Die Hexenfalle

Ohrringe
kontrastierten zu der schlichten Eleganz ihrer weißen Satin-Sandaletten.
Irgendwie machten diese Accessoires ihren hinreißenden Körper noch nackter. Sie
hob die Arme, wobei sich ihre Brüste im Gleichklang der Bewegung ebenfalls
hoben; dann erbebten sie, als sie die Hüften kreisend zu bewegen begann.
    Vielleicht mochte es irgendwo
auf der Welt einen Mann geben, der ihr in diesem Augenblick widerstanden hätte,
aber jedenfalls hieß er nicht Baker. Ich kam blitzschnell auf die Beine, griff
nach den einladend rotierenden Hüften und zog Iris an mich. Sie folgte ohne
Widerstand und schmiegte sich mir so dicht an, daß ich zugleich das Gewicht
ihrer Brüste spürte, die sanfte Mulde darunter und die geschmeidige Festigkeit
ihrer Schenkel, die sich an den meinen rieben. Im letzten Augenblick wandte sie
den Kopf, so daß sie meinem Kuß auswich, preßte die Wange an mein Gesicht und
brachte die Lippen dicht an mein Ohr.
    »Schnapp !« Sie kicherte triumphierend, bevor sie mir die Zähne tief ins Ohrläppchen grub.

7
     
    Ich erwachte durch ein Klopfen
an meiner Tür und sprang in einer unterbewußten Schuldreaktion fast senkrecht aus dem Bett. Dann erst bemerkte ich, daß ich
allein war. Iris mußte, nachdem ich eingeschlafen war, in ihr Zimmer gegangen
sein. Strahlender Sonnenschein fiel durch das offene Fenster, und meine Uhr
zeigte auf neun Uhr dreißig.
    »Larry ?« rief Elaine. »Sind Sie wach ?«
    »Jawohl«, rief ich zurück.
    »In zehn Minuten Frühstück,
okay?«
    »Wunderbar, bin gleich soweit .«
    Fünfzehn Minuten später kam ich
gewaschen, angezogen und rasiert die Treppe herunter.
Das Frühstück spielte sich hier in der Küche ab. Tante Emma und die beiden
Mädchen saßen bereits am Tisch, während Mrs. Robins den Kochherd überwachte und
die jeweiligen Gänge servierte.
    »Guten Morgen, Mr. Baker.«
Tante Emma bedachte mich unter der breiten Krempe ihres voluminösen Hutes
hervor mit einem Lächeln. Ich fragte mich im stillen ,
ob sie den Hut wohl auch im Bett aufbehielt.
    »Guten Morgen.« Ich ließ mich
neben Iris nieder, Elaine und ihrer Tante gegenüber.
    »Haben Sie gut geschlafen,
Larry ?« Iris wandte den Kopf und musterte mich
fragend. Ihre Haut leuchtete geradezu vor Befriedigung, und ihre Stimme klang
wie das satte Schnurren einer Katze nach wildbewegter Nacht auf den Dächern.
    »Ja, danke«, murmelte ich.
    »Ich habe eine absolut
hinreißende Nacht hinter mir«, gurrte sie.
    Mrs. Robins stand mit
spöttischen Augen neben mir und wich nicht von der Stelle, bis ich ihren Kaffee
und den Toast demonstrativ gelobt hatte. Elaine schien so gut wie gar nichts zu
essen, während sich Iris systematisch durch einen Berg Pfannkuchen arbeitete,
die sie Stück für Stück ausgiebig mit Ahornsirup übergoß .
Allein der Anblick verursachte mir Magendrücken.
    »Steve Engsted hat vorhin
angerufen«, sagte Elaine unvermittelt.
    »Weswegen denn ?« erkundigte sich Iris desinteressiert.
    »Er wollte gegen elf Uhr
herüberkommen. Ich habe ihm gesagt, daß wir nichts dagegen hätten .«
    »Wahrscheinlich ist er
neugierig, ob ich Larry gestern nacht noch mit dem
Hackebeil fertiggemacht habe .« Sie lachte heiser.
»Fertiggemacht hab’ ich ihn, aber nicht mit dem Hackebeil, nicht wahr, Larry ?«
    Mrs. Robins scharfe Stimme
enthob mich der Peinlichkeit einer Antwort. »Das erinnert mich übrigens, Iris«,
sagte sie anklagend. »Was gab es denn so Wichtiges, daß Sie mitten in der Nacht
anrufen mußten ?«
    »Ich habe nicht angerufen«,
erwiderte Iris.
    »Einer muß es doch gewesen sein .« Die Haushälterin verschränkte die Arme über der flachen
Brust und musterte uns alle vier mißtrauisch. »Ich habe das Telefon zweimal
läuten hören. Dann scheint jemand an den Apparat gegangen zu sein .«
    »Wann war das denn ?« wollte Iris wissen.
    »Etwa eine halbe Stunde, bevor
dieses Theater mit der nächtlichen Baderei anfing.«
    »Ich habe nichts gehört«, sagte
Elaine. »Vermutlich hat der Anrufer gemerkt, daß er falsch verbunden war, und
aufgehängt .«
    »Hm...« Mrs. Robins zog
verächtlich die Luft ein. »Höchst unwahrscheinlich.«
    »Ich muß sagen...«, Iris
erstickte fast vor Lachen, aber diesmal klang es ziemlich forciert, »dieses Bad
hat Larry ungeheuer angeregt. Als ich an seinem Zimmer vorbeikam, um ihm gute
Nacht zu sagen, war er wie eine reißende Bestie !«
    Ich sah, wie Elaine
zusammenzuckte, als habe sie jemand geschlagen, dann überzogen sich ihre Wangen
mit glühender Röte. Tante