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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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und weiß, auf dem
Rücken zwei dunkle Haarwirbel, die ihr wie Schmetterlingsflügel
vorkamen (wobei seine Wirbelsäule den Körper bildete) oder auch wie
dünne Marmorscheiben, so angeordnet, daß die darin eingesprenkelte
Äderung ein symmetrisches Muster ergab. Das Haar auf Joes Körper
hatte etwas Delikates und Organisches, während das von Darryl wie
ein Fußabtreter gewesen war. Joe weinte; er nahm seinen Hut ab, um
den Kopf gegen den Türrahmen zu rammen: es war Parodie und doch
echter Schmerz, wirklicher Verlust. Das Zimmer, das Wil iamsburg-
Grün der alten Täfelung, die großen Päonien auf den Vorhängen mit
ihren versteckten Clownsgesichtern und die rissige Decke, die stumm
und verschwörerisch über ihre nackten Paarungen gewacht hatte, war
Teil ihres Schmerzes, denn nur wenig ist bei einer Affäre kostbarer für
einen Mann, als in einem Haus wil kommen zu sein, zu dessen
Unterhalt er nichts beigetragen hat, oder wichtiger für die Frau, als
dieses Wil kommenheißen, diese überlegte Großzügigkeit, ihr Haus
das seine, sein einzig durch die Kraft seines Schwanzes, seines
Schwanzes und seiner Gesellschaft, seines Geruchs und Plaisirs und
Gewichts – ohne daß er dich mit Hypothekenzahlungen kauft oder
    mit gemeinsamen Kindern erpreßt, sondern einfach wil kommen ist
in den Wandungen deiner selbst, ein Einlaß, der seine Würde durch
Freiheit und Gleichheit erhält. Joe konnte nicht aufhören, an
Partnerschaft und Heirat zu denken; er wol te seine eigenen
Hausgötter herrschen sehen. Er hatte ihr freundliches Geschenk mit
‹guten› Absichten herabgewürdigt. In seiner Wut überraschte er
Alexandra damit, daß er wieder erigierte, und weil er jetzt nur noch
wenig Zeit hatte, nachdem der Morgen mit Worten vergeudet war,
gewährte sie ihm seine Lieblingsstel ung, von hinten, sie auf den
Knien. Welch eine Naturgewalt sein Rammen! Wie er bebte, als er
kam! Wie ein Handtuch aus dem Trockner, das noch
zusammengefaltet in irgendein luftiges Bord ihres sonnigen leeren
Hauses gestapelt werden mußte, fühlte sie sich nach dieser heftigen
Episode geschleudert und klargespült.
Auch das Haus schien während dieses Interval s glücklicher über
seinen Besuch, ehe die Ewigkeit ihrer Trennung hereinsank. Die
Balken und Dielen schwatzten knarrend miteinander in der windigen,
feuchten Jahreszeit, und ein hochgeschobenes Fenster hinter ihrem
Rücken gab ein rasches Klappern von sich, wie ein plötzlicher
Vogelschrei.
Zu Mittag aß sie den Salat vom vergangenen Abend, schlaffe Blätter
in einem eiskalten Ölbad. Sie mußte abnehmen, oder sie konnte den
ganzen Sommer über keinen Badeanzug tragen. Ein weiteres Versagen
von Joe war seine Nachsichtigkeit gegen ihr Fett – wie jene
Primitiven, die ihre Weiber zu Gefangenen ihrer Fettleibigkeit
machen, Berge schwarzen Fleisches, die in strohgedeckten Hütten auf
sie warten. Schon fühlte sich Alexandra schlanker, erleichtert von
ihrem Liebhaber. Ihre Eingebung sagte ihr, das Telefon würde
klingeln. Es klingelte.
Sicher Jane oder Sukie, sprudelnd vor Boshaftigkeit. Aber aus der
Muschel, die sie ans Ohr preßte, erschal te eine jüngere, hellere
    Stimme, schüchtern, ein wenig angespannt, ein Beutel vol Angst,
über dem eine Membrane pulste wie die Kehle eines Frosches.
«Alexandra, ihr meidet mich al e.» Es war die Stimme, die Alexandra
am al erwenigsten auf der Welt zu hören wünschte.
«Nun, Jenny, wir wol en dir und Darryl Privatheit gönnen.
Außerdem hören wir, daß ihr andere Freunde habt.»
«Ja, haben wir, Darryl liebt Zulauf, wie er das nennt. Aber es ist
nicht so wie … wie mit uns.»
«Nichts ist immer ganz dasselbe», sagte Alexandra. «Der Strom
fließt; der kleine Vogel schlüpft aus und durchbricht die Eierschale.
Wie dem auch sei. Dir geht es gut.»
«Nein, tut es nicht, Lexa. Irgend etwas stimmt überhaupt nicht.»
Dem geistigen Auge der Älteren kam die Stimme entgegen wie ein
Gesicht, das sich zu ihr aufhob, um gesäubert zu werden, eine körnige
Rauhheit auf den Wangen. «Was stimmt überhaupt nicht?» Ihr
eigenes Organ war wie eine Persenning oder ein großes Theatertuch,
das beim Ausbreiten auf dem Boden Luft unter sich fängt und wie
eine Blase aufsteigt, wie eine sanfte hohle Welle.
«Ich bin immer müde», sagte Jenny, «und habe keinen Appetit. Ich
bin unbewußt so hungrig, daß ich ständig vom Essen träume, aber
wenn ich mich dann wirklich hinsetze, bringe ich nichts runter. Und

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