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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Glasleuchten, die sie und Sam einst in glorreichen Tagen in der Vane
Street besessen hatten, einen Block hinter der Oak Street, fern vom
Wasser. Ihr jetziges Heim auf dem üblichen Tausend-Quadratmeter-
Grundstück war wie ein Landhaus mit Zwischenstock, dessen
schindelgedeckten Teile in hartem Blau gestrichen waren. Der
Vorbesitzer, ein unterbeschäftigter Ingenieur, der schließlich nach
Texas gegangen war, um Arbeit zu suchen, hatte seine überschüssige
Zeit damit verbracht, das kleine Haus zu «antiquieren», indem er
Kiefernholzschränke und falsche Balken instal ierte und knotenreiche
Wandtäfelungen mit zusätzlichen Stemmeisenschrammen anbrachte,
sogar Lichtschalter in der Form hölzerner Pumpengriffe, und das
Toilettenbecken hatte er mit eichenen Faßdauben verkleidet. Einige
Wände waren mit altem Zimmermannswerkzeug behängt, mit
hölzernen Hobeln und Spannsägen und Abziehmessern: und ein
kleines Spinnrad war geschickt in das Treppengeländer eingebaut,
dort, wo es am Treppenabsatz eine Stufung aufwies. Jane hatte diese
kleinkarierte Verzierung mit Puritanismen ohne Rebel ion
übernommen, aber ihre und der Kinder Verachtung hatte langsam
den kostbaren Eindruck zerstört. Die geschnitzten Lichtschalter
wurden in rauher Hast angeknipst. Nachdem ein Brett durch einen
Tritt zerbrochen war, brach die ganze Verblendung um das
Toilettenbecken zusammen. Die hübsche kastenförmige
Toilettenpapierhalterung war gleichfal s abhanden gekommen. Jane
gab ihre Klavierstunden am hinteren Ende des langen offenen
Wohnzimmers, sechs Stufen höher gelegen als die Küchen- und
    Eßebene, und der teppichlose Wohnzimmerboden zeigte die
Verheerungen einer offensichtlich bösartigen Wut; der Dorn ihres
Cellos hatte überal Löcher gebohrt, wo sie Stuhl und Ständer
hinzustel en beschloß. Und statt nur an einem bestimmten Platz zu
spielen, hatte sie dieses Gebiet ziemlich abgegrast. Hier hörte der
Schaden aber noch nicht auf: überal in dem kleinen neuen Haus, das
aus Fertigteilen, frischem Kiefernholz und bil igem Material von den
Bauarbeitern zusammengesetzt worden war wie in einer Folge von
Tanzschritten, gab es Zeichen seiner Baufälligkeit, abblätternde Farbe
und Löcher im Putz und fehlende Fliesen im Küchenfußboden. Janes
schrecklicher Dobermann-Pinscher Randolph hatte an den
Stuhlspeichen herumgekaut und an den Türen gekratzt, bis Furchen
im Holz waren. Jane lebte wirklich, sagte sich Alexandra
beschönigend, in einer etwas unsoliden Welt, teils aus Musik, teils aus
Verdruß.
«Was tun wir also?» fragte Jane jetzt, da die Drinks verteilt und der
erste erregte Klatsch ausgetauscht war – denn es konnte heute nur ein
Thema geben, Darryl Van Hornes verblüffende, beleidigende Heirat.
«Wie adrett und ‹zu Hause› sie in ihrem langen blauen Bademantel
aussah», sagte Sukie. «Ich hasse sie. Wenn ich daran denke, daß ich sie
damals zum Tennis mitgenommen habe. Ich hasse mich.» Sie stopfte
sich den Mund mit gesalzenen Kürbiskernen vol .
«Und sie war ganz schön ehrgeizig, stimmt’s?» sagte Alexandra.
«Dieser blaue Fleck auf meinem Schenkel war wochenlang zu sehen.»
«Das hätte uns warnen sol en», sagte Sukie, sich eine grüne Schale
von der Unterlippe schnippend. «Daß sie keineswegs die hilflose
kleine Puppe war, als die sie erschien. Ich hatte nur diese
Schuldgefühle wegen Clyde und Felicia.»
«Oh, hör auf», sagte Jane bestimmt. «Du hattest keine
Schuldgefühle, wie hättest du auch welche haben können? Schließlich
    hat nicht deine Bumserei mit Clyde sein Gehirn ruiniert, schließlich
hast nicht du Felicia zu einem solchen Ekel gemacht.»
«Sie hatten eine Symbiose», sagte Alexandra nachdenklich. «Daß
Sukie für Clyde so wunderbar war, brachte sie durcheinander. Ich
habe das gleiche Problem mit Joe, nur ich ziehe mich da raus.
Behutsam. Um die Situation zu entschärfen. Menschen», grübelte sie,
«Menschen sind explosiv.»
«Haßt du sie denn nicht geradezu?» fragte Sukie Alexandra. «Ich
meine, wenn er irgend jemand gehörte, dann wärst du diejenige von
uns dreien gewesen, wenn erst das Neue und al es vorbei gewesen
wäre. Stimmt’s, Jane?»
«Nein», war die bestimmte Antwort. «Darryl und ich sind beide
musikalisch. Und wir sind verkommen.»
«Wer sagt, daß Lexa und ich nicht verkommen sind?» protestierte
Sukie.
«Ihr seid auf dem besten Wege», sagte Jane. «Aber ihr habt auch
noch andere Tendenzen. Ihr habt beide

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