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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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mit blauer Kappe mit spitzen Ohren: Batman. «Die ganze
beknackte Reihe, keine Nummer fehlt», sagte Van Horne stolz. «Hat
mich eine Stange Geld gekostet, besonders ein paar von den ganz
alten, die noch aus der Kriegszeit stammen. Wenn ich als Kind so
schlau gewesen wäre, die aufzuheben, hätte ich ein Vermögen damit
machen können. Gott, ich habe meine Kindheit damit verplempert,
auf das Heft vom nächsten Monat zu warten. Ich habe den Joker
geliebt. Und den Pinguin. Und das Batmobil in der unterirdischen
Garage. Ihr seid beide zu jung, ihr hattet diesen Fimmel nicht.»
Der Junge brachte einen ganzen Satz zuwege. «Die waren mal im
Fernsehen.»
    «Ja schon, aber sie haben es so aufgemotzt. Vol kommen überflüssig.
Sie haben einen Witz draus gemacht, das war einfach schlechter
Geschmack. Die alten Comics, in denen gibt’s wirklich noch das
Böse. Dieses weiße Gesicht hat mich in meinen Träumen verfolgt,
ehrlich. Wie findest du Captain Marvel?» Van Horne nahm einen
Band aus einer anderen Reihe, einer rot gebundenen, vom Regal und
röhrte mit komischem Pathos: «Scha-Zam!» Zu Sukies Verwunderung
machte er es sich in einem Ohrensessel bequem und begann, in dem
Band zu blättern; sein großes Gesicht verrutschte vor Vergnügen.
Sukie ging den leisen weiblichen Stimmen nach, durch den langen
Raum mit der modernen Pop Art, das kleine Zimmer vol
unausgepackter Kartons und durch die Doppeltüren, die zu dem mit
Schiefer ausgelegten Bad führten. Die Strahler in den runden
geriffelten Bechern waren heruntergedimmt. Das rote Auge der
Stereo-Anlage wachte über den sanften Tonfolgen einer Schubert-
Sonate. Drei Köpfe mit hochgestecktem Haar waren über die Fläche
des dampfenden Wassers verteilt. Die Stimmen murmelten weiter,
kein Kopf wandte sich um, als Sukie sich auszog. Sie pel te sich aus
den steifen Schichten ihrer Tennissachen und ging nackt durch die
feuchte Luft, setzte sich auf den Bassinrand und drückte den Rücken
durch, um sich dem Wasser hinzugeben; zuerst war es zu heiß, nicht
zu ertragen, aber dann, dann. Oh, al mählich wurde sie zu einem
neuen Wesen. Wasser und Schlaf nehmen uns unsere natürliche
Schwere. Alexandras und Janes vertraute Körper bewegten sich nahe
bei ihr; die Wellen, die die beiden Frauen machten, verschmolzen
heilungbringend mit denen Sukies. Jennifer Gabriels runder Kopf,
ihre runden Schultern waren Sukie genau gegenüber; die runden
Brüste des Mädchens schwammen dicht unter der Oberfläche des
durchsichtigen schwarzen Wassers, ihre Hüften und Füße darunter
waren verkürzt, sahen aus wie die eines mißgebildeten Fötus. «Ist es
nicht wundervol ?» fragte Sukie sie.
    «Ja, das ist es.»
«Er kann das al es hier steuern und regeln.»
«Kommt er auch hier rein?» fragte Jennifer ängstlich.
«Ich glaube nicht», sagte Jane Smart, «diesmal nicht.»
«Aus Rücksicht auf dich», setzte Alexandra hinzu.
«Ich fühle mich so sicher, kann ich doch, oder?»
«Warum nicht», sagte eine der Hexen.
«Fühl dich sicher, solange du’s kannst», empfahl eine andere.
«Die Strahler sind wie Sterne, nicht? So hingestreut, meine ich.»
«Paß mal auf.» Mittlerweile kannten sie sich al e mit den Reglern
aus. Ein leichter Druck mit dem Finger, und das Dach rumpelte
zurück. Die ersten blaß durchdringenden Leuchtpunkte – Planeten,
rote Riesen – zeigten, daß die frühabendliche mütterlich
beschützende, türkisblaue Himmelskuppel eine Täuschung war, ein
Nichts. Hinter dem Himmel waren andere Himmel, Sphären auf
Sphären, durchsichtig oder undurchsichtig, je nach der Tages- und
Jahreszeit.
«Mein Gott. Der freie Himmel.»
«Ja.»
«Und doch fühle ich keine Kälte.»
«Wärme steigt nach oben.»
«Wieviel Geld hat er wohl reingesteckt in dies al es.»
«Tausende.»
«Aber warum? Für was?»
«Für uns.»
«Er liebt uns.»
«Nur uns?»
    «Wir wissen es nicht so genau.»
«Die Frage führt zu nichts.»
«Aber ihr seid doch zufrieden.»
«Ja.»
«Ja.»
«Ich glaube, Chris und ich müssen gehen. Unsere Tiere müssen
gefüttert werden.»
«Was für Tiere.»
«Felicia Gabriel hat immer gesagt, wir dürften kein Protein an
Haustiere verschwenden, solange in Asien die Menschen verhungern.»
«Ich wußte gar nicht, daß Clyde und Felicia Haustiere hatten.»
«Hatten sie auch nicht. Aber kurz nachdem wir hierher kamen, hat
uns jemand nachts einen kleinen Hund in den Volvo gelegt. Und ein
bißchen später kam eine Katze an die Tür.»

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