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Die Hexe

Die Hexe

Titel: Die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vadim Panov
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Zauberin. »Wenn du schön brav bist, suche ich dir vielleicht einen Mann. Arnold zum Beispiel.«
    Die Zauberin krähte vor Vergnügen über ihren boshaften Scherz. Wirklich eine ulkige Idee, den langhaarigen Magier mit dem schwarzhaarigen Biest ins Bett zu stecken. Das wäre eine gerechte Strafe für seinen feigen Auftritt in der Verliererbar gewesen.
     
    Die Baumkronen gaben den Himmel frei und vor Tapira öffnete sich eine riesige Lichtung, auf der sich der märchenhaft anmutende Palast erhob: der Grüne Hof, das Hauptquartier des Herrscherhauses Lud. Hier im Park Lossiny Ostrow wirkte die aus Stein und Holz erbaute, stolze Festung wie ein Phantom aus einer anderen Welt und hätte jeden ortsunkundigen Spaziergänger in höchstes Erstaunen versetzt. Doch hier gab es keine Spaziergänger. Kriegsmagier des Herrscherhauses, kräftig gebaute Drushina-Soldaten und Patrouillen Weißer Morjanen sorgten dafür, dass kein Unbefugter seinen Fuß auf das Gelände setzte.
    Tapira gehörte gleichsam zur Familie, auch wenn ihr Volk in gewisser Weise ausgegrenzt wurde. Deshalb hatten die Drushina-Soldaten sie anstandslos durchgelassen. Lediglich die Tatsache, dass das Wandelwesen zu Fuß in den Park gekommen war, hatte die Wachen ein wenig erstaunt. Doch angesichts der berüchtigten Reizbarkeit der Schwarzen Morjanen verzichteten sie auf diesbezügliche Nachfragen.
    Den verbleibenden Weg hatte Tapira durch den Wald abgekürzt und stand nun vor der Lichtung, nur noch knappe zweihundert Meter vom Palast entfernt.
    »Dein Kummer muss so natürlich wie möglich wirken, mein Goldstück«, hörte die Morjane die Zauberin sagen. »Andernfalls setzt es was heute Abend.«
    »Fahr zur Hölle!«, hätte Tapira am liebsten geantwortet, doch stattdessen sagte sie: »Ich werde mir alle Mühe geben, Kara.«
    Die Morjane trat auf die Lichtung hinaus und ging auf das Eingangstor zu.
     
    »Können wir dir einen Schluck Wasser anbieten?«
    Tapira schüttelte den gesenkten Kopf.
    Die Fate Krasawa konnte ihr Glück kaum fassen. Im ganzen Grünen Hof war sie die Einzige gewesen, die aus der gesteigerten Aktivität der Schwarzen Morjanen den Schluss gezogen hatte, dass der verschollene Armreif der Fate Mara wieder aufgetaucht sein könnte. Sie, die kluge Fate Krasawa, hatte darauf bestanden, der Sache auf den Grund zu gehen, und sich mit Feuereifer an die Arbeit gemacht. Doch alle Mühen waren vergebens gewesen. Selbst nach wochenlanger, akribischer Spurensuche hatte sie nichts in der Hand – und nun so ein Glücksfall! Am liebsten wäre sie der Morjane um den Hals gefallen.
    »Oder vielleicht möchtest du ein Gläschen Powerkräuter-Schnaps? «, erkundigte sich der Woiwode Bronislaw. »Das würde dir guttun.«
    Zuvorkommende Höflichkeit war dem griesgrämigen Woiwoden eigentlich zutiefst fremd, doch die gute Laune der Fate hatte offenbar auch ihn angesteckt.
    »Danke, mir fehlt nichts«, seufzte Tapira. »Kommen wir lieber wieder zur Sache. Ich muss in jedem Augenblick damit rechnen, dass sie mich wieder unter Kontrolle nehmen.«
    »Du hast natürlich vollkommen Recht, meine Liebe«, gurrte die Fate und scharwenzelte aufgeregt um die Morjane herum. »Verlass dich drauf, der Grüne Hof weiß deine Loyalität zu schätzen.«
    Ihr dürft mir nicht glauben!, dachte Tapira bei sich.
    »Wir waren an dem Punkt stehengeblieben, als du Bogdan le Stas Geliebte wurdest«, erinnerte Krasawa.
    »Ich war seine Frau.« Tapira schloss wehmütig die Augen. »Aber das versteht ihr nicht.«
    »Wir versuchen es«, heuchelte die Fate.
    »Wir gelten als Ausgestoßene, als Abschaum der Gesellschaft – und das zu Recht, denn wenn wir unsere Kampfmontur anlegen, sind wir unzurechnungsfähig. Aber Bogdan …« Bei der Erwähnung des kühnen Kriegskommandeurs wurde Tapiras Stimme zärtlich. »Ich habe ihn so geliebt, dass ich ihm selbst in Kampfmontur nichts zuleide tun konnte. Er hat mir alles bedeutet.« Die Morjane sah Krasawa in die Augen. »Und ich ihm.«
    »Wie lange dauerte eure Liaison?«
    »Mehrere Jahre.« Tapira lächelte. Die Erinnerung an bessere Zeiten lenkte sie von der leidvollen Gegenwart ab. »Vor einigen Monaten wurde ich schwanger von ihm.«
    »Du? …« Die Fate machte zunächst ein ungläubiges Gesicht, doch dann fiel ihr wieder ein, dass man Morjanen eine Schwangerschaft äußerlich lange Zeit nicht ansieht.
    »Ja, ich trage ein Kind von Bogdan im Leib.« Tapira warf trotzig den Kopf in den Nacken.
    »Ach du mein armes Mädchen …«
    So kühl und

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