Die Hexen von Eastwick
verstehen von seinem Beruf.»
«Bei Frauen?»
«Was sol en sie machen, Männer kommen ja nicht mehr. Aber die
Preise haben sie erhöht. Sieben fünfzig, ohne Dauerwelle und
Waschen oder sonst irgend etwas.»
«Das letzte, was ich für meinen Vater getan habe, war, daß ich ihn
im Rol stuhl zum Friseur geschoben habe, zum Haareschneiden. Er wußte auch, daß es das letzte Mal war. Er hat es allen verkündet, all
den Männern, die da saßen und warteten. ‹Dies ist meine Tochter, die
bringt mich her, weil ich mir die Haare schneidenlassen will, zum
letztenmal in meinem Leben.›»
«Kazmierczak Square. Habt ihr das neue Schild gesehen?»
«Grauenhaft. Ich glaube nicht, daß das lange so bleibt.»
«Die Menschen vergessen schnel . Für die Schulkinder heute ist der
zweite Weltkrieg nur noch ein Mythos.»
«Wär’s nicht tol , wenn man noch so eine Haut hätte? Keine Narbe,
kein einziges Fleckchen.»
«Doch, da ist was, so ein kleiner rosa Knubbel, ich habe ihn neulich
entdeckt, da oben. Höher.»
«Ah da. Tut’s weh?»
«Nein.»
«Gut.»
«Ist dir schon aufgefal en, daß man überal irgendwas findet, wenn
man erst mal anfängt, sich auf Knoten hin abzutasten? So ein Körper
ist einfach schrecklich, kompliziert.»
«Bitte, ich wil nicht mal denken an so was.»
«In dem neuen Lexikon, das in der Redaktion steht, sind beim
Stichwort ‹Mensch› diese auf Folien gedruckten Bildseiten
eingebunden, da ist auch der Körper einer Frau abgebildet. Adern,
Muskeln, Knochen, al es auf einer Seite für sich, man faßt es nicht.
Wie das alles zusammenpaßt.»
«Ich glaube nicht, daß es wirklich so kompliziert ist, es ist nur die
Art, wie wir darüber denken, dadurch machen wir es kompliziert. Wie
so vieles.»
«Wie wunderbar rund sie sind. Vol kommene Halbkreise.»
«Hemisphären.»
«Das klingt so politisch.»
«Machthemisphären.»
«Das gehört wirklich zu den Unerfreulichkeiten. Das Absacken der
erogenen Zonen. Vor ein paar Tagen habe ich im Spiegel meinen
Hintern inspiziert und diese definitiven, nicht wegzuleugnenden
Falten gesehen. Vielleicht habe ich deshalb einen steifen Hals.»
«Bei Nemo gibt es ein ziemlich gutes Wurst-Sandwich.»
«Zu viel roter Pfeffer. Fidel hat angeschlagen bei Rebecca. Er macht
sie scharf.»
«Wenn die Kinder hätten, was für eine Farbe würden die wohl
haben.»
«Beige.»
«Mokka.»
«Komme ich dir zu nah, so?»
«Nicht eigentlich.»
«Wie hübsch sie sich ausdrückt.»
«O Gott, es ist ein Jammer, wenn man jung und hübsch ist,
niemand hilft einem, sich dessen wirklich bewußt zu sein. Als ich
zweiundzwanzig war und auf meinem Höhepunkt, habe ich, glaube
ich, nichts anderes im Sinn gehabt, als es meiner Schwiegermutter
recht zu machen, und ob ich im Bett genauso gut war wie diese
Flittchen, die Monty vom Col ege her kannte.»
«Das ist wie Reichsein. Man weiß, man hat etwas und verkrampft
sich aus Angst, daß man ausgenutzt wird.»
«Darryl schert das offenbar wenig.»
«Wie reich ist er eigentlich?»
«Er hat Joes Rechnung noch nicht bezahlt, mehr weiß ich nicht.»
«So sind die Reichen. Sie sitzen auf ihrem Geld und kassieren die
Zinsen.»
«Konzentrier dich, Schätzchen.»
«Ich kann doch gar nicht anders.»
«Meine Fingerkuppen sind ganz verschrumpelt.»
«Viel eicht wird’s Zeit, daß wir nachsehen, ob die Amphibien ihre
Eier an Land legen können.»
«Okeydokey.»
«Na dann los.»
Planschend, schwer entstiegen sie dem Wasser: Silber, aus Blei
geboren, in einem chemischen Aufruhr. Sie tasteten nach ihren
Handtüchern.
«Wo ist er wohl.»
«Eingeschlafen viel eicht? Ich habe ihm ein ziemlich anstrengendes
Spiel geliefert – gelinde gesagt.»
«Es heißt, wenn man sich hinterher nicht eincremt, ist Wasser nicht
so gut für die Haut, ab einem bestimmten Alter.»
«Wir haben Salben.»
«Wir haben Eimer vol Salben.»
«Streck dich einfach aus. Bist du noch entspannt?»
«O ja, das bin ich.»
«Hier ist noch einer, direkt unter deinem niedlichen Busen. Wie ein
kleines rosa Schnäuzchen.» So dunkel es im Raum auch war, sie
konnten es sehen, denn ihre Pupil en hatten sich geweitet, hatten das
Grau, das Bernsteingold, das Braun, das Blau ihrer Augen überflutet.
Eine der Hexen kniff Jennifer in die falsche Brustwarze und fragte:
«Fühlst du etwas?»
«Nein.»
«Gut.»
«Fühlst du noch Scham?»
«Nein.»
«Gut», sagte die dritte.
«Ist sie nicht gut?»
«Ja, das ist sie.»
«Denk, du bist ganz leicht.»
«Ich schwebe.»
«Wir auch.»
«Die
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