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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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aber mühsam, könne nur schwer kommen, sei aber finster
entschlossen dazu. Sie würde eine erbarmungslose Hexe abgeben:
diese mörderischen Deutschen. «Wir müssen nett zu ihr sein», sagte
Alexandra, zum Thema Jane zurückkehrend. «Als ich gestern mit ihr
    telefonierte, war ich entsetzt, wie wütend sie klang. Die Frau macht
sich kaputt.»
Sukie äugte zu ihrer Freundin hin, dies war ein falscher Ton. Irgend
etwas bahnte sich an bei Alexandra: ein neuer Mann. In dem
Sekundenbruchteil, da Sukie zu ihr hinsah, schlappte Hank mit seiner
baumelnden grauen Weimaraner-Zunge zwei Weizencrackers von der
Krabbenschale, die Sukie auf einer hinfäl igen Schiffstruhe aus
Zedernholz abgestellt hatte; ein Antiquitätenhändler hatte sie so weit
wieder hergerichtet, daß sie als Sofatisch zu gebrauchen war. Sukie
liebte ihre schäbigen alten Sachen; es haftete ihnen etwas Pomphaftes
an, etwas von dem Flitterkleid des Soprans im zweiten Opernakt.
Hanks Zunge wol te gerade nach dem Käse langen, aber Sukie
gewahrte die Bewegung aus dem Augenwinkel und gab ihm einen
Klaps auf die Schnauze; sie fühlte sich wie Gummi an, hart, wie
Autoreifen-Gummi, und der Klaps tat ihren Fingern weh.
«Au, du Mistvieh», sagte sie zum Hund, und zu ihrer Freundin:
«Wütender als irgend jemand sonst?» womit sie sich beide meinte. Sie
nahm einen ruppigen Schluck unverdünnten Bourbons. Sie trank
Whiskey sommers und winters, und der Grund dafür, den sie
vergessen hatte, war, daß ein Freund an der Cornell-Universität ihr
mal gesagt hatte, Whiskey lasse die goldenen Flecken in ihren grünen
Augen leuchten. Aus demselben eitlen Grund kleidete sie sich gern in
Brauntöne und in Wildleder, mit seinem animalischen Schimmer.
«O ja, wir sind doch in wunderbarer Verfassung», sagte die
schwerere ältere Frau, und ihre Gedanken trieben von dieser Ironie
fort zu dem Thema der Unterhaltung mit Jane – dem neuen Mann
im Ort, im Lenox-Haus. Aber noch während sie in Gedanken
forttrieb, einem Flugzeugpassagier gleich, der inmitten der
lebensbedrohlichen Sensationen des Immerhöhersteigens hinabsieht
und staunend die email ierte Präzision und Herrlichkeit der Erde
wahrnimmt (die Häuser mit den spitzen Dächern sahen genauso aus
    wie die hölzernen Hotels beim Monopoly, und die Seen wie die
Spiegel, die Seen sein sol ten in den Weihnachtskrippen, die unsere
Eltern aufgebaut hatten, während wir schliefen; es ist al es wahr, sogar
Landkarten sind wahr!), fiel ihr auf, wie hübsch Sukie war, Unglück
hin oder her, ihr lebendiges Haar war verwuschelt, und sogar ihre
Wimpern sahen ein bißchen zerzaust aus nach diesem langen Tag des
Tippens und der Suche nach dem richtigen Wort unter dem harschen
Licht; ihr Körper in dem milchiggrünen Pul over und dem dunklen
Wildlederrock so aufrecht, so geschmeidig, der Bauch flach, die
Brüste und der Hintern fest und dieser große breitlippige Mund in
dem äffchenhaften Gesicht so koboldhaft, so großzügig und munter.
«Oh, ich weiß was über ihn!» rief sie, Alexandras Gedanken lesend.
«Ich habe so irrsinnig viel zu erzählen, aber ich wol te warten, bis Jane
da ist.»
«Ich kann warten», sagte Alexandra, von einem plötzlichen
Widerwil en gegen diesen Mann und sein Haus überkommen, als
streife sie jäh ein kühler Lufthauch. «Ist der Rock neu?» Sie wol te ihn
berühren, ihn streicheln, seine rehsanfte Struktur, den festen,
schlanken Schenkel darunter.
«Wiederauferstanden für den Herbst», sagte Sukie. «Die Röcke, die
man jetzt trägt, sind einfach zu lang.»
An der Küchentür klingelte es, ein zitteriges, zerrupftes Geräusch.
«Diese Klingelanlage wird das Haus noch mal in Flammen aufgehen
lassen», prophezeite Sukie, aus der Höhle flitzend. Jane hatte sich
schon selber Einlaß verschafft. Sie sah blaß aus, ihr spitzes,
heißäugiges Gesicht verschwand fast unter einer schlappigen,
fusselwol igen Schottenmütze, deren lautes Karo penibel zu dem des
Schals paßte. Dazu trug sie gerippte Kniestrümpfe. Jane war physisch
nicht so strahlend wie Sukie, überal an ihrem Körper gab es kleine
Unebenmäßigkeiten; aber eine Anziehungskraft ging von ihr aus wie
    Licht von einem Glühfaden. Ihr Haar war dunkel und ihr Mund
schmal, pedantisch und bestimmt. Sie stammte aus Boston, und das
gab ihr etwas, das Nichtbescheidwissen ausschloß.
«Dieser Neff ist ein solches Stinktier», fing sie an; sie hatte einen
Frosch im Hals und räusperte sich. «Wir mußten

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