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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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überreden, in den Wald von Lossiny Ostrow zurückzukehren. Er hatte einfach Angst.«
    »Das ist nicht weiter verwunderlich«, pflichtete Toster bei.
    »Ein zweiter Fall hat sich erst kürzlich ereignet«, sagte der Professor. »Fahren Sie doch bitte das Video mit dem Bericht des Zeugen ab.«
    Diesmal trug der Zeuge den Freizeitanzug, während sich Lew Moisejewitsch in einem teuren Dreiteiler sehen ließ. Die beiden Männer standen auf dem Balkon eines gewöhnlichen Mietshauses und im Hintergrund wiegte sich üppiges Laubwerk im Wind.
    »Georgi Iwanowitsch Frolow hat beobachtet, wie ein Wandelwesen in die Wohnung seiner Nachbarin einstieg«, sagte der Professor in die Kamera und wandte sich dann an den Zeugen. »Georgi, berichten Sie bitte, was Sie gesehen haben.«
    »Ich war gerade damit beschäftigt, die Maße für die Verglasung des Balkons zu nehmen, da hörte ich am Nachbarbalkon plötzlich ein komisches Geräusch, so als wäre jemand dort nach einem Sprung gelandet. Aber schließlich sind wir hier nicht im Erdgeschoss. Also habe ich kurz rübergeschaut und dann habe ich es gesehen.«
    »Es?«
    »Das Ungeheuer.« Der Zeuge machte ein Gesicht, als sähe er das Monster abermals vor sich, und schüttelte den Kopf. »Es war riesig, hatte kurze, gebogene Hörner auf dem Kopf, lange Krallen an den Klauen und einen dicken, dornenbesetzten Schwanz. Und dann dieser Geruch …« Georgi Iwanowitsch schmunzelte plötzlich. »Es roch seltsamerweise nach Pfirsichen.«
    »Nach Pfirsichen?«
    »Ja. Nach Pfirsichen. Und im Fenster der Nachbarwohnung hat sich sein Gesicht gespiegelt, eine grauenhafte Fratze mit langen Eckzähnen und leuchtend grünen Augen.«
    »Da haben Sie aber genau hingeschaut.«
    »Das Monster hat mich ja nicht gesehen«, erläuterte der Zeuge und blies die Backen auf. »Gott sei Dank.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Es hat die Balkontür aus dem Rahmen gedrückt und ist in die Wohnung eingedrungen. Daraufhin hat jemand von drinnen auf das Monster geschossen. Das habe ich alles schon der Polizei erzählt.«
    »Hat man Ihnen geglaubt?«
    »Das bezweifle ich.«
    Die Aufzeichnung war zu Ende und Serebrjanz blickte triumphierend in die Studiokamera.
    »Ein weiterer Beweis für die Existenz von Wandelwesen. Wir müssen uns dieser Realität stellen, wenn wir weiteres Blutvergießen verhindern wollen. Wir müssen diese Monster bekämpfen!«
    »Ich muss zugegeben, dass ich sehr beeindruckt bin.« Toster nahm zerstreut die Brille ab und setzte sie wieder auf. »Die Behauptungen unseres Studiogastes muten gelinde gesagt exotisch an. Doch es gibt Zeugen und Fakten. Und wir haben mit eigenen Augen gesehen, was in der Schaukel passiert ist. Dieses Video wirft eine Menge Fragen auf. Wir danken Herrn Lew Serebrjanz für seine Einschätzung und wollen nun hören, was die Polizei zu der Sache sagt.«
    Im Bild erschien die hagere Gestalt des Majors Kornilow, der vor dem Hintergrund des Nachtclubs gequält in die Kamera schaute.
    »Das Polizeipräsidium wird alles unternehmen, um dieses Verbrechen so schnell wie möglich aufzuklären.«
    »Können Sie uns schon Genaueres sagen, Herr Major? «
    »Im Augenblick nicht. Bitte gedulden Sie sich bis zur offiziellen Pressekonferenz, die in wenigen Stunden stattfinden wird.«
     
    Villa Karavella
Moskau, Silberhain
Freitag, 29. September, 11:57 Uhr
     
     
    Kara schaltete den Fernseher aus und rieb sich zufrieden die Hände. Ein hübscher kleiner Schocker, diese Sendung! Die Investitionen in Serebrjanz schienen sich zu lohnen. Nun war es an der Zeit, dem staunenden Publikum neuen Stoff zum Nachdenken zu liefern.
    Die Zauberin verschränkte die Hände im Nacken und ging langsam im Zimmer auf und ab, um zu entspannen und sich neu zu konzentrieren. Die bevorstehende Aufgabe gehörte nicht gerade zu den leichtesten Übungen der Magierin, doch die Sache war den Aufwand wert. Die geschickt inszenierte Häufung unerklärlicher, ja bedrohlicher Ereignisse würde zwangsläufig Ängste bei den Moskauer Bürgern schüren und die Behörden zu einer angemessenen Reaktion zwingen. Für die Verborgene Stadt bedeutete dies eine massive Bedrohung, da sie mehr und mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit rückte.
    Die nötigen Vorbereitungen waren bereits getroffen. Auf einem kleinen Tischchen brannten fünf kreisförmig angeordnete Kerzen. In die Mitte des Kreises legte die Zauberin vorsichtig eine große Kristallkugel, wartete, bis die Flammen sie ein wenig erwärmt hatten, und flüsterte einen

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