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Die Hexen - Roman

Die Hexen - Roman

Titel: Die Hexen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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nicht nass wurden. Die weiße Stute – Willow – begrüßte Ravenna mit einem Wiehern, und Josce grinste breit. Die Jägerin stützte den Ellenbogen auf das Sattelhorn, den Köcher trug sie an einem Riemen über der Schulter und ihr langer, brauner Zopf fiel ihr bis zum Gürtel. Auf dem Pferd sah sie noch größer aus, als sie in Wirklichkeit war. Eine Meute weißer Hunde balgte sich zwischen den Beinen der Schimmel. Das Kläffen und Jaulen war ohrenbetäubend.
    »Du hast dich also entschieden«, rief die Jägerin Ravenna über den Lärm hinweg zu. »Das dachte ich mir zwar schon, aber es ist trotzdem schön, dich wiederzusehen.«
    »Entschieden?«, fragte Ravenna verblüfft, während sie kurzerhand den Rock hochzog und sich mit halbnackten Beinen aufs Pferd schwang. »Wofür denn?«
    Ehe die Jägerin antworten konnte, hob Terrell die Hand über den Kopf und gab seinen Begleitern das Zeichen zum Aufbruch. »Vorwärts! Wir reiten los!«
    Wie auf Kommando stürmten die Hunde aus dem Tor hinaus. Zwei Ritter blieben als Wächter im Konvent zurück, die anderen schlossen sich dem Zug an. Verstohlen ließ Ravenna den Blick über die jungen Männer gleiten. Lucian war nicht dabei und sie fragte sich enttäuscht, wann sie ihn wohl das nächste Mal wiedersah.
    Unter Terrells Führung trabte die Schar durch den Wald zur Heidenmauer. Ravenna war als Einzige in leuchtendes Rot gehüllt, die anderen Frauen verschmolzen in ihren grauen Umhängen nahezu mit den Regenschleiern. Gut gelaunt ritt Aveline neben ihrem Gefährten an der Spitze. Ravenna konnte kaum mit ansehen, wie das ungleiche Paar miteinander scherzte.
    »Mein Spätzchen, mein süßes Täubchen«, raunte der Alte bei jeder Gelegenheit. Er drückte Aveline einen Kuss auf die Wange, und sie ließ es kichernd geschehen. Einmal musste er absteigen, um ihr frische Himbeeren zu pflücken, einige Meter weiter verlangte sie nach einem Stängel Waldmeister. Wie ein Verrückter galoppierte Terrell dann mit wehenden Zügeln hinter der Gruppe her, um den Anschluss nicht zu verlieren, und die Hunde begrüßten ihn mit lautem Bellen. Zu guter Letzt setzte Aveline ihm ein großes Blatt Bärenklau wie einen Hut auf den Kopf und schüttete sich aus vor Lachen. »Was ist bloß mit dir, du alter Esel? Dein Haar ist schon ganz nass«, verspottete sie ihn. »Erwartest du vielleicht, dass dich der Mairegen schöner macht?«
    »Wunderst du dich über die beiden?« Ravenna schrak herum, als Josce zu ihr aufschloss. Das Gesicht der Jägerin lag halb im Schatten der grauen Kapuze, die Nässe tropfte vom Saum. Hier im nebeligen Wald sah Josce ganz geheimnisvoll aus.
    Ravenna zuckte die Achseln. »Für mich ist es ein ungewohntes Bild«, gab sie zu. »Eine junge Hexe und ihr Ritter.«
    »Der erste Eindruck täuscht leicht. Terrell ist ein guter Mann«, erklärte Josce. »Ein geschickter Schwertkämpfer, unbeirrbar in schwierigen Verhandlungen und ein Reiter, den so schnell keine Lanze aus dem Sattel wirft. Aveline hat die richtige Entscheidung getroffen, als sie ihn als Gefährten wählte.«
    »Aber er macht sich für sie zum Narren.« Und er ist viel zu alt, um der Gefährte einer Sechzehnjährigen zu sein, setzte Ravenna in Gedanken hinzu.
    Mavelle, die ihre Unterhaltung gehört hatte, lachte. »Ach, natürlich tut er das! Schließlich ist er ihr Gefährte. Glaub mir, jede Zauberin wählt genau den Mann, der zu ihr passt. So ausgelassen, wie Terrell sich gibt, könnte man allerdings meinen, dass er täglich aus dem magischen Kessel trinkt.«
    »Oh, aus ihrem Kessel bestimmt!«, warf Josce ein.
    Ravenna fühlte, wie sie rot wurde. Die Frauen plauderten ungeniert weiter über das Liebesleben ihrer Gefährtinnen und ließen auch nicht davon ab, als die Heidenmauer in Sicht kam.
    »Wenn Ave nicht aufpasst, wird sie schwanger, und dann macht sie dir den Platz zu Samhain streitig«, stichelte Josce soeben.
    Lächelnd streichelte die Elfe ihren Bauch. »Nun, lange wird es sowieso nicht mehr dauern und der Platz der Magierin wird wieder frei.«
    »Weißt du eigentlich schon, welchen Namen du deinem Sohn geben wirst?«, fragte Ravenna. Die Elfe und die Jägerin verstummten und starrten sie durchdringend an. »Ich wusste es! Sie hat das zweite Gesicht, genau wie Melisende«, stellte Mavelle endlich fest.
    »Allerdings«, nickte Josce. »Nur die Mutter träumt vom Geschlecht ihres Kindes«, setzte sie hinzu, als sie Ravennas ratloses Gesicht bemerkte.
    »Bei uns glaubt man, an der Form des Bauchs

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