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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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tugendhafte Seiten. Ihr habt
euch nicht so ausgeliefert wie ich. Für mich gibt es keinen anderen,
nur Darryl.»
«Ich dachte, du hättest gesagt, du hättest etwas mit Bob Osgood»,
sagte Alexandra.
«Ich sagte, ich gebe seiner Tochter Deborah Klavierstunden»,
erwiderte Jane.
Sukie lachte. «Ihr sol tet mal sehen, wie anmaßend ihr ausseht,
wenn ihr so redet. Wie Jenny, als sie uns schlechtes Benehmen
vorwarf.»
«Und wie sie ihn herumkommandiert hat in ihrer frostigen
kleinkarierten Art», sagte Alexandra. «Schon an ihrem verspäteten
Auftritt merkte ich, daß sie verheiratet waren. Und er war anders.
    Weniger unverschämt, zaghafter. Es war traurig.»
«Wir sind ausgeliefert, Süße», sagte Sukie zu Jane. «Aber was können
wir tun, außer ihnen die kalte Schulter zeigen und uns auf unsere
gemütlichen Ichs zurückzuziehen? Ich glaube, es kann jetzt sogar
schöner werden. Ich fühle mich euch beiden näher als al die Monate.
Und all die scharfen Hors d-Œuvres, die uns Fidel zu essen machte,
gingen mir auf den Magen.»
«Was können wir tun?» fragte Jane rhetorisch. Ihr schwarzes Haar,
von der Mitte in zwei strenge Hälften gebürstet, fiel nach vorn,
umrahmte ihr Gesicht und wurde schnell wieder zurückgestrichen. «Es
liegt auf der Hand. Wir können sie behexen.» Das Wort gebot Schweigen, wie eine Sternschnuppe, die plötzlich
ihre Bahn über den Himmel zog.
«Du kannst sie ja al ein behexen, wenn du das unbedingt wil st»,
sagte Alexandra. «Du brauchst uns nicht.»
«Doch. Es muß von uns dreien kommen. Dies darf nicht nur eine
kleine Hexerei sein, wo sie nur eine Woche lang Ausschlag und
Kopfschmerzen bekommt.»
Nach einer Pause fragte Sukie: «Was wird sie bekommen?»
Janes dünne Lippen schlossen sich zu einem unglückbringenden
Wort, dem lateinischen Ausdruck für «Krebs». «Ich denke, es ist
neulich abend klar geworden, wovor sie Angst hat. Wenn ein Mensch
vor etwas solche Angst hat, dann braucht es nur den al erkleinsten
psychokinetischen Anstoß, um es wahr werden zu lassen.»
«Oh, das arme Kind», rief Alexandra unwil kürlich aus, da sie selber
diese Ängste hatte.
«Nichts ist mit ‹armes Kind›», sagte Jane. «Sie ist –» und der
Ausdruck ihres schmalen Gesichts wurde noch arroganter – «Mrs.
Darryl Van Horne.»
    Nach einer weiteren Pause fragte Sukie: «Wie würde der Zauber
denn funktionieren?»
«Ganz direkt. Alexandra macht eine Wachsfigur von ihr, und wir
stechen Nadeln hinein unter unserem Kegel der Hexenmacht.»
«Warum muß ich das machen?» fragte Alexandra.
«Ganz einfach, mein Liebling. Du bist die Bildhauerin, wir nicht.
Und du stehst immer noch mit den größeren Kräften in Verbindung.
Meine Zaubereien neigen in letzter Zeit dazu, um fünfundvierzig
Grad daneben zu gehen. Ich habe vor sechs Monaten, als ich noch
was mit Ray hatte, versucht, Greta Neffs Lieblingskatze umzubringen,
und aus dem, was er hin und wieder erzählte, habe ich mir
zusammengereimt, daß ich statt dessen al e Nagetiere im Haus getötet
habe. Die Wände stanken wochenlang, doch die Katze erfreute sich
entsetzlicher Gesundheit.»
Alexandra fragte: «Jane, hast du eigentlich nie Angst?»
«Nicht seit ich mich als das akzeptiert habe, was ich bin. Eine ganz
gute Cellistin, eine fürchterliche Mutter und langweilig im Bett.»
Die beiden anderen Frauen protestierten höflich gegen das letztere,
aber Jane blieb fest: «Zu Anfang bin ich immer gut drauf, aber wenn
der Mann auf mir drauf und in mir ist, überkommt mich
Abneigung.»
«Stell dir einfach vor, es sei deine eigene Hand», schlug Sukie vor.
«Das mach ich manchmal.»
«Oder stel dir vor, daß du ihn fickst», sagte Alexandra. «Daß er nur
jemand ist, mit dem du spielst.»
«Dafür ist es zu spät. Mir gefäl t, was ich jetzt bin. Wäre ich
glücklicher, würde ich weniger effektiv sein. Für den Anfang habe ich
folgendes getan. Als Darryl die Marzipanfiguren herumreichte, habe
ich den Kopf von der Figur abgebissen, die Jenny darstellte, aber ihn
    nicht hinuntergeschluckt sondern sobald ich konnte in mein
Taschentuch gespuckt. Hier.» Sie ging zur Klavierbank, hob den
Deckel hoch und brachte ein zerknittertes Taschentuch zum
Vorschein; schadenfroh faltete sie es vor ihren Augen auseinander.
Der kleine Kopf aus Zuckerguß, der in jenen auflösenden Sekunden
in Janes Mund noch glatter geworden war, hatte eine gewisse
Ähnlichkeit mit Jenny; rundes Gesicht, die wasserblauen Augen mit
dem

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