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Die Hexenadvokatin

Die Hexenadvokatin

Titel: Die Hexenadvokatin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
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den Herzog so anzusprechen.
    »Er hat überhaupt nicht das Recht, sich so zu nennen - genauso wenig, wie sein Vater Wilhelm befugt war, sich mit diesem Titel zu schmücken. Herzöge werden im Allgemeinen mit ›Euer Gnaden‹ angesprochen, nicht mit ›Eure Durchlaucht‹. Diese Ehre gebührt nur Erzherzögen und Kurfürsten.
    Schon Wilhelm V. war so vermessen, sich mit ›Eure Durchlaucht‹ titulieren zu lassen, weil er bei den Reichstagen zu Regensburg den Vortritt vor anderen Fürsten genießen wollte und zusammen mit den Erzherzögen auf der ersten Bank zu sitzen wünschte.
    Der Kaiser hat diese Eigenmächtigkeit zwar geduldet, weil er den Bayern als Verbündeten brauchte - aber rechtens ist sie keineswegs. Mich werden jedenfalls keine zehn Pferde dazu bringen, Maximilian eine Anrede zu gönnen, auf die er keinen Anspruch hat.«
    »Ihr mögt Euren Vetter Maximilian wohl nicht so besonders,
Wolfgang Friedrich.« Das war weniger eine Frage als vielmehr eine Feststellung. »Woher kommt das?«
    »Seine übertrieben katholische Art liegt mir nicht. Dafür kann er nichts, das gebe ich zu; seine Erziehung hat ihn so geprägt. Ich halte es lieber mit den Brüdern unseres Herzogs. Die sind heiteren Gemüts, lieben das Leben und die Annehmlichkeiten, die es bietet, während bei Maximilian alles mit starrer Askese, harter Arbeit und schmerzlichem Verzicht garniert sein muss.
    Gelacht hat mein Verwandter noch niemals viel, aber je älter er wird, umso verbissener beurteilt er alles. Und seine penetranten Sittlichkeitsmandate können mir gestohlen bleiben! Ich denke nicht daran, meine eigenen Leute zu bespitzeln.
    Mir ist wichtig, dass sie tagsüber ordentlich und fleißig ihrer Arbeit nachgehen; was sie nachts auf ihren Strohsäcken miteinander treiben, interessiert mich - mit Verlaub gesagt - einen Dreck. Verzeiht die deutliche Sprache, Liebste!
    Meine Meinung teilen die meisten weltlichen Stände und auch nur die wenigsten der geistlichen Herren wollen sich vom Herzog als Keuschheitspolizei missbrauchen lassen. Außer vielleicht Männer wie beispielsweise der Fürstbischof von Würzburg, Julius Echter von Mespelbrunn.
    Dass dessen erzkatholischer Eifer unserem Maximilian gut gefällt, ist verständlich. Bischof Julius ist sehr vermögend und spendet reichlich für die Liga, der er gleich als einer der ersten beigetreten ist. Er ist ein Mann so recht nach dem Herzen meines Verwandten - ganz anders als Wolf Dietrich von Raitenau, dieser - nach des Herzogs eigenen Worten - ›Räuber, Ketzer und gottlose Hurentreiber‹.«
    »Ich habe gehört, der Herr von Mespelbrunn hat neben zahlreichen Kirchen eine Universität in Würzburg gestiftet und für arme Leute das Juliusspital, dem er gar eigene Weinberge
geschenkt haben soll. Er ist wohl ein sehr strenger Herr, sorgt sich aber vorbildlich um Arme und Kranke.«
    »Das ist wahr, Liebste! Gleichzeitig wollen wir aber nicht vergessen, dass gnadenlose Hexenverfolgungen in seinem Herrschaftsgebiet gang und gäbe sind. Er ist geradezu besessen davon, das ›Hexenunwesen‹ - soll heißen arme, alte und geistesschwache Weiblein - auszurotten. Im Vergleich zu ihm ist unser Maximilian geradezu zahm …«
    »Wäre der bayerische Herzog doch bloß ein Gegner der Jagd auf sogenannte Hexen. In meiner Heimat Italien hält man sich damit ziemlich zurück - obwohl jedes Dorf mindestens eine Strega besitzt und die meisten Leute an ihre Zauberkräfte glauben, vor allem an den bösen Blick.«
    Die Gräfin seufzte und sandte einen wehmütigen Blick hinaus in den von Sonnenlicht durchfluteten Schlosspark, der sanft anstieg und beinahe unmerklich ins schroffe Gelände des Berges überging, auf dem das Gebäude thronte. Dann lächelte sie.
    »Ich selbst habe einst den Duce von Ferrara, als die Rede auf den bösen Blick kam, sagen hören: ›Ich weiß, dass es nicht wahr ist - aber ich glaube daran.‹ Wir Italiener schützen uns mit Amuletten, Gebeten und gekreuzten Fingern gegen das Übel und bemühen nicht gleich die Gerichte. Und wir errichten so gut wie keine Scheiterhaufen - es sei denn gegen bekennende Ketzer.
    Es gefällt mir gar nicht, dass unsere Tochter Alberta als ›Oberster Kommissar in Hexenangelegenheiten‹ mit derlei unappetitlichen Dingen befasst ist.«
    Ängstlich sah sich die Gräfin um, ob nicht etwa einer der Diener in der Nähe war und ihre wenig obrigkeitstreue Meinungsäußerung, die zudem Albertas Identität enthüllte, gehört hatte. Doch es befand sich niemand außer ihr

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