Die Hexen von Eastwick
ruhigen Blick, das blonde Haar so fein, daß es wie gemalt flach
am Kopf anlag, ein gewisser leerer Ausdruck, der etwas schwach
Herausforderndes und Trotziges und Verdrießliches hatte.
«Das ist gut», sagte Alexandra, «aber du brauchst auch noch etwas
Intimeres. Blut war am besten. Die alten Rezepte verlangten immer sang de menstruës. Und Haare, natürlich. Abgeschittene Fingernägel.»
«Bauchnabelkrümel», fiel Sukie, albern von zwei Bourbons, ein.
«Exkremente», fuhr Alexandra ernsthaft fort. «Da wir aber weder in
Afrika noch in China sind, kommt man nur schwer ran.»
«Wartet mal. Nicht weggehen», sagte Jane und ging aus dem
Zimmer.
Sukie lachte. «Ich sol te eigentlich eine Geschichte für das Journal- Bulletin in Providence schreiben: ‹Die Wasserspülung und das
Entschwinden der Hexerei›. Sie haben mir angeboten, ich könnte
ihnen als freie Mitarbeiterin Artikel einsenden, fal s ich wieder
schreiben wil .» Mit einem Fußschlenkern hatte sie sich der Schuhe
entledigt und hockte nun, an Janes grel grünes Sofa gelehnt, auf ihren
gekreuzten Beinen. In dieser Zeit trugen sogar Frauen in reichlich
fortgeschrittenem Alter Miniröcke, und Sukies katzenhafte Haltung
entblößte fast den ganzen Oberschenkel und ihre sommersprossigen
glänzenden Knie, die vol kommen wie Eier waren. Sie trug ein
wollenes Strickkleid, kaum länger als ein Pullover, in leuchtendem
Orange: diese Farbe stand zu dem gemeinen Grün des Sofas in
demselben faszinierenden Widerspruch, den man überal in Cezannes
Landschaften findet, und der häßlich wäre, wäre er nicht so
merkwürdig, kühn und schön. Sukie hatte jenen beschwipsten
verhangenen Blick – die Augen zu feucht und glänzend, der
Lippenstift bis auf die Ränder vom vielen Lächeln und Reden
abgewischt –, den Alexandra sexy fand. Sie fand sogar Sukie am
wenigsten reizvol es Gesichtsmerkmal sexy, die kurze und ziemlich
plumpe Nase. Kein Zweifel, dachte Alexandra, daß seit der Heirat
Van Hornes ihr Herz seinen Liegeplatz verloren hatte und daß es
außer dem mit den beiden Freundinnen geteilten Unglück nichts als
Trostlosigkeit gab. Sie konnte ihren Kindern keine Aufmerksamkeit
schenken; sie konnte sehen, daß sich ihre Münder bewegten, aber die
Töne, die herauskamen, waren wie ein Geschnatter in einer fremden
Sprache.
«Makelst du denn keine Grundstücke mehr?» fragte sie Sukie.
«O doch, Schätzchen. Aber man verdient so wenig. Hunderte
anderer geschiedener Frauen wühlen in diesem Dreck herum und
zeigen Häuser.»
«Dir ist doch der Verkauf an die Hallybreads gelungen.»
«Ich weiß, aber das hat mich gerade von meinen Schulden
runtergebracht. Jetzt rutsche ich schon wieder in die roten Zahlen
und bin am Verzweifeln.» Sukie lächelte breit, ihre Lippen lagen wie
Kissen aufeinander. Sie patschte auf den leeren Platz neben sich.
«Komm, du Wunderbare, setz dich her zu mir. Ich habe das Gefühl,
ich schreie. Die Akustik in diesem häßlichen kleinen Haus, ich weiß
nicht, wie sie es aushält, sich reden zu hören.»
Jane war die kleine Treppe zum Zwischenstock hinaufgegangen, wo
die Schlafzimmer lagen, und kehrte nun mit einem
zusammengenommenen Baumwol handtuch zurück, das einige
empfindliche Schätze enthielt. Ihre Aura verströmte das glühende
Purpurrot sibirischer Lilien und pulsierte vor Aufregung. «Letzte
Nacht», sagte sie, «war ich so außer mir und wütend über alles, daß
ich nicht einschlafen konnte, so daß ich schließlich aufstand, mich
von oben bis unten mit Eisenhut und Noxema-Handcreme und
einem bißchen von der feinen grauen Asche einrieb, die man gewinnt,
wenn man den Backofen auf automatische Reinigung einstel t, und
zum Lenox-Haus flog. Es war wunderbar! Die Piepmätze sind schon
al e draußen, und je höher man in die Luft steigt, desto besser kann
man sie hören. Darryl saß noch mit Gästen im Erdgeschoß, obwohl es
nach Mitternacht war. Ich hörte diese Karibische Musik, die man auf
Ölfässern macht, vol e Pul e aus der Stereoanlage, und in der Einfahrt
standen einige Autos, die ich nicht kannte. Ich fand ein
Schlafzimmerfenster eine Handbreit offen und schob es hoch, ganz
vorsichtig –»
«Janie, wie aufregend!» rief Sukie. «Stell dir vor, Needlenose hätte
dich gewittert! Oder Thumbkin!»
Denn Thumbkin, hatte Van Horne ihnen feierlich versichert, war
unter seiner flauschigen Form die reinkarnierte Seele eines Newporter
Rechtsanwalts aus dem 18. Jahrhundert, der, um
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