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Die Hexen - Roman

Die Hexen - Roman

Titel: Die Hexen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hielten an einem Feldrain und Yvonne hörte, wie die Sieben leise berieten, wo sie Rast machen sollten.
    Missmutig verschränkte sie die Arme. Das Licht war grau, und es nieselte immer noch. Das Kleid klebte ihr auf der Haut. Sie besaß keinen wärmenden Hexenmantel wie Ravenna, und sie besaß auch nicht die Anerkennung der Sieben, die ihrer Schwester zuteilwurde. Die Nacht über war sie in der zweiten Reihe geritten, unter den strengen Blicken der kleinen Dämonenaustreiberin. Norani ließ sie auch nicht aus den Augen, als sich der Zug der Hexen wieder in Bewegung setzte und in Richtung einer Ortschaft schwenkte, die am Fuß der Berge lag.
    Hoffentlich haben wir bald ein Dach über dem Kopf, dachte Yvonne. Sie ritt nicht gerne durch die Dunkelheit. Doch als die ersten Häuser vor ihr auftauchten, bereute sie den Entschluss der Hexen, in diesem Dorf Rast zu machen. Die Ortschaft bestand aus einigen Gebäuden mit verdreckten Hinterhöfen, einem Herrensitz, dem Dorfteich und dem Glockenturm. Störche nisteten auf den Firsten, ihr Kot verschmutzte die Ziegeldächer. Das Gasthaus lag in einer Nebenstraße. Nirgendwo brannte Licht und das Tor war verriegelt. Vor die Fenster hatte man Häute gespannt, die wie gegerbte Schweinsblasen aussahen. Yvonne schüttelte sich. Beim Näherkommen entdeckte sie die magischen Zeichen, die auf den Häuten aufgemalt waren: Kreise, von Halbmonden umgeben, Dreiecke, die auf dem Kopf standen, Pentagramme und jede Menge Runen und Zahlen. Die Farbe, mit der die Zeichen aufgetragen worden waren, glänzte wie getrocknetes Blut.
    »Was ist das?«, stieß Yvonne hervor. »Hier wollt ihr Rast machen?«
    »Sieht ganz danach aus«, stellte Florence fest, als die Ritter vor dem Tor hielten. Die junge Hexe war bleich und hatte Ringe unter den Augen. Aus ihrem kurzgeschnittenen Haar tropfte Wasser. Aufmerksam betrachtete sie den Abwehrzauber an den Fenstern. »Der Gasthof scheint verflucht zu sein. Uns Hexen sollte dieser Fluch jedoch nichts ausmachen.«
    Ein Hund bellte heiser, als Ramon ans Tor pochte. Na bravo, dachte Yvonne. Sie schauderte, während sie an dem düsteren Gebäude emporblickte. Die Enden der Dachbalken waren zu Fratzen geschnitzt, die ihren Zorn auf die Besucher erbrachen. Täuschte Yvonne sich oder schimmerte die Wut in ihren Augen wie Quecksilber?
    »Wenn es nach mir geht, können wir weiterreiten«, brummte sie. »Dieses Haus gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Ein Weiterritt ist nicht ratsam«, meinte Florence. »Der Marquis wird uns sicher auflauern. Wir reiten schon seit einer Weile durch Beliars Ländereien. Das sieht man, oder?«
    »Und man riecht es«, murrte Yvonne. Der Gestank der schwelenden Misthaufen und der Küchenabfälle, die auf den Straßen vor sich hin faulten, betäubte sie fast. Die Ortschaft am Rand der Vogesen entsprach genau dem Bild, das sie vom Mittelalter hatte: dreckig, trostlos und dunkel.
    Florence verzog den Mund zu einem müden Lächeln. »In dieser Gegend treibt Elinor die Steuern ein. Wie es scheint, ist die Marquise nicht gerade zimperlich. Sie zieht den Leuten auch das letzte Hemd über den Kopf, wenn sie den Burgherren etwas schuldig sind.«
    »Elinor?«
    »Die Herrin auf dem Hœnkungsberg.« Mit dem Kopf nickte die brünette Hexe in Richtung der Berge. Durch den Dunst, der über den Dächern hing, waren die Umrisse der Festung zu erahnen. Sie lag auf einem der vorgelagerten Gipfel. Yvonne erkannte den Außenwall und den Zwinger, Türme, Tore, Wehrmauer und Zinnen. Elinors Burg war riesig.
    Ein Seufzer lenkte ihre Aufmerksamkeit auf Ramon. Der Riegel wurde von innen zurückgezogen. Mürrisch trat der Gastwirt auf die Straße. Sein Kopf erinnerte an eine Kartoffelknolle, die mit einem Spaten entzweigehauen worden war. Eine wulstige, rote Narbe zog sich von der Stirn bis in den Nacken. An manchen Stellen sah man noch die Stiche, mit denen das Fleisch zusammengenäht worden war. Als Yvonne sich vom ersten Schrecken erholt hatte, fielen ihr seine behaarten Handgelenke und die Trauerränder unter den Fingernägeln auf und sie hoffte, dass der Schankwirt nicht zugleich der Koch war. Er trug eine Ölfunzel in der Hand und presste den struppigen Hundekopf, der sich ins Freie zwängen wollte, mit dem Knie gegen den Torpfosten.
    »Wer seid Ihr?«, blaffte er. »Um diese Zeit ist die Schenke geschlossen.«
    Geduldig erklärte Ramon das Anliegen der frühen Gäste und vergaß nicht, den König vorzustellen. Constantin lehnte auf dem Sattelhorn. Nicht

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