Die Hexen von Eastwick
wurde, besann sich dann auf ihre Flügel und flatterte
dem Himmel entgegen, der hoch hinter den großen Fensterscheiben
verschlossen war.
«Ihre Eifferfucht hat unf al e vergifftet –» Brenda senkte den Kopf,
und ihr Mund gebar einen besonders lebhaften, pelzigen,
übelschmeckenden Chrysippusfalter, dessen orangefarbene Flügel dick
schwarz gerändert waren, und der ziel os und träge seine flickerige
Bahn unter den weißgetünchten Dachbalken zog.
Jenny fühlte in ihrem armen, dahinsiechenden Körper eine
Spannung anschwel en, als wäre sie eine Schmetterlingspuppe.
«Helft mir», stammelte Brenda auf das Lesepult nieder, wo die
klaren Seiten ihrer Predigt mit Speichel und Insektenschleim befleckt
waren. Sie schien zu würgen. Ihr langes, platinblondes Haar schwang
hin und her, und das Messing-O leuchtete im gebündelten
Sonnenlicht. Die Gemeinde brach ihr betäubtes Schweigen; Stimmen
erhoben sich. Franny Lovecraft forderte mit der Lautstärke von
Schwerhörigen, man sol e die Polizei rufen. Raymond Neff brachte es
über sich, aufzuspringen und in der sonnendurchsiebten Luft seine
Faust zu schütteln; seine Wangen bebten. Jenny kicherte; die
Heiterkeit, die sich in ihr aufgestaut hatte, ließ sich nicht länger
unterdrücken. Es war irgendwie das Lebendige, das daran so lustig
war, die nicht klein zu kriegende Trickfilm-Katze, die sich aus ihrer
plattgewalzten Zweidimensionalität immer wieder erhebt, um die
Jagd fortzusetzen. Sie brach in Gelächter aus – mit hoher Stimme,
rein, selbst eine Art Schmetterling – und entriß ihre Hand dem
mitfühlenden Zugriff von Greta. Sie überlegte, wer es wohl tat: Sukie,
das wußte jeder, lag mit dem ausgebufften Arthur Hal ybread im Bett,
während seine Frau in der Kirche war; der schlaue, alte, elegante
Arthur hatte vierzig Jahre lang seine Physikstudentinnen in Kingston
gebumst. Jane Smart war den ganzen weiten Weg nach Warwick
gefahren, um die Hammond-Orgel für eine Zelle von Moonies zu
spielen, die sich an einem verlassenen Versammlungsort der Quäker
formierte; das Ambiente, hatte Jane Mavis Jessup erzählt, die es Rose
Hal ybread erzählt hatte, die es Jenny erzählt hatte, war deprimierend,
al die gehirngewaschenen Kinder aus der oberen Mittelschicht mit
Marine-Haarschnitt, aber die Bezahlung war gut. Alexandra machte
ihre Duttelchen oder jätete die Chrysanthemen. Vielleicht hatte keine
der drei es herbeigewünscht, und es war bloß etwas, das sie im Äther
freigesetzt hatten, so wie jene Kernforscher, die die Atombombe
ausgebrütet hatten, um Hitler und Tojo zu besiegen, und nun so
reumütig waren, wie Eisenhower, der es abgelehnt hatte, die
Waffenruhe mit Ho Chi Minh zu unterzeichnen, um al den Ärger zu
beenden, wie diese spätsommerlichen Wildblumen, Goldrute und
Wilde Möhre, deren schlafender Samen nun auf die verwilderten,
brachliegenden Felder gefal en war, wo einst schwarze Sklaven die
Tore für galoppierende Großgrundbesitzer in Bratenröcken und
Zylinderhüten aus Biberfel und Filz geöffnet hatten. Jedenfal s war
alles furchtbar komisch. Herbie Prinz, dessen breitwangiges, gieriges,
dünnhäutiges Gesicht gelb war vor Erregung, drängte sich an Alma
Sifton vorbei und bahnte sich seinen Weg durch den Mittelgang,
wobei er fast mit Mrs. Hal ybread zusammenstieß, die wie die
anderen Frauen instinktiv ihren Mund mit der Hand bedeckte,
während sie steifrückig aufstand, um die Flucht zu ergreifen.
«Betet», schrie Brenda, als sie sah, daß ihr die Kontrol e über die
Situation abhanden gekommen war. Irgend etwas flöß über ihre
Unterlippe und ließ ihr Kinn glänzen. «Betet», rief sie mit hohler
Männerstimme, als wäre sie die Puppe eines Bauchredners.
Jenny, die vor Lachen hysterisch war, mußte nach draußen geführt
werden, wo ihre zwischen den bebril ten Neffs schwankende
Erscheinung die gottesfürchtigen Bürger, die um diese Zeit entlang
dem Cocumscussoc Way ihre Autos wuschen, in Verlegenheit
brachte.
Jane Smart ging gewöhnlich gemeinsam mit ihren Kindern schlafen,
oft ging sie sogleich ins Bett, nachdem sie die beiden kleinsten zur
Ruhe gebracht hatte und während die beiden älteren sich noch
unerlaubterweise eine halbe Stunde Mannix oder eine andere
Autoverfolgungs-Serie aus Süd-Kalifornien ansahen. Gegen zwei oder
halb drei wachte sie dann so plötzlich auf, als hätte das Telefon einmal
geläutet und dann wieder geschwiegen oder als hätte ein Eindringling
an der
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