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Die Hexen - Roman

Die Hexen - Roman

Titel: Die Hexen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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singen. Gleichzeitig gab es niemanden, der mich ausgebildet hätte. Und da wundert ihr euch, wenn ich Angst habe?«
    »Angst färbt die Flamme gelb oder grünlich, nicht taubengrau«, erklärte Norani ungerührt. »Es scheint nicht gerade so, dass es dir an Wissen fehlt. Ich habe eher das Gefühl, du weißt zu viel. Aber keine Sorge, ich komme schon noch hinter dein Geheimnis.« Nachdenklich starrte sie Yvonne an.
    »Ihr seid entlastet«, verkündete Constantin. »Wir sprechen Euch von den Vorwürfen der schwarzen Hexenkunst und des unberechtigten Tragens eines magischen Dolchs frei. Allerdings …« Mit erhobener Hand bremste er Yvonne, die sich bereits mit einem erleichterten Lächeln umdrehen wollte. »Allerdings werdet Ihr niemals eine der Sieben. Und Ihr werdet auch nicht als Schülerin in den Konvent aufgenommen. Dieser Weg ist Euch für immer versperrt.«
    Yvonnes Lächeln erstarb. Mit geweiteten Augen starrte sie den König an, und in diesem Augenblick begriff Ravenna, dass sie jede Strafe auf sich genommen hätte, wenn man sie anschließend nur zu einer Hexe machte. »Ihr werdet niemals im Konvent ausgebildet und in das magische Wissen eingeweiht«, wiederholte Constantin. »Dazu seid Ihr nicht berufen, das zeigte die Flamme des Gewissens klar und deutlich. Außerdem stelle ich Euch unter Beobachtung, solange wir auf dem Weg zum Tanzplatz der Hexen sind. Obwohl Ihr Ravennas Schwester seid, traue ich Euch nicht und möchte Euch lieber unter Aufsicht wissen.«
    »Ach ja? Und wer soll mein Aufseher sein? Lucian?« Hoffnungsvoll blickte Yvonne zu dem jungen Ritter herüber, der jedoch keinerlei Anstalten machte, in ihre Richtung zu kommen. Stattdessen legte Norani ihr die Hand auf die Schulter – wie eine samtweiche Pranke mit eingezogenen Krallen.
    »Ich schätze, das werde ich übernehmen«, erklärte sie mit einem breiten Lächeln. »Das Aufspüren von schwarzmagischen Strömen ist meine Gabe, und glaube mir, ich bin gut darin.«
    »Wie schön«, murmelte Yvonne. Sie heftete den Blick auf die dicken Ringe und Silberamulette, die Norani trug. Jetzt erkannte auch Ravenna, dass es sich um Schutzzauber handelte. »Das glaube ich gern.«
    »So sei es«, seufzte Constantin. »Dann lasst uns jetzt die letzten Vorbereitungen treffen. Die Mittsommernacht ist nicht mehr fern und wir haben noch einen weiten Weg vor uns.«
    Raschelnd rafften die Sieben ihre Gewänder um sich. Die Rüstungen der Krieger klirrten, als sie sich erhoben. Schwungvoll öffnete Vernon die Tür, um die Hexen hindurch zu lassen.
    In diesem Augenblick begann die Glocke neben dem Tor wie verrückt zu läuten .

Dämonenbann

    Es war Niall.
    Taumelnd rannte der strohblonde Ritter auf das Tor zu. Seine Rüstung war mit Blut befleckt und der Mantel hing ihm in Fetzen von den Schultern herab. Stark wie ein Stier war er, mit Händen so groß wie Schaufeln – Ravenna hatte gehört, wie sich Lucians Freunde darüber lustig machten, dass Niall ein ganzes Weinfass anhob, wenn er durstig war und an den letzten Schluck herankommen wollte. Mit beiden Fäusten umklammerte er einen krummen Eichenstab, den er irgendwo im Wald aufgelesen hatte.
    »Sie kommen!« Gehetzt drang die Stimme des riesigen Mannes unter der Kapuze hervor. Nieselregen fiel aus den Abendwolken, die um den Gipfel des Hexenbergs trieben. Nebelstreifen hingen über der Wiese vor dem Konvent. Auf dem Kopf und an den Schultern war Nialls Umhang vom Wasser benetzt, diese Stellen wirkten dunkler als der restliche Stoff. Er wankte auf das Tor zu und warf sich mit dem Rücken gegen das nasse Holz. Durch die Klappe, die Ramon geöffnet hatte, hörte Ravenna seine keuchenden Atemzüge.
    »Der Hexen … banner und der … Pöbel! Sie werden … gleich hier sein! Schnell … macht das Tor … auf!«
    Die Hand des einäugigen Ritters schwebte über dem Riegel, doch er zögerte. »Das Stichwort«, forderte er. »Sag mir das Losungswort und ich lasse dich ein.«
    Niall drehte den Kopf herum und warf ihm einen flehenden Blick zu. »Amicus certus in re incerta cernitur«, flüsterte er.
    »Das ist Latein«, flüsterte Yvonne dicht neben Ravenna. Vor Schreck machte diese einen Satz und landete fast in dem magischen Gitter, das Norani vor dem Tor gewoben hatte. Es gab ein leises Knistern von sich. »Verdammt nochmal, schleich dich gefälligst nicht so an!« Ihr Herz raste und sie warf Yvonne einen wütenden Blick zu. Dann kratzte sie sich am Kinn. »Latein. Und was soll das heißen?«
    Yvonne lächelte. Die

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