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Die Hexen von Eastwick

Titel: Die Hexen von Eastwick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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noch jung
war, und ihre Nase ist auch nur so ein kleiner Knubbel. Ich weiß
ehrlich nicht, wie sie es macht, daß sie trotz al em so gut ankommt.»
    «Ich glaube nicht, daß Sukie wiederkommt», sagte Van Horne. «Sie
ist zu sehr mit diesen neurotischen Schwachköpfen verklüngelt, die in
der Stadt das Sagen haben.»
«Das ist sie, und das ist sie auch wieder nicht», sagte jemand;
Alexandra dachte, es müsse Jane gewesen sein, aber es klang wie ihre
eigene Stimme.
«Ist das hier nicht nett und gemütlich», sagte sie, um ihre Stimme zu
erproben. Sie klang tief wie eine Männerstimme.
«Unser zweites Zuhause», sagte Jane – sarkastisch, wie Alexandra
annahm. Es war wirklich nicht leicht, zu einer ätherisch zarten
Harmonie mit Jane zu gelangen.
Was Jane gehört hatte, war nicht Sukie, es war Fidel, der die
Margaritas brachte, auf dem enormen gravierten Silbertablett, von
dem Sukie Alexandra so vorgeschwärmt hatte; jedes der weiten,
schlankstieligen Weingläser hatte oben einen Rand aus grobkörnigem
Meersalz. Es kam Alexandra seltsam vor – so sehr hatte sie sich schon
an ihre Nacktheit gewöhnt –, daß Fidel nicht auch nackt war,
sondern eine pyjamaähnliche khakifarbene Uniform trug.
«Nun paßt mal auf, Mädchen!» rief Van Horne; er wirkte
jungenhaft mit seinem Prahlen, und hinzu kam noch der Anblick
seines weißen Hinterteils, denn er war aus dem Wasser geklettert und
spielte an irgendwelchen Knöpfen hinten an der schwarzen Wand.
Ein wohlgeöltes Rumpeln war zu hören, und die Decke über ihnen,
die hier nicht perforiert, sondern aus stumpfem Wel blech war wie in
einem Werkzeugschuppen, rol te zurück und gab den tintigen
Himmel frei mit seinen dünn hingespritzten Sternen. Alexandra
erkannte das dunstige Gespinst der Plejaden und den großen roten
Aldebaran. Diese aberwitzig fernen Sterne, die für die Jahreszeit zu
warme, aber doch rauhe Herbstluft, die Nevelson-Vertracktheiten der
schwarzen Wände und die surrealen Arp-Rundungen ihres eigenen
    Körpers – al das umschloß das Zentrum ihres Empfindens wie
angegossen, war ebenso fühlbar wie das dampfende Wasser und der
eiskühle Stiel des Glases zwischen ihren Fingerspitzen, so daß sie nun
eingeflochten war in die Vielzahl der himmlischen Körper. Die Sterne
gerannen zu Tränen und deckten sich über ihre warmen Augen. Träge
verwandelte sie den Stiel in ihrer Hand in den Stengel einer üppigen
gelben Rose und atmete ihren Duft ein. Einen Duft nach
Limonensaft. An ihren Lippen hafteten Salzkristal e, groß wie
Tautropfen. Ein Dorn des Stengels hatte sie in den Finger gestochen,
und sie sah zu, wie im Mittelpunkt des Linienstrudels auf ihrer
Fingerkuppe ein einzelner Bluttropfen hervorquol . Darryl Van
Horne hatte sich vornüber gebeugt und war wieder mit seinen
Reglern beschäftigt, und sein weißer Hintern leuchtete und schien das
einzige an ihm zu sein, das nicht behaart war oder mit einem
abweisenden Ektoskelett überzogen, sondern ganz er selbst, so wie wir
normalerweise den Kopf eines Menschen für den Ausdruck seines
wahren Ich halten. Sie hätte ihn küssen mögen, diesen
schimmernden, unschuldigen, blicklosen Hintern. Jane reichte ihr
etwas Glimmendes, das sie gehorsam an die Lippen führte. Das
Brennen in ihrer Luftröhre verband sich mit dem heißen, zornigen
Ausdruck in Janes Gesicht, während die Hand der Freundin ihr unter
Wasser, fischgleich, am Bauch knabberte, über ihn hinschlüpfte, um
die schwimmenden Brüste glitt, von denen Jane gesagt hatte, solche
hätte sie auch gern.
«He, und was ist mit mir?» rief Van Home und platschte ins Wasser
zurück; der Augenblick zerschel te, Janes Hand mit den schwieligen
Fingerkuppen, diesen tastenden kleinen Fischmäulern, zog sich
zurück. Sie unterhielten sich, aber die Worte trieben ohne Bedeutung
dahin, das Gespräch war wie Berührung, und die Zeit fiel in trägen
Tropfen durch die Löcher in Alexandras liebkostem Bewußtsein, bis
Sukie doch wiederkam und mit ihr die Zeit.
    Sie stürmte herein, herbstbringend in ihrem Wildlederrock mit den
Gürtelbändern vorn und der Tweedjacke, die in der Tail e ein
Bündchen hatte und im Rücken eine Kel erfalte wie eine Jägerjoppe;
der pfirsichfarbene Tennisdress war zu Hause im Wäschekorb.
«Deinen Kindern geht es gut», sagte sie zu Jane Smart und schien
nicht im mindesten überrascht, die drei im Bassin vorzufinden, ganz
so, als sei sie längst gewöhnt an diesen Raum mit seinem

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