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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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jetzt auch. Ich stinke.»
«Ein Bad?» sagte Sukie. «Ich kann zu Hause baden.»
«Nicht in einem Heißwasserbassin aus Teakholz mit zwei Meter
fünfzig Durchmesser, das eben nicht», sagte der Mann und schüttelte
schelmisch den großen Kopf, mit einem solchen Ungestüm, daß die
wuschelige Thumbkin erschreckt von seinem Schoß sprang. «Wir
lassen uns jetzt al e schön lange einweichen, und Fidel panscht uns
inzwischen eine Pael a zusammen oder ein Tamale oder irgendwas.»
«Tamale, Tamale, Tamale», sagte Jane Smart wie unter einem
Zwang. Sie saß auf der anderen Seite von Sukie, am Ende des Sofas,
und ihr Profil hatte eine zornige Schärfe, fand Alexandra. Jane war die
kleinste von ihnen und immer am schnel sten betrunken, weil sie
mitzuhalten versuchte. Sie witterte, daß jemand über sie nachdachte;
ihre hitzigen Blicke verhakten sich in denen Alexandras. «Was ist mit dir, Lexa. Was hältst du davon.»
«Na ja», kam die ausweichende Antwort, «ich fühle mich tatsächlich
schmutzig, und mir tut al es weh. Drei Sätze sind ein bißchen viel für
eine alte Dame.»
«Sie werden sehen, Sie fühlen sich phantastisch nach diesem
Erlebnis», beteuerte Van Horne. «Wissen Sie was?» sagte er zu Sukie.
«Sie fahren nach Hause, kümmern sich um Ihre Blagen und kommen,
so schnel Sie können, wieder zurück.»
«Fahr bei mir vorbei und kümmere dich auch gleich um meine, tust
du das, Schätzchen?» stimmte Jane Smart ein.
«Mal sehen», sagte Sukie und reckte sich wieder. Ihre langen,
sommersprossigen Beine endeten in zierlichen Füßen, die statt in
    Tennisschuhen – auf einmal sah man es – in kleinen Peds steckten,
mit Bommelchen dran, wie Talisman-Hasenpfoten. «Vielleicht
komme ich gar nicht wieder zurück. Clyde hoffte, ich würde ihm ein
kleines Stimmungsbild schreiben – ein bißchen im Ort herumlaufen,
Kinder interviewen in der Oak Street, bei der Polizei nachfragen, ob
es Sachbeschädigungen gegeben hat, eventuell ein paar von den
Oldtimern, die bei Nemo herumhängen, dazu bringen, daß sie von
den schlimmen alten Zeiten erzählen, als sie mit Seife die Fenster
zuschmierten und Kutschwagen aufs Dach hoben, na und so.»
Van Horne explodierte. «Warum bemuttern Sie dauernd diesen
lahmarschigen Clyde Gabriel! Mit dem stimmt was nicht. Der Kerl ist
krank.»
«Eben drum», sagte Sukie, sehr schnell.
Alexandra begriff, daß Sukie mit Ed Parsley nun endlich Schluß
machte.
Van Horne bekam es auch mit. «Vielleicht sol te ich ihn bei
Gelegenheit hierher einladen.»
Sukie stand auf und schob sich hochmütig das Haar aus dem
Gesicht. «Meinetwegen müssen Sie das nicht. Ich sehe ihn jeden Tag
bei der Arbeit.» An der Art, wie sie nach ihrem Schläger griff und sich
den rehbraunen Pul over um die Schultern warf, war nicht zu
erkennen, ob sie wiederkommen würde oder nicht. Sie hörten, wie ihr
Wagen, ein blaßgraues Corvair-Kabrio mit Frontantrieb, am Heck
noch das angeberische Nummernschild ROUGE ihres Ex-Mannes,
ansprang, sich in Bewegung setzte und über die Auffahrt
davonknirschte. Es war Vol mond, das Wasser war niedrig heute
abend, so niedrig, daß uralte Anker und verrottete Bootspanten ins
Sternenlicht ragten, wo sich sonst, bis auf wenige Stunden im Monat,
eine geschlossene Decke aus Salzwasser breitete.
Die drei anderen entspannten sich, als Sukie weg war, jeder fühlte
    sich wohler in seiner vergleichsweise so unvol kommenen Haut.
Immer noch im verschwitzten Tenniszeug, die Finger dunkel vom
Tintenfischsaft, die Kehlen und Mägen belebt von Fidels pfefferigen
Tamale- und Enchilada-Saucen, gingen sie mit frischen Drinks in das
Musikzimmer, wo die beiden Musiker Alexandra vorführten, wie weit
sie mit Brahms’ e-Moll-Sonate gediehen waren. Mit welcher Wucht
der Mann seine zehn Finger auf die hilflosen Tasten donnern ließ! Als
ob er mit Händen spielte, die über menschliches Maß hinausgingen,
viel kräftiger waren und breit wie Heurechen, nie griffen sie daneben,
hatten noch Zeit für Tril er und Arpeggios, die sie schwelgend dem
Rhythmus einverleibten. Den sanfteren Passagen al erdings fehlte es
an Ausdruck, als gebe es keine Abstufungen in seinem System, keine
Möglichkeit für den zarten Anschlag. Die liebe, knirpsige Jane, die
Stirn gerunzelt, mühte sich, Schritt zu halten, ihr Gesicht wurde
immer blasser und verhutzelter, je angestrengter sie sich konzentrierte,
der Schmerz in ihrem Bogenarm war offensichtlich, ihre andere Hand
stöckerte

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