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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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Schwager« erst von dem Vorwurf, ein Dämon zu sein, reingewaschen werden.
    Alberta konnte sich die Enttäuschung der jungen Leute lebhaft vorstellen, jetzt, wo sie selbst wusste, wie es war, wenn
man liebte und geliebt wurde. Sie klammerte sich an die Hoffnung, Auguste Friederike und Fabrizio, der älteste Sohn Serafinos, würden ihr die Verzögerung des Genusses ehelicher Freuden am Ende schon verzeihen.
    Auch ihr anderer Vetter, Padre Maurizio, seit kurzem Mitglied des Ordens der Gesellschaft Jesu, behandelte sie die ganze Zeit über reichlich kühl. Keine Frage: Die Familie D’Annunzio-Malvi sehnte den Tag ihrer Abreise herbei.
    »Ich kann hier nicht tatenlos sitzen und in Ruhe abwarten, was diese kleine Mistkröte Constanze noch alles gegen mich ausheckt. Ich muss vor Ort sein und mich dagegen wehren.«
    »Recht so! Wie ein wahrer Mann gesprochen«, jubelte Paolina und erfasste offenbar die Ironie ihrer Worte gar nicht. Auch der Oheim stimmte nach einigem Zögern - des Anstands wegen - erleichtert zu. »Nun denn, mein Kind, wenn du glaubst, in München etwas ausrichten zu können, so wollen wir dich in Gottes Namen nicht aufhalten«, drückte er sich etwas hochtrabend aus - und atmete vermutlich im Stillen auf.
    Von dem Plan, bereits jetzt heimzukehren, ließ Alberta wohlweislich vorerst nichts nach Bayern verlauten. Sie wusste, was ihr Vater und Pater Winfried davon hielten - von Albrecht, ihrem Liebsten, ganz zu schweigen.
    Der verliebte Edelmann auf seinem Schloss in der Toskana wähnte seine schöne Braut Alberta in bester Obhut, abgeschirmt von jeglicher Gefahr. Hatte er sie doch persönlich ihren Verwandten - wie er glaubte »zu treuen Händen« - übergeben. Er beabsichtigte in der Zeit, bis sie sich endlich die Hand zum Ehebund reichen konnten, einige bauliche Veränderungen und Modernisierungen in dem alten Gemäuer vornehmen zu lassen.
    In England, so hatte er gehört, gab es inzwischen für Edelleute
eine kostspielige Möglichkeit, sich in ihren Schlössern sogenannte Spülklosetts einbauen zu lassen. Diese sensationelle Neuerung schwebte auch Albrecht vor. Überhaupt wusste er kaum wohin mit all seinem Elan und seiner überschüssigen Lebensfreude; er konnte den Einzug Albertas kaum noch erwarten; hätte er geahnt, zu welch waghalsiger Unternehmung Alberta sich augenblicklich aufmachte, wäre ihm himmelangst geworden.

KAPITEL 39
    7. bis 9. Januar 1612, auf dem Weg über die Alpen nach Bayern
     
    DER GESAMTE WINTER war zu mild gewesen. Bereits seit der Jahreswende herrschte Tauwetter. Die Temperaturen waren überraschend hoch und der wenige Schnee in den Bergen schmolz zum großen Teil dahin. Die Pässe waren nahezu aper und Gräfin Alberta kam gut voran. Nur ganz wenige »Verrückte« traf sie unterwegs, die - gleich ihr - im Hochwinter eine Alpenüberquerung in Richtung Norden wagten.
    Das taten nur diejenigen, die unbedingt mussten, etwa Kaufleute und Händler, die der Wintereinbruch im Süden überrascht hatte und die sich jetzt verspätet auf den Heimweg machten, oder Kuriere, die sowieso bei jeder Art von Witterung gezwungen waren, unterwegs zu sein. Es gab auch vereinzelte Wandermönche, denen selbst die Unbilden des Wetters nichts ausmachten. Und dann gab es natürlich noch die Gauner, die aus verständlichen Gründen genötigt waren, Italien schleunigst den Rücken zu kehren.
    In den wenigen Herbergen, die sie unterwegs fand, machte
Alberta mit allen vier Gruppen Bekanntschaft, aber selbst die letzte war nicht sehr bedrohlich für sie, da sie sich wohlweislich recht ärmlich gekleidet hatte, um nicht etwa als vermögend aufzufallen. Ihr Geld hatte sie gut versteckt, dafür ihre Waffen umso augenfälliger platziert.
    Den Degen behielt sie ständig umgeschnallt. Selbst beim Essen und beim Schlafen in den abgelegenen Berghütten hatte sie ihn sowie einen scharf geschliffenen Dolch in ständiger Reichweite, dazu steckte hinten im Hosenbund zusätzlich eine Faustfeuerwaffe.
    Aber die würde sie nur im Notfall benützen, denn das Schießen damit beherrschte sie nicht allzu gut; das Degenfechten hatte sie allerdings noch nicht verlernt.
    Für ein geübtes Auge zeugte ihr Pferd zwar von einem gewissen Wohlstand seines Besitzers. Aber die Gräfin hatte es nicht über sich gebracht, ihr geliebtes Reittier zurückzulassen, um statt ihres zuverlässigen Wallachs mit einer klapprigen Mähre vorliebzunehmen. Mochten die Spitzbuben ruhig denken, sie habe das edle Ross gestohlen …
     
    Schneller als

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