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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Sukie. Ein Mädchen in diesem Alter war so
amüsant, so wach und aufgeschlossen al en Menschen gegenüber,
sammelte Eindrücke und flirtete dann oder entschied sich für eine
Freundschaft, spann ihre Fäden im Zimmer, machte es zu ihrem
Nest, ihrer Bühne. Sukie war außer Rand und Band, stand auf,
schüttelte ihr Haar, war hart an der Grenze, sich ordinär und
exhibitionistisch zu benehmen, und wußte nicht, warum, wußte nur,
daß es ihr peinlich war, die Gabriels mitgebracht zu haben – nie
wieder! – und daß sie seit zwei Wochen, seit Clydes Selbstmord, mit
keinem Mann mehr geschlafen hatte. Neulich nacht hatte sie sich
dabei ertappt, daß sie an Ed dachte: was er im Untergrund wohl so
trieb, mit diesem kleinen bil igen Dreckpüppchen Dawn Polanski.
Darryl, einfühlsam und liebevoll bei aller Rüpelhaftigkeit, stand auf
und zog sich zu den roten Jogginghosen wieder die lila Daunenweste
über, stülpte sich eine grell orangefarbene Jägermütze mit
schnabelförmigem Schirm und Ohrenklappen auf, die er sich
gelegentlich aus Jux aufsetzte, und nahm seinen Schläger, einen Head
aus Aluminium. «Ein schneller Satz», warnte er, «mit einem Tie-Break
über sieben Punkte, wenn es zum sechs zu sechs kommt. Einen Ball in
eine Kröte verwandeln, und du fliegst raus. Wil einer mitkommen
    und zuschauen?» Niemand wol te, al e warteten auf ihren té. Und so
traten sie al ein, wie ein verheiratetes Paar, in den dämmerigen grauen
Nachmittag hinaus – Busch und Baum starr, lavendelfarben, der
Himmel im Osten grün email iert – und gingen zur friedhofstil en,
abgeschiedenen Kuppelhal e hinunter.
Das Spiel war phantastisch. Darryl funktionierte wie ein Roboter,
scheinbar schwerfäl ig, aber unfehlbar, und trieb Sukie zu unerhörter
Leistung; Bäl e, die eigentlich nicht zu erreichen waren, verwandelte
sie in jubilierende Gewinnpunkte, die unterteilten Weiten und
Breiten des Platzes schrumpften, so übernatürlich schnel und behend
war sie. Der Bal hing wie ein Mond in der Luft, wartete auf ihren
Schlag; ihr Körper wurde zu einem Instrument des Gedankens, war
zur Stelle, wo immer sie ihn brauchte. Sogar einige Rückhand-
Überkopfbäl e gingen ihr mühelos von der Hand. Sie spannte sich
beim Aufschlag wie ein Bogen im Moment, da er den Pfeil entläßt.
Sie war Diana, Isis, Astarte. Sie war weibliche Anmut und Kraft,
befreit vom härenen Gewand des Dienens in diesem silbernen
Augenblick. Zwielicht sammelte sich in den Ecken der graugelblichen
Hal e, die Himmelsbul augen schwebten hoch über ihnen wie eine
riesige Krone aus Aquamarinen; Sukies Augen nahmen den dunklen
Widersacher nicht mehr wahr, der weit hinten, auf der anderen Seite
des Netzes, stampfend und keuchend am Werk war. Der Bal kam
zurück, wieder und wieder, sprang wütend auf ihr Gesicht zu, wie ein
Raubtier, wieder und wieder vom grünen Boden geboren. Schlagen,
schlagen, sie hörte nicht auf zu schlagen, und der Bal wurde klein
und kleiner, hatte die Größe eines Golfbal s, einer goldenen Erbse, bis
endlich tief im tintigen Dunkel hinter dem Netz kein Aufpral mehr
war, nur ein ledrigzähes Schlucken, und das Spiel war vorbei. «Das
war wunderbar», meldete Sukie wem auch immer.
Van Hornes Stimme schrapte und schrammte sich näher. «Ich habe
dir einen Gefal en getan, wie wär’s, tust du mir auch einen?»
    «Klar», sagte Sukie. «Was sol ich tun.»
«Küß meinen Arsch», sagte er heiser. Er bot ihn ihr über das Netz
dar. Sein Hintern war behaart oder mit Flaum bedeckt, je nachdem,
was für eine Einstel ung man zu Männern hatte. Links, rechts …
«Und in der Mitte», verlangte er.
Der Geruch war wie eine Botschaft, die er überbringen mußte, ein
Wort von weither, nicht ohne Süße, ein Hauch von Kamelduft, der
durch die seidenen Zelte im Heerlager des Drachenthrons weht, in
der Wüste Gobi.
«Danke», sagte Van Horne und zog seine Hosen hoch. Seine
Stimme klang rauh in der Dunkelheit, wie die eines New Yorker
Taxifahrers. «Du findest es albern, ich weiß, aber es gibt mir einen
irren Kick.»
Sie gingen zusammen den Hügel hinauf, Sukie klebte der Schweiß
auf der Haut. Sie fragte sich, wie das mit dem Bad werden sol te,
solange Jennifer Gabriel da war und keine Anstalten machte zu gehen.
Der schnöselige Bruder saß al ein in der Bibliothek und las in einem
dicken blauen Band; Sukie blickte dem Jungen über die Schulter und
sah, daß es gebundene Comic-Hefte waren. Ein Mann in einem
Cape,

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