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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Essen eingeladen, und
Arthur gestand ihm schließlich, daß Darryl gar nicht so verrückt sei
wie zunächst vermutet. Das war gegen zwei Uhr morgens. Sie hatten
Stunden im Labor zugebracht, was Rose tödlich langweilte. Soviel ich
verstanden habe, besteht Darryls neueste Idee darin, eine bestimmte
Art von Mikroben in einem riesigen Wasserbecken, zum Beispiel dem
Großen Salzsee – je salziger desto besser, offenbar – zu züchten, und
dieser kleine Bazil us sol durch bloße Fortpflanzung den gesamten
See irgendwie in eine riesige Batterie verwandeln. Natürlich müßten
sie ihn einzäunen.»
«Natürlich, meine Liebe. Sicherheit geht vor.»
Eine Pause, in der Sukie versuchte, herauszufinden, ob das
sarkastisch gemeint war oder nicht, und falls ja, warum. Aber sie gab
doch bloß die Neuigkeiten zum Besten. Jetzt, wo sie nicht mehr bei
Darryl zusammenkamen, sahen sie sich weniger häufig. Sie hatten ihre
Donnerstage nicht offiziell aufgegeben, aber seit sie Jenny mit dem
Zauber belegt hatten, fand eine der drei immer eine Entschuldigung,
nicht zu erscheinen. «Und wie geht es dir?» fragte Sukie.
    «Ich hab zu tun», sagte Jane.
«Jedesmal, wenn ich in der Stadt bin, lauf ich Bob Osgood in die
Arme.»
Jane biß nicht an. «In Wirklichkeit», sagte sie, «bin ich unglücklich.
Ich stand hinten im Garten, und eine schwarze Woge kam über mich,
und ich stellte fest, es hatte irgend etwas mit dem Sommer zu tun,
al es so grün, die Blumen aufgeblüht, und schlagartig wurde mir klar,
was ich am Sommer hasse: die Kinder werden den ganzen Tag zu
Hause sein.»
«Du bist mir vielleicht eine!» sagte Sukie. «Ich freue mich ziemlich
über meine, inzwischen sind sie ja auch alt genug, daß man mit ihnen
wie mit Erwachsenen reden kann. Dadurch, daß sie dauernd
fernsehen, sind sie über das Weltgeschehen weitaus besser informiert,
als ich es je war. Sie wol en nach Frankreich ziehen. Sie sagen, unser
Name sei französisch, und sie halten Frankreich für ein zivilisiertes
Land, das keine Kriege führt und wo niemand den anderen
umbringt.»
«Erzähl ihnen von Gilles de Rais», sagte Jane.
«Der ist mir gar nicht eingefal en; ich sagte ihnen al erdings, daß es
die Franzosen waren, die die Schweinerei in Vietnam überhaupt erst
angefangen haben, und daß wir nur versuchen, al es wieder ins Lot zu
bringen. Das haben sie mir nicht abgekauft. Sie sagten, wir versuchten
nur, neue Märkte für Coca Cola zu erschließen.» Wieder entstand
eine Pause. «Also», sagte Jane, «hast du sie gesehen oder nicht?»
«Wen?»
«Sie. Jeanne d’Arc. Madame Curie. Wie sieht sie aus?»
«Jane, du verblüffst mich. Woher weißt du das? Daß ich sie in der
Stadt gesehen habe.»
«Süße, deine Stimme verrät es. Und warum sonst sol test du mich
    anrufen? Wie war der kleine Liebling?»
«Sehr liebenswürdig, wirklich. Es war ziemlich peinlich. Sie sagte,
sie und Darryl hätten uns so vermißt und sich gewünscht, wir hätten
völ ig zwanglos mal bei ihnen vorbeigeschaut, sie wol en es nicht
glauben, daß sie eine formale Einladung aussprechen müssen, die sie
aber nichtsdestoweniger bald aussprechen werden, versprach sie; in
letzter Zeit waren sie nur fürchterlich beschäftigt mit diesen
hoffnungsvol en Entwicklungen im Labor und einigen
Rechtsangelegenheiten, die Darryl immer wieder nach New York
führen. Dann kam sie darauf zu sprechen, wie sehr sie New York liebt
verglichen mit Chicago, das windig und kalt ist, und wo sie sich nie
sicher gefühlt hat, nicht mal im Krankenhaus. Dagegen sei New York
wie lauter kleine gemütliche Dörfer, al e aufeinandergetürmt. Und so
weiter und so fort.»
«Nie wieder setze ich meinen Fuß in dieses Haus», schwor Jane
Smart ebenso ungefragt wie vehement.
«Sie war sich wirklich nicht im klaren darüber», sagte Sukie, «daß
wir beleidigt sein könnten, weil sie uns Darryl direkt vor der Nase
weggeschnappt hat.»
«Wenn du erst einmal in deinem Kopf festgeklopft hast, daß du
unschuldig bist», sagte Jane, «kannst du dir alles erlauben. Wie sah sie
aus?»
Jetzt kam die Pause von Sukies Seite. In den alten Zeiten waren ihre
Plauschereien immer fröhlich dahingesprudelt, ihre Sätze hatten sich
ineinander verflochten, eins hatte sich aus dem anderen ergeben, und
jede hatte schon immer vorweggenommen, was die andere gerade
hatte sagen wol en, und dennoch war es zum Entzücken beider
gewesen, die Bestätigung einer gemeinsamen Identität. «Nicht

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