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Die Hexenfalle

Die Hexenfalle

Titel: Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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bekommen könnten,
sollte sie auch niemand anders kriegen. Eher mußte sie zu meiner armen
Schwester auf den Grund des Sees .« Sie ließ entmutigt
die Schultern sinken. »Nicht einmal die Giftpilze haben geholfen. Der Fluch
liegt auf uns allen, weil wir ihre Pläne durchkreuzt haben. Manchmal denke ich,
es wäre besser, wenn wir uns ihrem Willen beugten, alles zusammenpackten und
das Haus verließen .«
    Elaine gab einen murmelnden
Laut von sich und richtete sich mit weitgeöffneten Augen auf. Tante Emma legte
ihr schnell den Arm um die Schultern und sprach beruhigend auf sie ein.
    »Es ist alles gut, mein
Liebling. Du brauchst keine Angst zu haben .«
    »Ich bin ja ganz naß«, sagte
Elaine in kindlichem Tonfall. »Was ist denn mit mir passiert? Ich hatte so
einen schrecklichen Traum und...« Ihre Augen füllten sich mit Entsetzen. »Jetzt
erinnere ich mich! Es war furchtbar, ganz furchtbar! Tante Sarah hat vom
Seegrund nach mir gerufen .« Sie schauderte zusammen.
»Ich konnte sie sehen. Ihr Haar schwamm auf dem Wasser, als sie meinen Namen rief
und mir winkte. Ich wollte nicht zu ihr, aber ich konnte nicht anders. Ich
steckte die alte Laterne in der Küche an und...« Sie schauderte wieder: »...das
Wasser war so kalt !« Sie schob die Decken bis zur
Taille hinunter und betastete langsam die Vorderseite ihres durchnäßten
Nachthemdes. »Es ist wahr !« Sie starrte ihre Tante mit
geweiteten Augen an. »Es ist wirklich passiert. Es war nicht nur ein
schrecklicher Alptraum .«
    »Mach dir jetzt keine Gedanken
mehr«, sagte die alte Dame entschieden . »Du hast Glück
gehabt, mein Liebling. Glück gehabt, daß Mr. Baker gerade von Wendover kam und
dich rechtzeitig gesehen hat .«
    Elaine blickte mich erstaunt
an. »Sie haben mich gerettet, Larry ?«
    »Es war der Pfadfinder in mir«,
erwiderte ich. »Jetzt kann ich beruhigt sein — bis morgen werden keine guten
Taten mehr verlangt .«
    »Ich danke Ihnen, Larry«, sagte
sie ernst. »Ich danke Ihnen, daß Sie mir das Leben gerettet haben .« Sie hob die Hand, um sich übers Haar zu streichen, und
berührte dabei den Glibber, der an ihrem Kopf klebte. Ihr Gesicht erstarrte vor
Entsetzen. »Ich muß ja furchtbar aussehen !«
    »Vermutlich ähnlich wie ich«,
sagte ich tröstend.
    Mrs. Robins erschien plötzlich
auf der Schwelle des Wohnzimmers, in einen Morgenrock gehüllt, der bis zu den
Knöcheln reichte. Ihre dünnen Lippen waren mißbilligend zusammengepreßt, die
dunklen Augen glitzerten erbost. »Was geht hier eigentlich vor, mitten in der
Nacht ?« verlangte sie zu wissen.
    »Elaine hatte einen häßlichen
Alptraum«, erwiderte Tante Emma begütigend.
    »Was mich nicht überrascht, bei
alldem Blödsinn, den Sie ihr eintrichtern !« Mrs.
Robins zog scharf die Luft ein. »Was ist mit ihm? Hat er auch schlecht geträumt ?«
    »Ich bin auf dem Rückweg von Wendovers Party in den See gefallen«, entgegnete ich.
    »Sie haben Iris dort allein
zurückgelassen ?« fauchte sie. »Das ist ja auch nicht
gerade fein !«
    »Mäßigen Sie sich, Mrs.
Robins«, sagte Tante Emma schroff. »Was hier geschieht, geht Sie gar nichts an.
Legen Sie sich wieder ins Bett .«
    »Geht mich nichts an ?« Die Haushälterin deutete anklagend auf mich. »Wo er Iris
ganz allein in diesem Sündenbabel zurückgelassen hat? Er sollte sich schämen,
und Sie beide ebenfalls .« Sie blinzelte verbittert zu
Elaine und deren Tante hinüber. »All dieses törichte Geschwätz über Hexen! Kein
Wunder, wenn das Mädchen Alpträume hat. Warum können Sie die Seele Ihrer armen
Schwester nicht in Frieden ruhen lassen?«
    »Es sind die anderen, die sie
nicht in Ruhe lassen«, stellte Tante Emma leise richtig. »Warum packen Sie
nicht Ihre Sachen und verschwinden, wenn Sie an uns so viel auszusetzen haben ?«
    »Ich will Iris nicht im Stich
lassen«, erwiderte Mrs. Robins spitz. »Es ist immer wieder die gleiche
Geschichte: die kluge und die törichte Schwester. In diesem Fall war Sarah die
Kluge, Gott hab sie selig. Ich möchte nicht riskieren, daß Iris das gleiche
Schicksal erleidet .« Sie stolzierte hinaus und schlug
die Tür hinter sich zu.
    »Allmählich wird sie vollkommen
unmöglich«, sagte Elaine. »Ich weiß ja, daß wir wegen Tante Sarahs Testament
mit ihr auskommen müssen, aber Iris könnte ihr wenigstens verbieten, so mit uns
zu reden .«
    »Ich glaube kaum, daß sich Iris
Gedanken darüber macht, wie Mrs. Robins mit uns spricht, Liebes«, murmelte ihre
Tante. »Aber ärgere dich jetzt nicht.

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