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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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schließlich ganz.
    Ortega seufzte: »Also dann fassen wir mal die Ergebnisse unserer Beratungen zusammen …«
    »Wir haben uns nett unterhalten, finde ich«, sagte Pater Dynamus versöhnlich.
    »Zweifelsohne …« Ortega fand es unpassend, vor dem zerschmetterten Tisch zu sitzen, deshalb erhob er sich und rückte seine Krawatte zurecht. »Der Dunkle Hof sieht in der jüngsten Krise keine ernsthafte Bedrohung für die Verborgene Stadt und insbesondere nicht für unser Herrscherhaus. Aber selbstverständlich werden wir alles Nötige unternehmen, um die lästigen Überfälle zu stoppen.«
    Die Schatyren machten ein hochzufriedenes Gesicht.
    »Andererseits ist uns natürlich klar, dass wir die Krise nicht von heute auf morgen beenden können und in der Zwischenzeit kann alles Mögliche passieren.«
    Diesmal nickte Pater Dynamus zufrieden.
    »Und noch etwas!« An dieser Stelle bedachte Ortega den Abgesandten der Unterwelt mit einem durchbohrenden Blick. »Eine weitere Destabilisierung der Humo-Gesellschaft auf Kosten der Sicherheit der Verborgenen Stadt werden wir unter keinen Umständen dulden!«
    Der kleine Oss Tschuja ließ enttäuscht den Kopf hängen.
     
    Städtisches Mietshaus
Moskau, Miklucho-Maklaja-Straße
Samstag, 30. September, 04:49 Uhr
     
     
    »Nein, nein, schön liegen bleiben!« Larissa drückte Artjoms Kopf sanft ins Kissen zurück.
    »Aber dann kann ich dich nicht anschauen«, protestierte der Söldner, der auf dem Bauch lag.
    »Dafür ich dich um so besser.«
    Artjom gab sich geschlagen.
    Larissa betrachtete den Körper des Söldners. Im Gegensatz zu dem athletischen Arnold mit seiner ausgeprägten, fast protzigen Muskulatur war Artjom ein schmaler, drahtiger Typ, der sich eher durch Flinkheit und Zähigkeit auszeichnete als durch rohe Kraft. Unscheinbare Menschen wie er wurden leicht unterschätzt.
    Sie streichelte Artjom über den Rücken.
    »Und was sind das für Tätowierungen? Halt, nicht sagen, ich will selber raten.«
    Dieses typische Schwarz-Weiß mit den roten Einsprengseln, die feinen Linien …
    » Nawsche Skizzen ?«
    »Volltreffer.«
    Magische Tätowierungen waren in der Verborgenen Stadt weit verbreitet, vor allem unter jüngeren Magiern. Die auf die Haut aufgetragenen Zauberformeln ließen sich schneller als gesprochene aktivieren und außerdem leichter kombinieren, um komplexere Arkane zu wirken. Erfahrene Magier griffen selten auf solche »Spickzettel« zurück und verließen sich lieber auf ihr gutes Gedächtnis, doch zum Beispiel Anhänger der Gestenmagie ließen sich die Hände fast vollständig tätowieren.
    Die Nawschen Skizzen nahmen unter den magischen Tätowierungen eine Sonderstellung ein. Dabei handelte es sich nicht um simple Zauberformeln, sondern um richtige Artefakte, die speziell auf ihren Besitzer abgestimmt waren, selbsttätig aktiv wurden und sich sogar automatisch aufluden. Die Kunst, solche Artefakte zu tätowieren, beherrschten nur vier Nawen, die sich ihr Handwerk teuer bezahlen ließen und auf Jahre hinaus ausgebucht waren. Die Nawschen Skizzen auf Artjoms Rücken verrieten also einiges über seine Einkünfte und über sein Verhältnis zum Dunklen Hof.
    Auf dem rechten Schulterblatt war ein Habicht mit gespreizten Schwingen dargestellt.
    »Ein Wachsamer Habicht ?«
    »Ja.«
    Dieses Artefakt konnte feindselige Emotionen spüren und warnte Artjom vor unmittelbar bevorstehenden Angriffen.
    »Und das ist ein Ring der Gleichmut ?«
    Die verschnörkelten Linien umspannten ringförmig die linke Schulter des Söldners.
    »Genau.«
    Ein Schmerzblocker – angesichts des komplizierten Musters gewiss einer der höchsten Kategorie.
    »Und was ist das?«
    Ausgehend von der Schulter erstreckte sich über den Arm des Söldners eine weitere Tätowierung, die ein im Ring der Gleichmut aufgehängtes Medaillon darstellte.
    »Das ist ein Erli-Kreuz .«
    »Und wozu ist das gut?«
    »Es wirkt als Stimulantium. Selbst wenn ich mir in Australien sechs Kugeln einfangen sollte, würde ich es dank des Erli-Kreuzes noch bis zur Moskauer Eremitage schaffen und die Operation überleben.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Das war natürlich ein Scherz«, gab Artjom zu. »Aber eine gewisse Zeit würde es mich auf jeden Fall am Leben erhalten.«
    Die letzte Tätowierung zierte die rechte Schulter des Söldners: ein Eichhörnchen, das eine Nuss frisst. Das Wappen des Herrscherhauses Naw. Es reagierte auf magische Energie, bedeutete seinem Besitzer die Anwesenheit von Magiern und Artefakten und

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