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Die Hexen - Roman

Die Hexen - Roman

Titel: Die Hexen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Helligkeit wie eine Sternschnuppe. Und mit ihr verglühten Velasco, Yvonne und Lucian. Ihr erschrockener Gesichtsausdruck war das Letzte, das Ravenna sah. Doch dann verblassten auch diese Schemen und es wurde dunkel.
    Schluchzend saß sie in der Kammer und presste Lucians Schwert an sich. Die Dielenbretter waren verkohlt, die Sterne funkelten zwischen den geborstenen Dachbalken und nichts ergab mehr einen Sinn. Warum?, schrie sie Yvonne in Gedanken an. Warum hast du das gemacht? Siehst du, was du angerichtet hast? Du hast Beliar und seinen Verbündeten direkt in die Hände gespielt!
    In der Mitte des Pentagramms lag ein heller, ovaler Gegenstand. Mémés Medaillon. Ravenna wischte sich mit dem Handballen über das Gesicht, nahm den Anhänger und öffnete den Deckel. Mit den Fingernägeln kratzte sie das Wachs und die gefaltete Tarotkarte heraus. Als sie die Haarlocke in den Fingern hielt, kamen ihr erneut die Tränen. Es war unverkennbar Lucians Haar: dunkelbraun und weich wie Seide. Da entdeckte sie einen weiteren Gegenstand, der in eine Zacke des erloschenen Pentagramms gefallen war: Yvonnes Hexentagebuch, auf einer Seite aufgeschlagen, die einen Eintrag über Pentagramme und Teufelsbeschwörungen enthielt. Der Einband war eingerissen, die Seiten zerknit tert und das Lesebändchen hing in den Schmutz. Ravenna klappte den Deckel zu und nahm das Buch an sich.
    So fand Ramon sie vor, als er die Treppe und den Gang im Laufschritt erstürmte.
    »Ravenna! Was ist passiert?«, stieß er hervor, als er sie auf den Dielen kauern sah. Aus dem Hof drang Constantins Stimme herauf, der ruhige Befehle erteilte. Ravenna kroch von dem jungen Ritter fort, als er mitfühlend die Hand nach ihr ausstreckte.
    »Was ist hier geschehen?« Ramon folgte ihr und sank neben ihr auf die Fersen. Alle anderen Helfer, die sich erschrocken unter der Tür drängten, winkte er fort. »Waren sie noch am Leben oder müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen?«
    Sein ruhiger Tonfall brachte Ravenna zur Vernunft. Sie hob den Kopf. Kein anderer Anblick wäre ihr in diesem Moment willkommener gewesen als das zerstörte Gesicht von Lucians Freund. Mit dem gesunden Auge blickte Ramon sie an, die vernarbte Hälfte lag im Schatten. Wieder musste sie an den Halbmond auf seinem Schild denken. Ramon wusste, wie es sich anfühlte, mit dem Meister der Dämonen und Hexer in Streit zu geraten.
    »Sie … lebten noch, glaube … ich.« Sie zog die Nase hoch.
    »Das ist gut«, sagte Ramon. »Habt Ihr irgendjemanden erkannt?«
    Sie nickte. »Velasco war hier. Lucians Vater.«
    Ihr wurde fast schlecht, als sie an den Hexer dachte, der plötzlich hinter ihr stand, an das Messer, das ihr auf die Luftröhre drückte. Sie spürte, wie Ramon der Schreck in die Glieder fuhr. Seine Armmuskeln spannten sich.
    »Das ist … weniger gut«, stieß er hervor. »Velasco war der Anführer dieser Bande? Und er hat Lucian gefangen genommen?«
    In kurzen Zügen beschrieb Ravenna nun, was sich während der letzten Minuten in der Kammer abgespielt hatte. »Wenn je ein Mensch von einem Dämon besessen war, dann dieser Hexer!«, stieß sie voller Abscheu hervor. »Er ist total wahnsinnig.«
    Ramon saß neben ihr auf dem Boden. Er hatte ihr Lucians Schwert aus den Händen genommen und spielte damit, um seine Hände zu beschäftigen, während sie redete. Jetzt zog er das Gurtzeug heran und schob die Klinge in die Umhüllung zurück. Die Oberfläche der Schwertscheide war mit hauchfeinen Silberspiralen geschmückt. Triskelen, wie auf ihrem Anhänger. Ravenna ballte die Hände ineinander und drückte zu, bis ihr das Blut aus den Fingern wich.
    »Kein Dämon könnte in Velasco einen solchen Hass entfachen«, sagte Ramon jetzt. »Sicher, manche Dämonen treiben ihre Opfer in den Wahnsinn oder reden ihnen Dinge ein, die niemals geschehen sind. Manchmal bringen sie einen auch dazu, sich von einem Brückenpfeiler zu stürzen oder die eigenen Kinder von einer Klippe zu werfen. Schaut nicht so erschrocken, Ravenna, das ist alles schon geschehen. Ihr müsst wissen, dass Beliar sich niemals selbst die Finger schmutzig machen würde. Ihr habt ihn doch gesehen: aalglatt, überheblich, nie um eine Antwort verlegen. Die Drecksarbeit überlässt er gerne anderen.«
    »Wie Lucians Vater.«
    Ramon ballte unvermittelt die Fäuste und spannte den Gurt, an dem Lucian das Schwert getragen hatte. Die Aufhängung der Waffe klirrte leise. »Nein, nicht wie Lucians Vater«, widersprach er. »Velasco ist nicht von einem

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