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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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achten, dass sich Hebräer nicht länger als drei Tage innerhalb der weißblauen Grenzpfähle aufhielten.
    Für die von der Nässe verdorbenen Getreidefelder und die verfaulten Rüben auf den unter Wasser stehenden Äckern musste also ein neuer Sündenbock gefunden werden. Und da boten sich, wie auch schon in den vergangen Jahrhunderten, natürlich die Hexen mit ihrem »schädlichen Wetterzauber« an. Maximilian selbst hatte in seinem Land die Hexenfeuer wieder zum Lodern gebracht - und die finsteren Inquisitoren zu häufig gesehenen Gästen an seinem Hof gemacht.
     
    Bald hatten die zwei flink ausschreitenden Spanier die nahegelegene, durch Kerzenschein erhellte Residenz erreicht. Der Trabant löschte seine Fackel und überließ die Patres nach einer ehrerbietigen Verbeugung einem herzoglichen Diener in weißblauer Livree, der sie zum Fürsten geleiten sollte.

    Die Unterredung der drei Herren verlief einvernehmlich. Man kannte und schätzte sich gegenseitig. Stillschweigend kam man überein, dass Problem und Lösung bei der selbsternannten »Heiligen« lagen und nicht beim Geheimen Rat Rupert zu Mangfall-Pechstein - den der Herzog aus mancherlei Gründen brauchte.
    Die Spanier erwähnten ihr Gespräch mit dem Vater der jungen Frau, in dessen Verlauf sie diesen über ihre wahren Motive getäuscht hatten, wohlweislich nicht. Denn auch wenn sie sich grundsätzlich mit Maximilian einig waren, so hatten sie diese heikle Strategie nicht mit ihm abgesprochen - ein Umstand, der den Zorn des Herzogs erregen könnte.
    »Dieser Gräfin werden wir genau auf den Zahn fühlen«, kündigte einer der Jesuitenpatres beflissen an. »Selbst wenn dies mächtigen Ärger mit ihrer einflussreichen Familie bedeutet.«
    »Leider hat die junge Dame selbst dazu beigetragen, Eure Durchlaucht«, sprang ihm sein Ordensbruder bei. »Es wäre klüger gewesen, sie hätte den Mund gehalten über ihre angeblichen Heimsuchungen - die uns eher als hysterische Einbildungen eines von unreinen Gedanken besessenen Frauenzimmers vorkommen. Es scheint, dass sie sich rächen will an einem, der sie angeblich verschmäht hat.
    Es könnte eine Geistesstörung zugrunde liegen - oder teuflische Bosheit: Vielleicht hat sie mit dem Teufel einen Pakt geschlossen, um Euren Geheimen Rat zu verderben.«
    »Für den jungen Grafen zu Mangfall-Pechstein lege ich meine Hand ins Feuer«, unterstrich der Herzog. »Warum sollte ein derart gutaussehender und charmanter junger Mann es nötig haben, eine angehende Nonne zu verfolgen? Er hätte sie ja sogar im Ehebett haben können! Ich habe mich erkundigt und es steht einwandfrei fest, dass der Vater des Fräuleins
sie den Mangfallern als Schwiegertochter angeboten hat und diese abgelehnt haben, weil der Sohn einst ein Gelübde abgelegt hat, ehelos zu bleiben.«
    »Gewiss hat das Mädchen gelogen und weiß jetzt nicht mehr, wie es sich aus der Affäre ziehen soll. Am einfachsten wäre es wohl, die junge Dame stillschweigend zu ihren Eltern nach Hause zu schicken«, resümierte der ältere der beiden Jesuiten.
    »Aber dieser Weg ist uns verbaut, weil das Fräulein selbst viel zu viel Wirbel um ihren angeblichen Dämon veranstaltet hat. Sogar als Heilige hat die Vermessene sich verehren lassen! Um einen Malefizprozess werden wir demnach schwerlich herumkommen.«
    Der Herzog seufzte. Zu seinem Leidwesen sah er das ähnlich.
    »Wir dürfen auch nicht außer Acht lassen, Ehrwürdige Väter, dass sie den guten Ruf von Graf Rupert in den Schmutz gezogen hat«, ergänzte er sorgenvoll. »Die Ehre des Grafen muss auf alle Fälle wieder zweifelsfrei hergestellt werden. An meinem Hof beschäftige ich doch keine Teufelsdiener! Was hat das törichte Frauenzimmer sich bloß dabei gedacht?«
    »Die meisten Frauen tun sich etwas schwer mit dem Denken, Herzog«, behauptete einer der Spanier trocken. »Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, sind Frauen Wesen, die überwiegend dem Gefühl nach handeln, statt den Verstand zu bemühen.«
    Maximilian ließ das unwidersprochen stehen - vermutlich war er derselben Meinung.
    »Dem offensichtlich verwirrten Geisteszustand dieses jungen Weibes Rechnung tragend, sollte man der Jungfer vielleicht die Gelegenheit geben, von ihren dubiosen Anklagen Abstand zu nehmen. Für alle Beteiligten wäre es besser,
wenn man die leidige Angelegenheit gütlich und ohne weiteres Brimborium ad acta legen würde«, sagte der Herzog nach einer Weile.
    Die Patres befanden sich in einer Zwickmühle. Einerseits war ihnen

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