Die Hexen von Eastwick
meine,
wir ‹kommen› nicht in diesem Sinn. Nicht ganz. Mögen Sie es, daß
man die Klitoris als homolog bezeichnet?»
Alexandra kam auf das Fließen der Milch zurück. «Man hat das
Gefühl, als ob man Pipi machen müßte und nicht kann, und dann
kann man auf einmal doch.»
«Das liebe ich an Frauen», sagte Van Horne, «sie haben so
kuschelige Vergleiche. In eurem Vokabular gibt es einfach nichts
Ekliges. Mein Gott, Männer haben sich immer so – Blut, Spinnen,
einen blasen. Wußten Sie, daß bei vielen Tierarten die Hündin oder
die Sau oder wer immer die Nachgeburt auffrißt?»
«Ich glaube, Sie wissen gar nicht», sagte Jane, um einen kühlen
Tonfal bemüht, «wie chauvinistisch es ist, so etwas zu sagen.» Aber
ihre Kühle nahm eine seltsame Wendung, als sie sich im Bassin auf
die Zehenspitzen stellte und ihre Brüste sich silbrig aus dem Wasser
hoben; die eine war ein wenig höher und kleiner als die andere. Sie
umfaßte sie mit beiden Händen und sprach zu einem Punkt zwischen
Van Horne und Alexandra, wie zu dem unsichtbaren Zeugen ihres
Lebens, einem Zeugen, den wir al e in uns tragen, aber selten laut
anreden: «Ich habe mir immer einen größeren Busen gewünscht. Wie
den von Lexa. Sie hat wunderschöne große Nuppeln. Zeig sie ihm
mal, Schatz.»
«Jane, bitte. Ich werd ja ganz rot. Den Männern kommt es, glaube
ich, auch gar nicht so sehr auf die Größe an, sondern darauf, wie… na
ja, was für einen Schwung sie haben und wie sie mit dem übrigen
Körper zusammenpassen. Und was für eine Einstellung man selbst zu
ihnen hat. Wenn sie einem selbst gefal en, gefal en sie auch anderen.
Hab ich recht oder nicht?» fragte sie Van Horne.
Aber er wol te sich nicht zum Sprecher der Männerwelt machen
lassen. Er richtete sich ebenfal s im Wasser auf und wölbte seine
behaarten Hände über seine rudimentären männlichen Brüste,
winzige Warzen, um die sich nasse schwarze Schlangen ringelten.
«Sich vorzustellen, wie sich al das entwickelt hat!» sagte er
beschwörend. «Dieser hochkomplizierte Apparat aus Röhren und
Leitungen, nur bei dem einen Geschlecht: um Nahrung zu
produzieren, Nahrung, die weit bekömmlicher fürs Baby ist als jedes
Laborgesöff. Oder die Entstehung der sexuellen Lust! Kennen
Tintenfische so etwas? Plankton etwa? Die brauchen wenigstens nicht
zu denken, aber wir, wir denken. Was für ein Köder mußte
konstruiert werden, um uns bei der Stange zu halten! Da ist mehr
eingebaut als in so ein verrücktes Aufklärungsflugzeug, das den
Steuerzahler zig Mil ionen kostet und dann doch bloß abgeschossen
wird. Angenommen, das wäre al es weggelassen: kein Mensch würde
irgendwen ficken, die Art würde stehenbleiben und jeder nur noch
Sonnenuntergänge bewundern und den Lehrsatz des Pythagoras.»
Alexandra mochte die Art, wie sein Denken funktionierte, sie
konnte ohne Mühe folgen. «Dieser Raum gefällt mir», gab sie
träumerisch bekannt. «Zuerst hatte ich Bedenken. Al das Schwarz, bis
auf die hübschen Kupferrohre, die Joe verlegt hat. Joe kann so süß
sein, wenn er den Hut abnimmt.»
«Wer ist Joe», fragte Van Horne.
«Die Unterhaltung ist inzwischen auf ein ziemlich primitives Niveau
abgesunken», befand Jane, und die Zischlaute in manchen Wörtern
klangen scharf.
«Ich könnte ein bißchen Musik auflegen», sagte Van Horne,
rührend darum besorgt, daß sie sich nicht langweilten. «Hier ist
überall Vier-Kanal-Stereo instal iert.»
«Seht», sagte Jane, «ich habe ein Auto vorfahren hören.»
«Hal oween-Besucher», vermutete Van Home. «Fidel gibt ihnen ein
paar mit Rasierklingen gespickte Äpfel, die haben wir uns extra
ausgedacht.»
«Vielleicht kommt Sukie zurück», sagte Alexandra. «Ich liebe dich,
Jane, du hast wunderbare Ohren.»
«Ja, nicht, sie sind hübsch», sagte Jane. «Ich habe nun mal hübsche
Ohren, das hat schon mein Vater immer gesagt. Sieh mal.» Sie strich
sich erst vom einen Ohr das Haar zurück und dann, den Kopf
wendend, vom anderen. «Nur schade, daß das eine ein bißchen höher
sitzt. Jede Bril e, die ich aufsetze, hängt mir schief auf der Nase.»
«Sie sind ganz ordentlich», sagte Alexandra.
Jane nahm das als Kompliment und fügte hinzu: «Und sie liegen
schön flach am Kopf an. Sukies wölben sich vor wie bei einem Affen.
Hast du das schon bemerkt?»
«Schon oft.»
«Und außerdem stehen ihre Augen viel zu eng zusammen, und sie
hätte sich ihren Überbiß korrigieren lassen müssen, als sie
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