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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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als ernste, gereifte Persönlichkeit entgegen, mit hoher Stirn, großen, graublauen Augen und langer, gebogener Nase, die ihm sein Großvater Albrecht vererbt hatte. Er trug Schnurr- und Knebelbart, wie es der augenblicklichen Mode entsprach.
    Das rötliche Haar, das er lange Zeit nach französischer Manier kurzgeschnitten getragen hatte, fiel ihm nun - neuestem Modediktat entsprechend - bis auf die Schultern. Seinen Besuchern war diese Veränderung in der Tat gleich zu Beginn der Audienz aufgefallen …
    »Dieses Bild ist Euch treffend ähnlich, Durchlaucht«, lobte Eleonora artig. »Der Maler - wie ich sehe, handelt es sich um den Münchner Maler und Kupferstecher Johann Matthias Kager - versteht offenbar sein Handwerk.«
    »Der Meinung bin ich auch, Gräfin«, begeisterte sich der Herzog. »Obwohl Meister Kager eher für kleine Gemälde und Stiche mit allegorischen und mythologischen Inhalten bekannt ist oder sich gleich ganz riesigen Fassadenbildern und Deckengemälden widmet, versteht er auch einiges vom Porträtieren.«
    »In der Tat, sehr gut getroffen, Vetter«, murmelte Wolfgang Friedrich lahm, bemüht, ein wenig Anteilnahme zu heucheln. Dieses weitere Gemälde seines Verwandten - er hatte inzwischen aufgehört, die Anzahl der Abbildungen Maximilians zu
zählen - ließ ihn vollkommen kalt. Er hätte es vorgezogen, mit dem Landesherrn über wirklich wichtige Dinge zu debattieren.
    Über die ständig wiederholten herzoglichen »Mandate zur Sittlichkeit« beispielsweise, die den Grafen nachgerade wütend machten. Letzthin war er regelrecht ausfallend geworden, als er von der neuesten Verordnung des Fürsten erfuhr, die ihn - wie alle anderen Landstände auch - dazu verpflichten wollte, »unter den Bettdecken seiner Untertanen zu schnüffeln«, wie er sich ausdrückte.
    »Und schwere Strafen bei Unterlassung droht der Kerl mir auch noch an«, hatte er geschäumt. Seine Gemahlin hatte Mühe gehabt, ihren Ehemann davon abzuhalten, seinem Unmut vor seinen Kindern und dem Gesinde weiter Luft zu machen.
    Um den Herzog daran zu hindern, die begrenzte Zeit der Audienz mit »Geschwätz« über Bilder zu vertun, wagte Graf Wolfgang Friedrich schließlich doch einen direkten Vorstoß.
    »Wann, geschätzter Vetter, gedenkt Ihr wieder einmal einen Allgemeinen Ständetag einzuberufen? Ich meine, es gäbe wieder allerhand, was der Diskussion bedürfte. Angefangen bei den ständig steigenden Beiträgen für den Zusammenschluss in der katholischen Liga bis zu den abscheulichen und jeden Christenmenschen abstoßenden Hexenprozessen.«
    Maximilian war bei dieser ganz unverhohlenen Attacke unwillkürlich zusammengezuckt, aber gleich darauf hatte er sich wieder hervorragend in der Gewalt.
    »Seid versichert, Graf, dass ich Euch rechtzeitig Bescheid gebe, wenn es so weit ist. Kommt Zeit, kommt Rat, mein Lieber. Im Augenblick sehe ich keine Möglichkeit, die Landstände einzuberufen. Bitte habt noch ein wenig Geduld, Graf.«
    Elegant war der Herzog auch diesem strittigen Punkt ausgewichen.
Wolfgang Friedrich musste an sich halten, um nicht unwillig das Gesicht zu verziehen. War er doch sicher, nur vertröstet zu werden. Wie hatte er neulich erst seiner Frau prophezeit?
    »Ich denke, Maximilian will in Zukunft ganz allein regieren und die Stände überhaupt nicht mehr einberufen.«
    Instinktiv hatte er damit ins Schwarze getroffen. Schon unter seinem Vorgänger Wilhelm hatte die Frequenz der Landtage stark abgenommen und sein Sohn, der die Landschaftskasse beschlagnahmt hatte, sah überhaupt keine Notwendigkeit, sich mit diesem aufmüpfigen Gremium auseinanderzusetzen: Zwischen ständischem und landesherrlichem Herrschaftsanspruch kam es andauernd zu Konfrontationen.
    Der Herzog dachte gar nicht daran, die Regierungsgewalt zu teilen. Er fühlte sich durchaus wohl als souveräner Alleinherrscher. Alberta hatte erst tags zuvor versucht, dies ihrem Vater zu erklären:
    »Die tiefe Religiosität Maximilians ist die Ursache seines Selbstverständnisses als Landesvater. Als christlich-patriarchalischer Fürst sieht er sich in der Pflicht, für das Seelenheil seiner Untertanen Sorge zu tragen. Von daher ist er berechtigt, notfalls mit Zwang dieser sittlichen Verpflichtung nachzukommen. Außerdem: Die Glaubensdisziplinierung fördert die Einordnung der Untertanen in den Fürstenstaat. Diese Anschauung teilt der Herzog übrigens mit den meisten seiner Standesgenossen.«
    Der Graf hatte darauf lieber nichts erwidert, beseelt von der festen

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