Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
Vom Netzwerk:
benehmen.»
«Warum sol ten sie sich nicht freuen?» Van Horne hielt seine
sonderbaren gummiähnlichen Hände flehend geöffnet, während er
mit Jenny argumentierte, und sie sahen aus wie das klassische Bild
eines Ehepaares. «Wir jedenfal s würden uns für sie freuen», sagte er,
    «wenn irgendein Typ käme und sie vom Markt nähme. Ich meine,
was sol diese Eifersuchtskiste, während die ganze Welt in Napalm
aufgeht? Wie beschissen bürgerlich könnt ihr noch werden?»
Sukie beruhigte sich als erste. Vielleicht wollte sie auch nur was zu
knabbern haben. «In Ordnung», sagte sie. «Essen wir die Torte.
Hoffentlich ist Hasch drin.»
«Der beste. Heller Orinoco.»
Alexandra mußte lachen, Darryl war so komisch und hoffnungsvol
und verdattert. «So was gibt’s gar nicht.»
«Sicher gibt’s das, wenn du die richtigen Leute kennst. Rebecca
kennt die Typen, die mit diesem irre bemalten VW-Bus von Süd-
Providence runterkommen. La crème de la crooks, ehrlich. Ihr werdet
aus dem Fenster segeln. Was wohl die Flut macht?»
Also erinnerte er sich doch: wie sie der eiskalten Flut widerstand an
jenem Tag, und er am fernen Ufer rief: «Du kannst fliegen!»
Die Torte wurde auf den tischgleichen Rücken der kauernden
Nackten gestel t. Die Marzipanfiguren wurden abgenommen und
zerbrochen und zum Essen herumgereicht. Alexandra bekam den
Schwanz – ein Tribut sozusagen. Darryl murmelte: «Hoc est enim corpus meum», als er die Verteilung vornahm; beim Champagner
stimmte er an: «Hic est enim calix sanguinis mei.» Jennys Gesicht vis-à-
vis von Alexandra war in ein strahlendes Rosa übergewechselt; sie
zeigte jetzt ihre Freude, verfärbte sich durch das Blut aufwal enden
Triumphes. Alexandras Herz flog ihr zu, wie einem jüngeren Selbst.
Mit den Fingern fütterten sie einander die Torte; bald schon sahen
die übereinandergeschichteten Ringe aus wie von Schakalen
zerfleddert. Dann faßten sie sich an den schmutzigen Händen und
tanzten mit den Rücken zur hingehockten Figur, auf deren linkes
Hinterteil Sukie mit Lippenstift und Zuckerguß ein grinsendes
Gesicht mit vorstehenden Zähnen gemalt hatte, im Kreis, wozu sie in
    uralter Weise sangen: «Emen hatan, Emen hetan» und «Har, har,
diable, diable, saute ici, saute là, joue ici, joue là!»
Jane, die inzwischen am betrunkensten war, versuchte al e Strophen
des verfemten altehrwürdigen Lieds der Lieder «Tinkletum,
Tankletum» zu singen, bis ihr Gedächtnis unter Gelächter und
Alkohol zusammenbrach. Van Horne jonglierte erst mit drei, dann
mit vier, dann mit fünf Tangerinen, seine Hände waren ein zuckender
Wirbel. Christopher Gabriel steckte den Kopf aus der Bibliothek, um
herauszubringen, warum al e so ausgelassen waren. Fidel hatte einige
marinierte Capybarabäl chen zurückgehalten, die er jetzt verteilte.
Allmählich wurde der Abend ein Erfolg, indes, als Sukie vorschlug,
daß jetzt al e ins Bad steigen sol ten, verkündete Jenny mit einer
gewissen Bestimmtheit: «Das Wasser ist abgelassen. Es hatte sich
überal Schimmel gebildet. Wir erwarten einen Mann von der
Narragansett Schwimmbadhygiene, der das Teakholz mit einem
Pilzmittel behandelt.»
So kam Alexandra früher als erwartet nach Hause und überraschte
die Babysitterin in heftiger Verschlingung mit ihrem Freund unten
auf dem Sofa. Sie ging rückwärts aus dem Zimmer und kam zehn
Minuten später wieder, um die verlegene Babysitterin auszuzahlen.
Das Mädchen war eine Arsenault und lebte in der Innenstadt; ihr
Freund würde sie nach Hause fahren, sagte sie. Als nächstes ging
Alexandra auf Zehenspitzen hinauf in Marcys Zimmer, um sich zu
vergewissern, daß ihre Tochter, siebzehnjährig und erwachsen, in
jungfräulichem Schlaf lag. Aber noch stundenlang in dieser Nacht
brannte hinter Alexandras Stirn der Anblick der blassen Schenkel der
kleinen Arsenault, wie sie den behaarten Hintern des namenlosen
Burschen umklammerten, der seine Jeans gerade so weit herabgezogen
hatte, daß seine Genitalien befreit waren, während sie sich al er
Kleidung entledigt hatte: brannte wie das Bild des Mondes, der durch
zerklüftete, rastlose Wolken rückwärts segelt.
    Fast wie in alten Zeiten fanden sie sich zu dritt in Jane Smarts Haus
ein, dem Rauchhaus in der Cove-Siedlung, das wirklich einen
ziemlichen Abstieg für Jane bedeutet hatte nach der hübschen
viktorianischen Dreizehnzimmer-Villa mit ihren Dienstboten-
Treppen und den ornamentalen Drechslerarbeiten und Tiffany-

Weitere Kostenlose Bücher