Die Hexen von Eastwick
fünfzig im
Durchmesser, und der Mann mag keine Fliesen unter seinen Füßen
fühlen, also wird der ganze Fußboden mit einem besonderen
feinkörnigen Schiefer ausgelegt, den man aus Tennessee kommen
lassen muß.»
«Al es Angabe», befand Jane.
«Hat dies Luxusgeschöpf einen Namen?» fragte Alexandra. Sie
dachte, was für eine Romantikerin Sukie doch war und dazu eine
Klatschkolumnistin, und sie überlegte, ob ein zweiter Wodka-Tonic
ihr wohl Kopfschmerzen einhandeln würde, später, wenn sie zu Hause
war, al ein in ihrem weiträumigen ehemaligen Farmhaus, wo nur das
ruhige Atmen ihrer schlafenden Kinder und Coals rastloses Scharren
und das düstere Starren des Mondes ihrem hellwachen Bewußtsein
Gesellschaft leisteten. Im Westen würde ein Kojote heulen, in
lavendelblauer Ferne, und, noch weiter weg, ein transkontinentaler
Zug seine schlitternden, meilenlangen Wagenreihen vorüberziehen,
und diese Geräusche würden ihr Bewußtsein zum Fenster
hinausführen und seine Wachheit zergehen lassen in der zarten,
Sternenbleichen Nacht. Hier, im wuscheligen, wassergetränkten
Osten, war alles so nah; Nachtlaute umgaben ihr Haus wie ein
stacheliges Dickicht. Auch diese Frauen, in Sukies gemütlichem
kleinen Wohnzimmer, saßen so dicht um sie, daß die dunklen
Härchen von Janes hauchfeinem Schnurrbart und der gesträubte
bernsteinfarbene Flaum auf Sukies Unterarmen, der so empfindsam
auf statische Elektrizität reagierte, Alexandra juckend in die Augen
stachen. Sie war eifersüchtig auf diesen Mann, dessen bloßer Schatten
ihre beiden Freundinnen so erregte; an anderen Donnerstagen waren
sie allein durch sie erregt, wenn sie ihre königlich trägen Kräfte walten
ließ wie eine Katze, in deren Macht es steht, mit dem Schnurren
aufzuhören und zu töten. An solchen Donnerstagen beschworen die
drei Freundinnen die Geister derer herauf, die in Eastwick ihr kleines
Leben lebten, und ließen sie schwirrend kreisen in der
dunkelwerdenden Luft. Wenn die richtige Stimmung herrschte,
konnten sie aus ihrem dritten Glas einen Kegel der Macht über ihnen
errichten, wie ein Zelt, das bis zum Zenit reichte, und tief innen, mit
dem Bauch, wußten sie, wer krank war, wer in Schulden versank, wer
geliebt wurde, wer vor Angst außer sich war, sich verzehrte vor
Verlangen, wer schlief und vorübergehend verschont war von der
Unbil des Lebens; aber heute würde es nicht so sein. Sie waren
abgelenkt.
«Ist das nicht merkwürdig mit seinem Namen?» sagte Sukie und
starrte zum bleigefaßten Fenster hinauf, hinter dem das Licht des
Tages verebbte. Sie konnte nicht durch die huppeligen,
rautenförmigen Scheiben sehen, weil sie zu hoch waren, aber vor
ihrem inneren Auge stand deutlich der einzige Baum ihres Gartens:
ein schlanker junger Birnbaum, überladen mit Birnen, schweren
gelben Tropfenformen, Modeschmuck gleich, mit denen ein Kind
sich behängt hat. Jeder Tag war jetzt duftgesättigt von Heu und Reife,
und kleine späte Sternblumen leuchteten blaß, wie hingestreut, am
Straßenrand. «Der Name war gestern abend in al er Munde, und
vorher habe ich ihn von Marge Perley gehört, er liegt mir auf der
Zungenspitze …»
«Mir auch», sagte Jane. «Verflixt! Es ist noch so ein kleines Beiwort
dabei.»
«De, da, du», soufflierte Alexandra, hoffnungslos.
Die drei Hexen schwiegen, erkannten stumm, mit gelähmter Zunge,
daß sie selber unter einem Bann waren, einem größeren Bann.
Darryl Van Horne kam Sonntag abend zum Kammermusikkonzert in
der Unitarierkirche: ein bärenhafter dunkler Mann mit fettigem
krausem Haar, das halb seine Ohren verdeckte und sich im Nacken
zusammenklumpte, so daß sein Kopf von der Seite wie ein Bierkrug
aussah mit enorm dickem Henkel. Er trug graue Flanel hosen, die
hinten an den Knien schlotterige Falten warfen, und ein Jackett aus
Harristweed in einem merkwürdig emsigen grünschwarzen Muster,
mit Lederflecken auf den El bogen. Ein rosa Oxford-
Buttondownhemd, wie es in den Fünfzigern schick gewesen war, und
unverhältnismäßig kleine, spitz zulaufende schwarze Slipper
vervol ständigten den Aufzug. Er war drauf aus, Eindruck zu machen.
«Sie sind also die Bildhauerin am Platz», wandte er sich an
Alexandra auf dem anschließenden Empfang, der im
Gesel schaftsraum der Kirche stattfand, für die Musiker und ihre
Freunde, und sich um einen alkoholfreien, nach Frostschutzmittel
aussehenden Punsch gruppierte. Die Kirche war ein hübsches kleines
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