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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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seiner Opiumsucht
zu frönen (während langwieriger Zahnschmerzen und Abszesse, wie
sie in al en Zeiten vor der unseren vorkamen, war er süchtig
geworden), Gelder seiner Firma veruntreut hatte, und um sich vor
dem Gefängnis und seine Familie vor der Schande zu bewahren, hatte
er seine Seele nach dem Tod den dunklen Mächten verpfändet. Die
kleine Katze konnte nach Belieben die Gestalt eines Panthers, eines
Frettchens oder eines Hippogryphs annehmen.
«Eine Prise Elfenbeinbleicher in der Salbe tötet den Geruch, finde
ich», sagte Jane, ungehalten über die Störung.
«Weiter, weiter», bat Sukie. «Du hast das Fenster geöffnet glaubst
du, sie schlafen in einem Bett? Wie hält sie das aus? Dieser Körper,
    der unter dem Pelz so kalt und klamm ist. Er war wie ein geöffneter
Kühlschrank mit faulem Inhalt.»
«Laß Jane jetzt ihre Geschichte erzählen», sagte Alexandra, eine
Mutter für sie beide. Als sie das letzte Mal versucht hatte zu fliegen,
hatte sich ihr Astral eib erhoben und ihr stofflicher Körper war im
Bett zurückgeblieben. Er sah so klein und bedauernswert aus, daß sie
mitten in der Luft eine fürchterliche Scham verspürt hatte und zurück
in ihre schwere Hül e geflogen war.
«Ich konnte die Party unten hören», sagte Jane. «Ich glaube, ich
hörte Ray Neffs Stimme, der versuchte, irgendeinen Gesang
anzustimmen. Ich fand das Badezimmer, das sie benutzt.»
«Woher willst du das wissen?» fragte Sukie.
«Ich kenne inzwischen ihren Stil. Außen hui, innen pfui. Überal
lippenstiftbeschmierte Kleenex. Eine dieser Drehpackungen aus
Plastik für die Pille, damit man immer den richtigen Tag weiß, lag
ausgedrückt herum. Und Kämme vol er Haare. Sie färbt sie übrigens.
Eine vol e Flasche helles Clairol lag direkt im Waschbecken. Puder-
Makeup und Wangenrot, al es Sachen, die ich auf den Tod nicht
benutzen würde. Ich bin eine Hexe, und das weiß ich, und wie eine
Hexe möchte ich auch aussehen.»
«Kleines, du bist schön», sagte Sukie zu ihr. «Du hast pechschwarzes
Haar. Und natürliche schildpattfarbene Augen. Und du wirst braun.
Ich wünschte, ich würde auch braun. Aus irgendeinem Grund wird
man mit Sommersprossen nie wirklich ernst genommen. Die Leute
denken, ich bin lustig, selbst wenn ich mich lausig fühle.»
«Was hast du denn in diesem süß gefalteten Handtuch
mitgebracht?» fragte Alexandra Jane.
«Das ist sein Handtuch. Ich hab’s gestohlen», erklärte Jane. Doch
das elegant gestickte Monogramm schien eher ein P oder ein Q zu
sein. «Hier. Ich habe den Papierkorb unter dem Waschbecken
    durchwühlt.» Vorsichtig entfaltete Jane das rosa-farbene Handtuch,
und ein Mischmasch von weggeworfenen, intimen Dingen kam zum
Vorschein: lange Haare, die in störrischen Locken vom Kamm
gezogen waren, ein Kleenex mit einem braungelben Fleck in der
zerknitterten Mitte, ein Blatt Toilettenpapier mit dem
Schamlippenabbild eines frisch bemalten Mundes, der Wattepfropfen
einer Pil endose, der scharlachrote Aufreißfaden einer Mul packung,
Stücke benutzter Zahnseide. «Das beste von al em», sagte Jane, «sind
diese kleinen Krümel hier – seht ihr? Seht genau hin. Die waren in
der Badewanne, auf dem Boden und im Abflußring – sie besitzt noch
nicht einmal den Anstand, die Wanne nach Gebrauch auszuspülen.
Ich habe das Handtuch feucht gemacht und sie damit aufgewischt. Es
sind Beinhaare. Sie hat sich in der Wanne die Beine rasiert.»
«O wie schön», sagte Sukie. «Jane, du machst mir Angst. Du hast
mir gerade beigebracht, immer die Badewanne auszuspülen.»
«Glaubst du, das ist genug?» fragte Jane Alexandra. Ihre Augen, die
Sukie schildpattfarben genannt hatte, waren in Wahrheit blasser, mit
dem unsteten Schimmer von Aschenglut.
«Genug wofür?» Aber Alexandra wußte es schon, sie hatte Janes
Gedanken gelesen; das Wissen reizte die schlimme Stelle in
Alexandras Unterleib, die schlimme Stelle, die sich neulich abend
bemerkbar gemacht hatte, als sie zuviel Reales verdauen mußte.
«Genug, um den Zauber zu bewirken», antwortete Jane.
«Was fragst du mich? Mach den Zauber und sieh, ob er wirkt.»
«O nein, meine Liebe. Ich habe es schon einmal gesagt. Wir haben
nicht deinen – wie sol ich es ausdrücken? – Zugang. Zu den tieferen
Strömungen. Sukie und ich sind wie Nägel und Nadeln. Wir können
pieken und kratzen, und das ist auch schon al es.»
Alexandra wandte sich an Sukie. «Und wie siehst du das?»
Sukie versuchte, angeheitert

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