Die Hexen von Eastwick
besonders», erklärte Sukie schließlich. «Ihre Haut schien …
durchsichtig, irgendwie.»
«Sie war immer blaß», sagte Jane.
«Aber das war nicht nur Blässe. Immerhin haben wir Mai, mein
liebes Kind. Jeder sol te jetzt schon ein bißchen Farbe haben. Wir
waren letzten Sonntag unten in Moonstone und ließen uns in den
Dünen durchwärmen. Meine Nase sieht wie eine Erdbeere aus; Toby
neckt mich deshalb.»
«Toby?»
«Du weißt schon, Toby Bergmann: der, der nach dem armen Clyde
den Anzeiger übernommen und sich im Winter auf dem Glatteis ein
Bein gebrochen hat. Das Bein ist wieder völ ig geheilt, nur kürzer als
das andere. Er macht nie die Gymnastik mit dem Bleischuh, die man
in so einem Fall ja machen soll.»
«Ich dachte, du haßt ihn.»
«Das war vor unserem Kennenlernen, als ich noch völ ig hysterisch
war wegen Clyde. Eigentlich ist Toby sehr witzig. Er bringt mich zum
Lachen.»
«Ist er nicht viel … jünger?»
«Wir reden immer mal darüber. Im Juni ist er schon ganze zwei
Jahre von der Brown University weg. Er sagt, ich sei der jugendlichste
Mensch, den er je getroffen hat, und neckt mich, weil ich immer nur
Hamburger esse und verrückte Dinge tun wil , wie zum Beispiel die
ganze Nacht aufbleiben, um Talkshows anzusehen. Ich glaube, er ist
ein typischer Vertreter seiner Generation, sie kennen nicht den
Katzenjammer von wegen Alter und Rasse und was man uns sonst
noch al es beigebracht hat. Glaub mir, Liebling, im Vergleich zu Ed
und Clyde ist er ein großer Fortschritt, in verschiedener Hinsicht,
besonders einer, auf die ich aber nicht im einzelnen eingehen möchte.
Es ist nicht kompliziert, wir haben einfach Spaß.»
«Super», sagte Jane abschließend und verschluckte das r. «Schien
ihr … Wesen noch das gleiche?»
«Sie kam mir weniger schüchtern vor», sagte Sukie nachdenklich.
«Du weißt schon, verheiratete Frau und so. Blaß, das sagte ich schon,
aber vielleicht war es auch die Tageszeit. Wir tranken eine Tasse
Kaffee bei Nemo, sie nahm jedoch einen Kakao, weil sie nicht gut
geschlafen hatte und ohne Koffein auskommen wol te. Rebecca war
dauernd um sie herum und bestand darauf, daß wir die
Blaubeertörtchen probierten, die Teil von Nemo’s Kampagne sind,
dem Kleinen Bäckereicafé etwas von dem «Nette-Leute-Mittagstisch-
Geschäft» wieder zu entreißen. Mich grüßte sie kaum. Rebecca. Sie
biß nur einmal ab. Jenny meine ich, und bat mich, ihres aufzuessen,
sie wol e Rebecca nicht beleidigen. Ich war ganz glücklich darüber, da
ich seit kurzem geradezu gierig bin, wieso, weiß ich nicht, ich kann
doch kaum schwanger sein, oder? Diese Juden sind wirklich potent.
Sie sagte, sie wüßte nicht warum, aber sie hätte in letzter Zeit kaum
Appetit. Jenny. Ich fragte mich, ob sie nur einen Köder auswarf, um
herauszukriegen, ob ich zufäl ig den Grund wüßte. Tief im Innern
könnte sie eine Ahnung haben von … dieser Sache, die wir gemacht
haben, ich weiß nicht. Sie tat mir leid, die Art wie sie sich dafür
entschuldigte, daß sie keinen Appetit hatte.»
«Es ist wirklich wahr, oder?» merkte Jane an. «Man zahlt für jede
Sünde.»
Es gab so viele Sünden in der Welt, daß Sukie eine Sekunde
brauchte, um herauszufinden, daß Jane die Sünde von Jenny meinte,
Darryl zu heiraten.
Joe war an diesem Morgen dagewesen, und sie hatten ihre bis dato
schlimmste Auseinandersetzung gehabt. Gina war im vierten Monat,
und man konnte es schon sehen; die ganze Stadt konnte es sehen.
Und Alexandras Kinder würden bald Ferien bekommen und damit
diese Al tags-Rendezvous in ihrem Haus unmöglich machen. Was
eine Erleichterung für sie war; offen gesagt, es würde eine sehr große
Erleichterung für sie sein, nicht mehr seinem unverantwortlichen und
wirklich ziemlich anmaßenden Gerede zuhören zu müssen, er werde
Gina verlassen. Es widerte sie an, es wieder und wieder zu hören, es
bedeutete nichts, und sie würde auch nicht wol en, daß es irgend
etwas bedeutete, schon der Gedanke ärgerte und beleidigte sie. Er war
ihr Liebhaber, reichte das nicht? War ihr Liebhaber gewesen, seit
heute. Al es hat ein Ende. Die Dinge fangen an, und sie gehen zu
Ende. Al e Erwachsenen wissen das, warum nicht Joe? Ernstlich
getroffen wie er war, auf ihrer spitzen Zunge rotierend wie auf einem
Bratspieß, wurde er wütend und boxte ein paarmal gegen ihre
Schultern, die Faust locker genug, um ihr nicht weh zu tun. Er lief
nackt im Zimmer herum, sein Körper stämmig
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