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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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der sich einst sanft zum Haus
hinaufgeschwungen hatte, war im Herbst, als der Platz angelegt
wurde, zerschürft und zerwühlt worden von Bul dozern. Die
aufgeworfenen Grassoden- und Erdhaufen im Frost erstarrt: eine
    Mondlandschaft vol er Fal en. Sukies Augen tränten vor Kälte, ihre
Gefährtinnen bekamen eine Regenbogen-Aura, die Wangen taten ihr
weh beim Sprechen. Als sie den sicheren Boden der Zufahrt unter sich
fühlte, setzte sie zu einem Sprint an; die anderen trotteten auf dem
Kies hinterher wie ein einziges schwerfäl iges Wesen. Die mächtige
Eichentür schwang auf, als sei sie empfindlich für die leiseste
Berührung. Im marmorgefliesten Foyer, wo der hohle Elefantenfuß
stand, schlug Sukie schweflige Wärme entgegen, wie ein Kissen. Fidel
ließ sich nicht blicken. Stimmengemurmel war zu hören; die Frauen
gingen ihm nach und fanden Darryl und Christopher in der
Bibliothek an dem runden lederbezogenen Tisch sitzend. Alte Comic-
Hefte waren zwischen ihnen ausgebreitet, und ein Tablett mit
Teegeschirr stand da. Über ihnen hingen die melancholischen
ausgestopften Köpfe eines Elchs und mehrerer Hirsche, die die
jagdliebenden Lenox’ hinterlassen hatten kummervolle Glasaugen, die
niemals blinzelten, obwohl dicker Staub auf ihnen lag. «Wer hat
gewonnen», fragte Van Horne, «die guten oder die bösen?»
«Wer ist was wie?» fragte Jane und warf sich in einen feuerroten mit
Styroporkügelchen gefül ten Sitzsack unter einem kliffartig
vorkragenden Regal, in dem lauter gebundene mystische Schriften
standen: mächtige Bände mit ausgeblaßten Rücken und spinnenhaft
fein geschriebenen lateinischen Titeln. «Das junge Blut hat
gewonnen», sagte sie, «wie denn sonst.»
Die wuschelige Thumbkin mit den mißgebildeten Pfoten hatte die
ganze Zeit unbeweglich wie eine Plastik auf den Kaminfliesen
gestanden, so nah am Feuer, daß die Spitzen ihrer Schnurrhaare zu
glimmen schienen; jetzt stelzte sie mit großer Würde zu Janes
Knöchel in den weißen Sportsocken hinüber und senkte ihre langen
gebogenen Kral en tief hinein, ihr Schwanz ragte bebend, pfeilgerade
in die Höhe, als ob sie genüßlich urinierte. Jane jaulte auf und
beförderte das Tier mit der Spitze ihres tennisbeschuhten Fußes hoch
    in die Luft. Thumbkin trudelte wie eine große Schneeflocke und
landete dann lautlos drüben beim Messingständer, an dem das
funkelnde Kaminbesteck hing: Schürhaken, Zange und
Aschenschaufel. Die Katze blinzelte beleidigt, dann funkelten ihre
Augen mit dem Messing um die Wette; die vertikalen Pupil en, von
gelben Kreisen umgeben, verengten sich zu Schlitzen und fixierten die
Runde.
«Die haben wieder mit ihren üblen Tricks angefangen», schwatzte
Sukie drauflos. «Ich komme mir so entwürdigt vor.»
«Seht ihr wohl, daran erkennt man eine richtige Frau», scherzte Van
Horne in seiner kehligen, wie von weither kommenden Stimme. «Sie
fühlt sich immer entwürdigt.»
«Darryl, laß die öden Geistreicheleien», sagte Alexandra. «Chris,
schmeckt der Tee da so gut, wie er aussieht?»
«Na ja», brachte der Junge so gerade über die Lippen; er grinste und
vermied es, irgend jemandem in die Augen zu sehen.
Fidel war aufgetaucht. Seine Khakijacke sah zerknautschter aus als
sonst. War er mit Rebecca in der Küche gewesen? «Té para las señoras y la señorita, por favor», befahl Darryl. Fidels
Englisch war ausgezeichnet, er sprach es immer geläufiger, aber es
gehörte zu ihrer Herr-Diener-Beziehung, daß sie Spanisch
miteinander redeten, soweit Van Hornes Wortschatz reichte. «Si, señor.»
«Rápidamente», rol te es aus Van Hornes Mund.
«Sí, sí.» Und weg war er.
«Ach, ist das gemütlich!» rief Jane Smart, für Sukie aber hatte in
Wahrheit al es etwas Unbefriedigendes, etwas Bedrückendes: das
ganze Haus war wie ein Bühnenbild – auf der einen Seite
phantastisch, auf der anderen jedoch kahl und von unveränderter
    Fadenscheinigkeit. Die Imitation eines wirklichen Hauses, das ganz
woanders stand.
Sukie maulte: «Mir ist noch so nach Tennis zumut. Darryl, komm
mit runter, laß uns ein Einzel spielen. Wenigstens solange es hell ist.
Du hast doch noch al die Sachen dafür an und so.»
«Was ist mit unserem jungen Freund hier, er hat auch noch nicht
gespielt», gab er zu bedenken.
«Der wil nicht, da bin ich ganz sicher», warf Jenny in
schwesterlichem Ton dazwischen.
«Ne, ist nichts mit mir», pflichtete der Junge ihr bei. Mit dem war
wirklich nichts los, dachte

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