was fällt diesem Gesindel überhaupt ein?! Mit ihren ekligen Namen verschandeln sie die ganze Stadt!«
    »Genau! Denen werden wir’s zeigen!«, fielen die Skinheads begeistert ein. »Nieder mit dem ausländischen Gesocks.«
    »Wir machen sie fertig, die Schweine!«
    Und schon flog der erste Stein ins

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