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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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eine Anfrage vom französischen Hof. Der jüngere Sohn der Regentin Maria de Medici ist noch zu haben - aber Auguste hat ihren eigenen Kopf und wollte auf keinen Fall ›die florentinische Krämerin‹ zur Schwiegermutter haben. Außerdem haben wir Gerüchte gehört, dass Monsieur sich einen Spaß daraus macht, sich als Mädchen zu verkleiden, und sich zudem mit höchst dubiosen Freunden umgibt …
    Dann war da noch einer in der engeren Wahl, ein Abkömmling derer von Preysing. Einen Spross dieses altbayerischen Geschlechts, mit dem unser Herzog noch einiges vorzuhaben scheint, hätten dein Vater und ich sehr gerne als Eidam begrüßt. Aber ihn empfand deine Schwester mit seinen vierunddreißig Jahren als zu alt. Für Auguste musste es unbedingt der Sohn meines Bruders sein. So haben wir uns eben den päpstlichen Dispens, der nahen Verwandtschaft wegen, erbeten.«
    Alberta war bekannt, dass es ein kleines Vermögen kostete, damit der Heilige Vater beide Augen zudrückte.
    »Der Bruder Fabrizios, der Jesuitenmönch Pater Maurizio, den du persönlich kennst, Alberta, wird das junge Paar in diesem Herbst in Italien trauen«, ergänzte der Graf. »Vielleicht kannst du an der Hochzeit teilnehmen, wenn deine römischen Verpflichtungen dir die Zeit dazu lassen.«
    »Wir haben dir auch etwas mitgebracht, Cara«, verkündete die Gräfin gleich darauf geheimnisvoll. »Ich denke, du wirst einigermaßen überrascht sein.«
    Diese Ankündigung sollte sich als gewaltige Untertreibung
herausstellen: Was ihre Mutter da hinter ihrem Rücken hervorzauberte, ließ Alberta schier den Atem stocken: Handelte es sich doch um das von Albrecht Dürer im Jahre 1505 gemalte Porträt Junge Venezianerin !
    Sie hatte dieses Gemälde in Venedig von Conte di Pamfili-Morricone nicht für Herzog Maximilian, sondern für sich selbst erworben. Es hatte sie vom ersten Augenblick an begeistert. Irgendwie glaubte sie in dem Porträt dieser jungen Frau eine frappierende Ähnlichkeit mit Albrecht von Hochfelln-Tausch zu erkennen …
    Dieses Werk Dürers war jedoch in München nicht angekommen; sie hatte vermutet, es sei während des Transports über die Alpen verlorengegangen oder gestohlen worden und hatte es längst abgeschrieben.
    »Woher habt Ihr das wunderbare Bildnis, Mutter?«, fragte sie freudestrahlend. Die Gräfin verriet ihr, dass kürzlich ein äußerst liebenswürdiger Edelmann aus der Steiermark, namens Albrecht, Freiherr von Hochfelln-Tausch, auf dem Schloss aufgetaucht sei und das Porträt übergeben habe, mit der Erklärung, es handle sich um das Eigentum Ruperts, dessen guter Freund zu sein er überaus stolz und glücklich sei.
    Der österreichische Baron, ein »über die Maßen charmanter und gebildeter Herr«, wie die Contessa zu betonen nicht müde wurde, habe einige Tage als geschätzter Gast bei ihnen auf dem Schloss verbracht. Er habe in den höchsten Tönen von »Rupert« geschwärmt: Von »seiner« Bildung, »seinem« Wissen, »seinem« Charakter, »seinen Ansichten«, die sich weitgehend mit seinen eigenen im Einklang befänden, und so weiter …
    Alberta musste sich ganz schnell setzen, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    Der Mann, der beinahe jede Nacht durch ihre sehnsuchtsvollen
Träume geisterte und an dessen männlich-schönes Gesicht sie auch häufig tagsüber denken musste - dieser Mann hatte ihre Eltern aufgesucht!
    Beinahe hätte die junge Gräfin überhört, auf welche Weise Albrecht zu dem Gemälde des Nürnberger Künstlers gekommen war: Beim Verpacken im Fondaco dei Tedeschi in Venedig hatte man es versehentlich zu den Sachen des Freiherrn gestellt; so war es erst irrtümlich in die Nähe von Lucca, zum Anwesen des Barons, transportiert worden.
    »Erst nach dem Auspacken hat Albrecht das peinliche Versehen bemerkt. Er hat sich liebenswürdigerweise extra die Zeit genommen«, betonte die Gräfin, »nach Bayern zu reisen. Glücklicherweise hatte er sich den Namen unseres Stammschlosses gemerkt; du hattest ihn wohl einmal erwähnt. Zu einem Besuch in München reichte seine Zeit leider nicht mehr. Aber der Baron würde sich freuen, wieder einmal von dir zu hören, mein Kind.«
    Alberta fühlte sich innerlich wie zerrissen: Der schöne, kluge Edelmann trug ihr ernsthaft seine Freundschaft an, worüber sie beinahe zu Tränen gerührt war. Gleichzeitig überfiel Alberta das niederschmetternde Gefühl schmerzlichen Verlustes: Albrecht von Hochfelln-Tausch sah in ihr den Kameraden und guten Freund; und nur als

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