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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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feuchter war – eine wabbelnde Blase auf ledrigen,
langen Beinen, mit einem Aufblitzen der Angst hinter der warzigen,
breiten Stirn. Sie war diese Kröte, und sie war die grausame schartige
schwarze Klinge, die von den giftigen Explosionen des Motors
getrieben wurde. Das himmelweite Ebben des Chlorophyl s von den
Mooren und Hügeln des atlantischen Landes hob Alexandra empor
wie Dunst, wie das Auge, das über einer Landkarte schwebt. Auch die
exotischen Importe der Reichen aus Newport – Englische Walnuß,
Chinesischer Perückenstrauch, Japanischer Fächerahorn – wurden
mitgerissen von dieser Massenbewegung der Kapitulation. Ein Gesetz
der Natur vollzog sich, das des Abwerfens. Wir müssen uns leicht
machen, wol en wir überleben. Wir dürfen nicht festhalten.
Abwerfen, sich dem Zufal überlassen und durchlässig werden, damit
das Neue eindringen kann, nur so finden wir Sicherheit. Nur der
Leicht-Sinn kann diese Sprünge wagen, die Leben möglich machen.
Dieser dunkle Mann auf seiner Insel war Möglichkeit. Er war das
Neue, das Magnetische, und sie durchlebte die gestelzte Teestunde
mit ihm noch einmal, Minute für Minute, wie ein Geologe liebevol
    ein Felsstück pulverisiert.
Einige wohlgestalte junge Ahornbäume, die Sonne im Rücken,
wurden zu leuchtenden Fackeln, Skelette aus Dunkel in glühender
Fassung. Mehr und mehr tönte das Grau nackter Zweige die Gehölze
am Straßenrand. Die düsteren Kegel der immergrünen Nadelbäume
ragten, wo andere Substanz vergangen war. Der Oktober tat sein
Werk, machte rückgängig, Tag für Tag, bis schließlich der letzte kam:
ein heiterer Tag, wie geschaffen für ein Tennismatch im Freien.
    Jane Smart, in herkömmlichem Weiß, warf den Bal hoch. In der Luft
wurde er zu einer Fledermaus, deren Flügel zuerst kleine Kreise
umschrieben und im nächsten Augenblick aufschnappten wie ein
Regenschirm, während das Geschöpf davonschnel te mit blindem rosa
Gesicht. Jane kreischte, ließ den Schläger fal en und rief über das
Netz: «Das war gar nicht komisch!» Die anderen Hexen lachten, und
Van Horne, der vierte im Spiel, lachte verspätet und halbherzig mit.
Sein Schlag war kräftig und erfahren, aber es schien ihm
schwerzufal en, den Bal zu sehen in der spätnachmittäglichen Sonne,
die in schrägen Strahlen durch das schützende Lärchenspalier hier im
rückwärtigen Teil seiner Insel fiel; die Lärchen warfen ihre Nadeln ab,
und die mußten vom Platz gefegt werden. Janes Augen waren
ausgezeichnet, übernatürlich scharf. Fledermausgesichter sahen für sie
wie winzige, flachgedrückte Kindergesichter aus, die sich gegen die
Schaufensterscheibe eines Süßwarenladens pressen, und Van Horne,
der in unpassender Aufmachung spielte – Basketballstiefel, Malcolm
X-T-Shirt und dazu die Hose eines alten dunklen Anzugs –, hatte
etwas von dieser kindlichen Gier in seinem verwirrten, starräugigen
Gesicht. Er begehrte ihre Schöße, das stand für Jane fest. Sie bereitete
sich für den nächsten Aufschlag vor, aber noch während sie den Bal
in der Hand wog, wurde er zu etwas Feuchtschwerem, etwas
Zappelndwarzigem. Abermals war eine Verwandlung geschehen. Mit
    einem theatralisch geduldigen Seufzer setzte sie die Kröte auf den
blutroten Rand des Kunststoffbodens am leuchtend grünen Zaun
nieder und sah zu, wie sie sich beschwerlich hindurchzwängte. Van
Hornes schwachsinniger, schiefhalsiger Col ie Needlenose raste außen
um den Zaun herum und suchte, aber er verlor die Kröte in dem
Durcheinander von Erdhaufen und Steintrümmern, das die Bul dozer
dort hinterlassen hatten.
«Noch einmal, und ich höre auf!» rief Jane über das Netz. Sie und
Alexandra spielten gegen Sukie und ihren Gastgeber. «Dann könnt ihr
drei ein kanadisches Doppel spielen», drohte sie. Mit dem bebril ten,
grimassierenden Gesicht auf Van Hornes T-Shirt schienen sie
ohnehin zu fünft zu sein. Der nächste Bal veränderte sich gleich
mehrmals rasch hintereinander in ihrer Hand, war erst schleimig wie
ein Vogelmagen, dann stachlig wie ein Seeigel, aber sie weigerte sich
entschlossen, ihn anzusehen, ihm diese Wirklichkeit zuzubil igen, und
als er gegen den blauen Himmel über ihrem Kopf erschien, war er ein
flaumiggelber Wilson-Bal , den sie, nach den Lehrbüchern, die sie
gelesen und denen zufolge sie sich ein Zifferblatt vorzustellen hatte,
bei zwei Uhr treffen mußte. Sie zog den Schläger geschickt durch
dieses Bild, und an der Saftigkeit des

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