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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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ten al e drei einen Finger drauflegen.»
Mit ihren linken Händen, die wie ein Schlangennest ineinander
verschlungen waren, stießen sie die Nadel hinein. Das Wachs
widerstand, als wäre in der Mitte ein Klumpen dickerer Substanz. «Stirb», sagte ein roter Mund, und ein anderer: «Nimm das!», ehe sie
    in Kichern ausbrachen. Die Nadel glitschte hindurch. Alexandras
Zeigefinger hatte einen blauen, fast schon blutenden Fleck. «Ich hätte
einen Fingerhut aufsetzen sol en», sagte sie.
«Und nun, Lexa?» fragte Sukie. Sie keuchte ein wenig.
Ein kleines Zischen kam von Jane bei der Betrachtung ihres
sonderbaren Simulakrums.
«Wir müssen das Böse einsiegeln», sagte Alexandra. «Jane, hast du
Alufolie?»
Die beiden andern kicherten wieder. Sie hatten Angst, stellte
Alexandra fest. Warum? Die Natur tötet ständig, und wir nennen sie
schön. Alexandra fühlte sich betäubt, unbeweglich, riesig wie eine
Ameisen- oder Bienenkönigin; die Dinge der Welt rieselten durch sie
hindurch und kamen wieder zum Vorschein, von ihrem Geist, ihrem
Wil en eingefärbt.
Jane brachte einen ausgefransten Fetzen Alufolie, der, in panischer
Hast abgerissen, viel zu groß ausgefal en war. Er knisterte und zitterte
bei jedem Schritt. Kinderfüße kamen polternd den Flur herunter.
«Jede spuckt jetzt», befahl Alexandra schnell, nachdem sie Jenny auf
die flattrige Folie gelegt hatte. «Spuckt, damit die Saat des Todes
aufgeht», sagte sie noch einmal und begann als erste.
Janes Spucken war wie das Niesen einer Katze: Sukie räusperte sich,
ein bißchen wie ein Mann. Alexandra wickelte die Folie, die
glänzende Seite nach innen, mehrmals um die magische Figur herum,
behutsam, um die Nadeln nicht zu lockern oder sich selber zu
stechen. Das Ergebnis sah aus wie eine zum Backen eingewickelte
Kartoffel.
Zwei von Janes Kindern, ein dicklicher Junge und ein hageres
kleines Mädchen mit schmutzigem Gesicht, umringten sie neugierig.
«Was ist das?» wol te das Mädchen wissen. Ihre Nase krauste sich bei
dem Geruch von Bösem. Beide Zahnreihen waren in ein glitzerndes
    Gitterwerk von Spangen eingezwängt. Sie hatte gerade etwas
Grünliches, Süßes gegessen.
Jane sagte zu ihr: «Ein Werk von Mrs. Spofford, das sie uns gezeigt
hat. Es ist sehr zerbrechlich, und ich weiß, daß sie es nicht gerne noch
mal auspacken würde, deshalb bittet sie auch nicht darum.»
«Ich sterbe vor Hunger», sagte der Junge. «Und wir wol en nicht
wieder Hamburger von Nemo, wir wol en selbstgekochtes Essen wie
die anderen Kinder.»
Das Mädchen betrachtete Jane genau. Sie hatte Janes
scharfgeschnittenes Profil im Embryostadium. «Mutter, bist du
betrunken?»
Mit magischer Schnel igkeit gab Jane dem Kind ein paar Ohrfeigen,
als wären die beiden, Mutter und Kind, Teil eines Holz-Spielzeugs,
das diese Handlung ständig wiederholt. Sukie und Alexandra, deren
eigene fast verhungerte Kinder irgendwo draußen im Dunkeln
herumheulten, nahmen das als Signal zum Aufbruch. Sie blieben auf
dem Backsteinweg vor dem Haus, aus dessen hellerleuchteten
Fenstern der quirlende Tumult eines Familienstreits quol , stehen.
Alexandra fragte Sukie: «Willst du die Wächterin sein?»
Das in Folie verpackte Gewicht in ihrer Hand fühlte sich warm an.
Sukies schmale hübsche flinke Hand lag schon auf dem Türgriff
ihres Corvair. «Gerne, Liebes, aber wir haben doch diese Ratten oder
Mäuse oder was auch immer an dem andern herumgeknabbert hat.
Beten sie Kerzenwachs nicht geradezu an?»
Als Alexandra wieder in ihrem Haus war, das nun, da die
Fliederhecken Blätter bekamen und mehr Schutz vor dem
Verkehrslärm von der Orchard Road gewährten, legte sie das Ding in
der Hoffnung, es zu vergessen, auf ein hohes Küchenbord zu einigen
beschädigten Duttelchen, die wegzuwerfen sie nicht das Herz gehabt
hatte, gleich neben das versiegelte Glas mit dem vielfarbigen Staub,
    der einst der liebe, wohlmeinende Ozzie gewesen war.
    «Er geht überal mit ihr hin», sagte Sukie zu Jane am Telefon. «Zur
historischen Gesel schaft, zu den Hearings über Naturschutz. Sie
machen sich lächerlich mit diesem Versuch, ehrbar zu wirken. Sogar
dem Unitarierchor ist er beigetreten.»
«Darryl? Aber er hat absolut keine Stimme», sagte Jane spitz.
«Nun, ein bißchen schon, so eine Art Bariton. Er klingt wie eine
Orgelpfeife.»
«Wer hat dir das alles erzählt?»
«Rose Hal ybread. Sie haben sich auch bei Brenda getroffen. Darryl
hatte offensichtlich die Hal ybreads zum

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